Als "Harmonisierung" ist die Änderung der Geschwindigkeitsbeschränkungen zwischen Trimberg und der Landkreisgrenze im Frühjahr groß angekündigt worden: Bei einem Termin mit Vertretern der Polizei und mehrerer Behörden wurden Tempo-80-Schilder abgeschraubt und durch Tempo-70-Schilder ersetzt. "Es geht um eine Harmonisierung der Geschwindigkeit auf den Bundesstraßen. Nicht 60 und nicht 80 Kilometer pro Stunde, sondern 70 km/h sollen es sein", sagte stellvertretender Landrat Emil Müller (CSU) damals.
Zudem sollten angeblich Schilder eingespart werden. Von Harmonie ist bei vielen Autofahrern und Bürgern aber wenig zu spüren: "In der Marktgemeinde Elfershausen stößt die Umsetzung der Maßnahme auf Unverständnis, sowohl im Gemeinderat als auch durch die Rückmeldung von vielen Bürgerinnen und Bürgern", berichtet etwa Bürgermeister Johannes Krumm. Im Ortsteil Trimberg gab es sogar eine Unterschriftenaktion - jedoch erfolglos.
Auf Höhe Trimberg galt jahrzehntelang Tempo 60, dort dürfen Autofahrer seit März also 10 km/h schneller fahren. In Richtung Machtilshausen gilt auf wenigen Metern sogar kurz Tempo 100, bevor dann erneut für rund 200 Meter die 70er-Regelung gilt, früher galt dort durchgehend Tempo 80. Es sind also mehr Schilder dazu gekommen. An der Autobahnauffahrt Hammelburg stehen große Tempo-60-Schilder, gefolgt von Tempo 80 an der Abzweigung nach Wülfershausen. Alleine zwischen Trimberg und Hammelburg ändert sich die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf gut acht Kilometern 14 Mal. Autofahrer müssen also im Schnitt alle 600 Meter entweder beschleunigen oder abbremsen.
Unterschriften an Landrat überreicht
Rund die Hälfte der Trimberger äußerten im Sommer mit ihrer Unterschrift ihren Protest gegen die Maßnahme: Ortssprecher Günter Betzen übergab Landrat Thomas Bold im Juni 117 Unterschriften. "Die verkehrsrechtliche Entscheidung zur Erhöhung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit im Bereich Trimberg widerspricht den Zielen und Bestimmungen des Verkehrssicherheitsprogramms 2030", argumentiert Betzen.
Das Landratsamt sieht das anders: Die Einwände seien in Abstimmung mit den Polizeiinspektionen Bad Kissingen und Hammelburg und dem Staatlichen Bauamt Schweinfurt geprüft worden. "Die Prüfung hat jedoch keine Veranlassung zur Änderung der verkehrsrechtlichen Anordnung vom 23. März 2022 ergeben", heißt es aus dem Landratsamt. Darüber habe Landrat Bold den Markt Elfershausen informiert und die Maßnahme nochmals ausführlich erläutert. Zudem habe es weitere Anfragen von Bürgern gegeben, die ebenfalls alle entsprechend beantwortet wurden.
Das Landratsamt betont, dass die "Harmonisierungsmaßnahme entsprechend den staatlichen Vorgaben umgesetzt" worden sei. Dabei sei die Strecke von Trimberg bis zur Landkreisgrenze erst der Anfang: "Ziel ist, die Vorgaben für den gesamten Landkreis zu erfüllen", kündigt das Landratsamt an. Auch an anderer Stelle gebe es bereits die "Harmonisierungsmaßnahmen", berichtet die Behörde und nennt einen Streckenabschnitt der B 286 bei Poppenroth als Beispiel.
Genau diese flächendeckende Einführung von Tempo 70 führe dann zur gewünschten Harmonisierung. An der Autobahnausfahrt Hammelburg sei Tempo 60 eine Ausnahme, weil es sich um einen "massiven Unfallschwerpunkt" handelt, bei dem Tempo 70 nicht ausgereicht hätte. Umgekehrt stehen am Anschluss Hammelburg-Mitte keine Schilder an der B 287, weil es dort keine Unfallhäufung gebe.
Neues Sicherheitsprogramm in Kraft
Zur Begründung verweist das Landratsamt auf das Bayerische Verkehrssicherheitsprogramms 2020 (VSP 2020). Genau hier greift die Kritik des Trimberger Ortssprechers, denn: Bereits vor den Änderungen im Landkreis Bad Kissingen veröffentlichte das Innenministerium das VSP 2030. Darin steht unter anderem, dass der Schutz von Fußgängern und Radfahrern weiter gesteigert werden soll, gerade auf Landstraßen.
"Ich persönlich hätte mir von der Harmonisierung den Rückbau des Schilderwaldes gewünscht, um mit einer möglichst gleichbleibenden Geschwindigkeit ohne ständiges Bremsen und Beschleunigen von A nach B zu kommen", sagt Johannes Krumm, Bürgermeister von Elfershausen. Vor allem die beiden Überholfenster bei Machtilshausen würden von vielen als störend empfunden. "Grundsätzlich sollte man sich aber auch nicht gleich gegen alles Neue verwehren", wirbt Krumm trotzdem um Verständnis. Die Verkehrsregelung dürfte auch Thema bei der Bürgerversammlung am Montag, 14. November, in Trimberg sein. Aus Krumms Sicht verschlechtere sich die Situation unter anderem für Friedhofsbesucher und Wanderer, die bei Trimberg die Bundesstraße überqueren. Im Gespräch mit dem Landratsamt seien unter anderem verdeckte Geschwindigkeitsmessungen vereinbart worden.
Auch der Fuchsstädter Bürgermeister René Gerner wird nach eigenen Worten öfter auf das Thema "Harmonisierung" angesprochen. Vor allem wegen der Strecke zwischen der Autobahn und Trimberg würden viele Autofahrer mit dem Kopf schütteln.