
Als Vorreiter der Digitalisierung gilt die Katholische Kirche noch nicht. Doch besondere Corona-Zeiten erfordern auch in den Gotteshäusern besondere Maßnahmen – zumindest, was die Münnerstädter Pfarrei St. Maria Magdalena betrifft. Am Nikolaustag wurde die Taufe der kleinen Valentina Sofia Krell in der Burghausener Kirche St. Michael per Livestream via Internet übertragen. So konnten Familie und Freunde dem freudigen Ereignis beiwohnen. Und ganz wichtig: auch die Taufpatin Arianna. Sie war zugeschaltet direkt aus Italien.
Denn: Valentinas Mutter Laura hat italienische Wurzeln, ein Teil der Familie lebt in Süditalien. Die Reise nach Deutschland war aufgrund der Corona-Bestimmungen nicht realisierbar. „Wir hatten immer zweigleisig geplant und so waren wir schon darauf eingestellt, dass die Taufe nicht stattfinden würde, weil die Patin nicht kommen kann“, berichtet Laura Krell, deren Cousine Arianna die Rolle übernehmen sollte.

Im Gespräch mit Münnerstadts Stadtpfarrer Markus Reis entstand schließlich die Idee, den wichtigen Gast virtuell in die Kirche zu holen. „Die ganze Familie in Italien hat sich schick gemacht für diese Feier. Arianna war auch total aufgeregt, als wäre sie selbst in der Kirche gewesen. Natürlich sind die Umstände nicht perfekt, aber es war eine schöne Lösung“, finden Laura Krell und ihr Mann Christoph.
Für Stadtpfarrer Markus Reis ist die „digitale Taufe“ freilich mehr Kompromisslösung denn Zukunftsmodell: „Natürlich hat die Digitalisierung für mich auch Grenzen. Wenn die Eltern nur am Bildschirm dabei gewesen wären, hätte ich das schon bedauert“, sagt er augenzwinkernd. „Es bleibt natürlich einiges an Menschlichkeit auf der Strecke, was gerade bei der Taufe sehr wichtig ist“, so der Geistliche.
Er hat corona-bedingt auch den Ritus-Ablauf anpassen müssen. „Ich darf die Kinder im Moment nicht berühren, deshalb lege nicht ich die Hand auf, sondern bitte die Eltern darum. Auch das weiße Taufkleid wird dem Kind von der Mutter oder dem Vater übergezogen.“ Für die Eltern sei das andererseits auch eine sehr schöne und innige Erfahrung. Überhaupt betont der Pfarrer: „Wir müssen uns im Moment alle arrangieren und uns etwas einfallen lassen. Deshalb ist es immer schön, wenn Kompromisse gefunden werden.“