Bad Kissingen
Tanti affetti in un momento - ein starker Gesamteindruck
Die Mezzosopranistin Lena Belkina und der Pianist Andrea Sanguineti präsentierten ein interessantes Belcanto-Programm.
Manchmal ist auch der Festsaal des Klosters Maria Bildhausen zu klein für eine einzelne Stimme. Wenn die Mezzosopranistin Lena Belkina beim Singen aufmacht, dann stauen sich die Klänge. Aber nur kurz, denn sie stellte sich schnell darauf ein.
Und wenn sie loslegt, wird sofort klar, warum sie als Belcanto-Sängerin international so stark gefragt ist. Sie ist nicht nur eine großartige dramatische Gestalterin, sondern auch so stimmstark, dass ihre Koloraturen nichts an Substanz verlieren, auch wenn sie mal etwas schwieriger werden. Und sie dürfte auch deshalb ein Liebling der Dirigenten sein, weil sie ganz unprimadonnenhaft absolut rhythmussicher ist.
Es sind starke Emotionen oder "Gefühlsausbrüche", die Lena Belkina über die Rampe bringt. Sie singt Figuren, die in schwierigen Situationen stecken wie Romeo (Bellini), der, nachdem er ihren Bruder getötet hat, um die Hand von Giulietta anhält. Oder Léonor de Guzman (Donizetti), die ihren geliebten Fernand an das Kloster verliert und stirbt. Oder Desdemona (Rossini), die bei ihrem "Weidenlied" und Gebet plötzlich merkt, dass sie keine Überlebenschance hat. Da erreicht sie eine erstaunliche, berührende Gestaltungstiefe.
Aber sie kann auch schnell umschalten in heitere, allerdings enorm doppelbödige Gefilde, Wenn Maffio Orsini (Donizetti) auf dem Ball "Il segreto per esser felice" singt, bevor er vergiftet zu Boden sinkt. Da schwingt schon mit, dass es nicht gut ausgeht. "Tanti affetti in un momento" aus Rossinis "La donna del leago" war ein wunderbares Resümee eines abwechslungsreichen Programms.
Dass sich so ein starker Gesamteindruck einstellt, liegt aber auch an ihrem Pianisten. "Ich bin kein Pianist", betont Andrea Sanguineti, der zwar unter anderem Klavier studiert hat, um aber letztlich Dirigent zu werden - er war übrigens ab 2011 stellvertretender GMD am Würzburger Theater und ist jetzt Chef am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz und der Neuen Lausitzer Philharmonie.
Das merkt man. Er hat vielleicht nicht den dezentesten Anschlag, den er bei Lena Belkina auch nicht braucht. Aber er weiß, worum es in den Opern geht und wie man da ans Ziel kommt. Und er versteht sich nicht als Diener der Stimme, sondern als Herausforderer.
Und es machte auch großen Spaß, Andrea Sanguineti bei Rossinis Klavierstücken aus den "Péchés de vieillesse", den "Alterssünden", zuzuhören. Für ihn sind das keine Nummern zur Überbrückung einer sängerischen Atempause - obwohl sie das natürlich sind - sondern kleine Tragikomödien. Man sieht ihn vor sich, den älteren Herren, der mittags mal wieder zuviel gegessen hat und der jetzt übellaunig am Flügel sitzt und mit Unlust beginnt zu improvisieren, sich ein paar Zitate von Schubert und Beethoven und anderen lustlos zusammensucht und in "La Pesarese" dann doch zu einem gewissen Tanzrhythmus findet oder in "Memento Homo" zu dröhnendem Endlichkeitspathos. Wobei das mit den Titeln so eine Sache ist wie bei "Ouf! Les petits pois" ("Uff! Die Erbsen"). Denn das Klavier ist zur Reproduktion der Klangkulisse von Hülsenfrüchten denkbar ungeeignet - eine Orgel wäre da schon wesentlich besser.
Aber es gab nicht nur Oper. Sondern auch Rossinis köstliche "Regata veneziana". und natürlich musste sein "La Danza" sein, dieser zungenbrecherische Reißer nach einem Text von Carlo Pepoli. Andrea Sanguineti kam gar nicht in die Lage, sie zu scheuchen - er hielt Anschluss. Enrico Caruso brauchte für das Lied seinerzeit 3:10 Minuten, Cecilia Bartoli brauchte nur 2:13 Minuten, bis sie wieder einatmete. Lena Belkina kam jetzt auf 2:47 Minuten. Das ist unter Primadonnen mehr als nur ein mascara-verzierter Wimpernschlag. Aber sie hätte Zeit sparen können, wenn sie das Einschleifen der Strophenanfänge nicht so genüsslich in die Länge gezogen hätte - wovon natürlich auch die Zuhörer etwas hatten.
Als Zugabe spendierte Lena Belkina eine Arie ihrer Lieblingsoper: "Non più mesta" aus Rossinis "La Cenerentola". Vielleicht kann man sie ja auch mal im Großen Saal hören.
Und wenn sie loslegt, wird sofort klar, warum sie als Belcanto-Sängerin international so stark gefragt ist. Sie ist nicht nur eine großartige dramatische Gestalterin, sondern auch so stimmstark, dass ihre Koloraturen nichts an Substanz verlieren, auch wenn sie mal etwas schwieriger werden. Und sie dürfte auch deshalb ein Liebling der Dirigenten sein, weil sie ganz unprimadonnenhaft absolut rhythmussicher ist.
Es sind starke Emotionen oder "Gefühlsausbrüche", die Lena Belkina über die Rampe bringt. Sie singt Figuren, die in schwierigen Situationen stecken wie Romeo (Bellini), der, nachdem er ihren Bruder getötet hat, um die Hand von Giulietta anhält. Oder Léonor de Guzman (Donizetti), die ihren geliebten Fernand an das Kloster verliert und stirbt. Oder Desdemona (Rossini), die bei ihrem "Weidenlied" und Gebet plötzlich merkt, dass sie keine Überlebenschance hat. Da erreicht sie eine erstaunliche, berührende Gestaltungstiefe.
Aber sie kann auch schnell umschalten in heitere, allerdings enorm doppelbödige Gefilde, Wenn Maffio Orsini (Donizetti) auf dem Ball "Il segreto per esser felice" singt, bevor er vergiftet zu Boden sinkt. Da schwingt schon mit, dass es nicht gut ausgeht. "Tanti affetti in un momento" aus Rossinis "La donna del leago" war ein wunderbares Resümee eines abwechslungsreichen Programms.
Dass sich so ein starker Gesamteindruck einstellt, liegt aber auch an ihrem Pianisten. "Ich bin kein Pianist", betont Andrea Sanguineti, der zwar unter anderem Klavier studiert hat, um aber letztlich Dirigent zu werden - er war übrigens ab 2011 stellvertretender GMD am Würzburger Theater und ist jetzt Chef am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz und der Neuen Lausitzer Philharmonie.
Das merkt man. Er hat vielleicht nicht den dezentesten Anschlag, den er bei Lena Belkina auch nicht braucht. Aber er weiß, worum es in den Opern geht und wie man da ans Ziel kommt. Und er versteht sich nicht als Diener der Stimme, sondern als Herausforderer.
Und es machte auch großen Spaß, Andrea Sanguineti bei Rossinis Klavierstücken aus den "Péchés de vieillesse", den "Alterssünden", zuzuhören. Für ihn sind das keine Nummern zur Überbrückung einer sängerischen Atempause - obwohl sie das natürlich sind - sondern kleine Tragikomödien. Man sieht ihn vor sich, den älteren Herren, der mittags mal wieder zuviel gegessen hat und der jetzt übellaunig am Flügel sitzt und mit Unlust beginnt zu improvisieren, sich ein paar Zitate von Schubert und Beethoven und anderen lustlos zusammensucht und in "La Pesarese" dann doch zu einem gewissen Tanzrhythmus findet oder in "Memento Homo" zu dröhnendem Endlichkeitspathos. Wobei das mit den Titeln so eine Sache ist wie bei "Ouf! Les petits pois" ("Uff! Die Erbsen"). Denn das Klavier ist zur Reproduktion der Klangkulisse von Hülsenfrüchten denkbar ungeeignet - eine Orgel wäre da schon wesentlich besser.
Aber es gab nicht nur Oper. Sondern auch Rossinis köstliche "Regata veneziana". und natürlich musste sein "La Danza" sein, dieser zungenbrecherische Reißer nach einem Text von Carlo Pepoli. Andrea Sanguineti kam gar nicht in die Lage, sie zu scheuchen - er hielt Anschluss. Enrico Caruso brauchte für das Lied seinerzeit 3:10 Minuten, Cecilia Bartoli brauchte nur 2:13 Minuten, bis sie wieder einatmete. Lena Belkina kam jetzt auf 2:47 Minuten. Das ist unter Primadonnen mehr als nur ein mascara-verzierter Wimpernschlag. Aber sie hätte Zeit sparen können, wenn sie das Einschleifen der Strophenanfänge nicht so genüsslich in die Länge gezogen hätte - wovon natürlich auch die Zuhörer etwas hatten.
Als Zugabe spendierte Lena Belkina eine Arie ihrer Lieblingsoper: "Non più mesta" aus Rossinis "La Cenerentola". Vielleicht kann man sie ja auch mal im Großen Saal hören.
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