
Zwei Jahre Verhandlungen - für nichts. Bürgermeister Matthias Hauke (Gemeinsam für den Markt Zeitlofs) musste kürzlich im Gemeinderat frustriert einräumen, dass es nicht gelungen ist, einen Tante-Enso-Markt nach Zeitlofs zu holen. Die Verantwortlichen würden zu wenig Potenzial in der Marktgemeinde sehen. Dabei hatte es so hoffnungsvoll begonnen.
Schon am 31. August 2022 hatte er die Zeitlofser Bewerbung online beim auf Mini-Supermärkte im ländlichen Raum spezialisierten Unternehmen mit Sitz in Bremen eingereicht, teilt Hauke dieser Redaktion auf Nachfrage mit. Mit dabei grundsätzliche Infos zur Marktgemeinde und deren Umfeld.
Selbstbedienungs-Dorfladen als Zündfunke für größeren Versorger
Bei diesem ersten Vorstoß sei es darum gegangen, ob Zeitlofs überhaupt ins Tante-Enso-Konzept passt. Manche Gemeinden würden von vornherein rausfallen, weil beispielsweise zu viele große Supermärkte in der Nähe oder sie schlichtweg zu klein seien.
Zwar existierte zu dieser Zeit schon seit einem reichlichen Jahr der Selbstbedienungs-Dorfladen in der Raiffeisenstraße. Doch Hauke sah diesen eher als "Zündfunken, dass etwas kommt und größer wird". Sollte der Dorfladen funktionieren, würde ein potenzieller Versorger sehen, dass in Zeitlofs Potenzial besteht, so sein Kalkül.
Feedback von Tante Enso: "wichtigste Voraussetzungen grundsätzlich erfüllt"
Umso mehr freute sich der Bürgermeister, als am 29. November 2022 die Rückmeldung aus Bremen kam, "dass wir grundsätzlich die wichtigsten Voraussetzungen erfüllen". Der Dorfladen kriselte da schon stark, stand kurz vor der Schließung. Das Bezahlen auf Vertrauensbasis in eine Barkasse funktionierte mehr schlecht als recht; es wurde viel gestohlen. Dazu kamen Forderungen aus dem Gemeinderat nach einer angemessenen Miete, die die Betreiberfamilie Henninger aus Detter für nicht leistbar hielt (wir berichteten).
Ein weiteres Problem für Hauke & Co.: Die Tante-Enso-Verantwortlichen fordern für den angestrebten Mini-Supermarkt mindestens 200 Quadratmeter Verkaufsfläche, plus 50 Quadratmeter Nebenräume für Lager und ähnliches.
Keine passende zentrale Liegenschaft in Zeitlofs
Zentral war in Zeitlofs keine passende Liegenschaft im Besitz der Gemeinde oder anderweitig verfügbar. Die alte Metzgerei, in der der Dorfladen untergebracht war, bietet gerade die geforderten 50 Quadratmeter Nebenfläche.
Dennoch lief der Prozess weiter. Tante-Enso-Gründer und -Geschäftsführer Thorsten Bausch stellte sein Unternehmenskonzept im Februar 2023 nichtöffentlich im Gemeinderat vor. Das Gremium selbst machte es sich zur Aufgabe, geeignete Immobilien zu suchen und die Werbetrommel zu rühren. Denn so ein genossenschaftlich organisierter Dorfladen braucht mindestens 300 Anteilseigner, die mindestens 100 Euro einzahlen.
Alte Schule und Luftschutzraum als potenzieller Mini-Markt
Aber zuerst ging es um die passende Liegenschaft. Verschiedene Ideen kursierten. Unter anderem die, die Alte Schule an der Ecke Altengronauer Straße/Baumallee herzurichten. Doch sie erwies sich als ungeeignet. Die Verkaufsfläche würde nicht auf einer Ebene liegen; Parkplätze drumherum sind praktisch nicht vorhanden.
Auch der Luftschutzraum unter der Turnhalle der Zeitlofser Grundschule rückte in den Fokus. Doch ihn zum Supermarkt umzubauen wäre laut Hauke zu teuer. Zudem läge er zu weit vom Ortskern entfernt.
Investor für Anbau an alte Metzgerei?
Und so entspann sich der vorerst letzte Akt im Tante-Enso-Drama. Neben der alten Metzgerei in der Raiffeisenstraße sollte ein Anbau mit genügend Verkaufsfläche entstehen. Doch dafür braucht es einen Investor.
Dem Bürgermeister zufolge kam jemand aus dem Norden Deutschlands ins Spiel, der ein ähnliches Problem in der Lüneburger Heide gelöst hatte. Es gab mehrere Videokonferenzen; im Gemeinderat galt es zu klären, ob man das Rasengrundstück neben der alten Metzgerei verkauft oder verpachtet (der Dorfladen ist seit Monaten geschlossen). Auch dachte man über Parkplätze und staatliche Fördermöglichkeiten für das Projekt nach.
Endgültige Absage vor Gemeinderatssitzung
Zuletzt wartet die Gemeinde auf eine einfache Planung für den Anbau. Stattdessen flatterte dem Bürgermeister eine Woche vor der Gemeinderatssitzung am 27. August die unerfreuliche Nachricht ins Haus: Tante Enso nimmt Abstand von einem Engagement in Zeitlofs. Begründung: Es gebe "keine positive Rentabilitätsprognose".
Die Anzahl der Menschen, die im Dorfladen einkaufen würden, sei zu wenig, hieß es weiter. Außerdem habe man Faktoren wie Einkaufsverhalten und Fahrtrouten zuvor nicht ausreichend geprüft.
Erfahrungen und sich ändernde Rahmenbedingungen
Bürgermeister Hauke kann das durchaus verstehen. Mittlerweile habe Tante Enso Erfahrungen mit bereits aufgemachten Geschäften gesammelt - und agiere entsprechend vorsichtiger. Auch glaubt er, dass das Unternehmen, "selbst dann nicht kommt, wenn wir ihm den Laden umsonst hinstellen".
Dazu kämen Bestrebungen der Bayerischen Staatsregierung, Rund-um-die-Uhr-Öffnungszeiten, auch an Sonn- und Feiertagen, nicht mehr zuzulassen. Das sei aber gerade das Konzept von Tante Enso und deren Unterscheidung zu herkömmlichen Supermärkten.
Nicht genügend Engagement für genossenschaftliches Geschäft
Die Zukunft der Zeitlofser Nahversorgung sieht Matthias Hauke nun eher finster und "für lange Zeit auf Eis gelegt". Selbst einen Dorfladen über eine Genossenschaft zu organisieren, hält er für utopisch. "Bei mir war noch keine große Runde Ehrenamtlicher vorstellig, die das stemmen wollen." Vielleicht gehe mal etwas in Richtung kleinem Café oder Eisdiele.
Übrigens: Tante-Enso-Märkte gibt es einer Übersicht des Unternehmens zufolge im Landkreis Bad Kissingen in Elfershausen und Münnerstadt: in Premich und Poppenlauer seien welche in Planung.
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