
Der Winzerkeller hat es malenden Künstlern angetan. Sie fühlen sich offensichtlich wohl im historischen Ambiente des Fasskellers, den sie zunehmend als Ort für ihre Ausstellungen wählen. Nach Konrad Albert und Volker Glatz ist es jetzt die Bad Kissinger Malerin Tatjana Schmidt, die ihre Exponate im Gewölbe präsentiert. Möglich wird das alles nur durch das Engagement des Vereins "Kunstvereint" und von Stefan Merz, Filial-Geschäftsführer der Gebietswinzergenossenschaft.
"Mit weniger mehr sehen" lautet der Titel der neuen Ausstellung. Maria Heckmann von Kunstvereint zitierte den Maler Paul Klee , der dazu rät, Wesentliches pointiert auszudrücken und auf überflüssige Stilmittel zu verzichten - eine Erfahrung, die aus Klees Zeit als Buchbindermeister im Staatlichen Bauhaus in Weimar stammen könnte, wohin ihn der Erbauer, Walter Gropius , berufen hatte.
Die Reduktion in der Malerei manifestierte sich in den 60er und 70er Jahren in der von New York ausgehenden Minimal Art, also dem Minimalismus, dessen Absicht die Beseitigung nicht-essenzieller Formen und Funktionen zu Grunde ist. Dieser Stil zeichnet sich durch Klarheit, Objektivität und Logik aus.
Tatjana Schmidt machte sich dieses Malen zu eigen, autodidaktisch, später durch Online-, Vhs-Kurse und in Malschulen. Aquarelle mit sich verflüchtigenden Konturen sind ihre Haupttechnik. "Oft malt das Aquarell selbst. Ich muss nur die Idee haben, die Richtung vorgeben und nicht stören", formuliert sie ihre Arbeitsweise. Die Motive sind häufig Landschaftsbilder der fränkischen Wahlheimat, die sich in die drei Zonen, Himmel, Horizont und Erde gliedern.
Dabei beschränkt sich die 41-Jährige auf wenige Merkmale im Raum wie Bäume, Strommasten oder auch Windräder. Die Heimat ist der Malerin Inspiration, die Arbeiten strahlen Ruhe aus. In Russland geboren, war sie schon als Kind von der Malerei fasziniert. Tatjana Schmidt lebt seit drei Jahren in Bad Kissingen. Für die Mediengestalterin nimmt das Malen großen Raum ein und für sie ist ein wichtiger Bestandteil des Tages. "Ohne Malen kein Leben", sagt die verheiratete Mutter zweier Kinder. Ohne Stift und Skizzenblock verlasse sie nie das Haus.
Zwar habe sie schon mehrere Maltechniken ausprobiert, doch blieben Aquarelle "in lebendigen Farben" ihre Passion. Als Mitglied in der Deutschen Aquarellgesellschaft nimmt sie regelmäßig an den Workshops des Künstlerehepaars Kuhfuß teil. Lernen und der Erfahrungsaustausch mit anderen seien ihr sehr wichtig, sagt sie.
Die Werke von Tatjana Schmidt sind zu den üblichen Öffnungszeiten des Winzerkellers zu sehen. Sie stellt heuer ein zweites Mal aus, und zwar bei der Ausstellung unter dem Titel "bewegt", die am 8. Juni bei der Hammelburger Kunstnacht im ehemaligen Kaufhaus gezeigt wird.