Die Diskussion um teuren Sprit: Karlheinz Schüßler von der Tankstelle Hartmann in Oberleichtersbach hat sie hundertfach geführt in den vergangenen Monaten und Jahren. Zuletzt aber nicht mehr so oft, obwohl die Preise vor allem für Benzin wieder bedrohlich Richtung zwei Euro der Liter klettern. Die Leute scheinen abgestumpft, wird doch auch vieles andere teurer. Aber: Ändern sie auch ihre Tankgewohnheiten?
Karlheinz Schüßler ist seit 1996 bei der Tankstelle Hartmann; zunächst als Mitarbeiter, später als Pächter. 2007 übernimmt er das Geschäft samt Mineralöl-Handel komplett, erweitert es um einen Backshop und zuletzt eine gastronomische „Gute Stube“.
Ferienzeit in Deutschland kein Grund für Preissteigerung
Der Bad Brückenauer weiß aus Erfahrung: Auf dem Markt für Kraftstoffe lässt sich vieles nicht logisch erklären, zumindest nicht einfach.
So glaubt er nicht, dass die aktuellen Preissteigerungen beim Sprit mit der Ferienzeit in Deutschland zusammenhängen. Der Schock von Putins Angriffskrieg auf die Ukraine sei auch verdaut.
Extrem gestiegene Nachfrage in Indien und China
Schüßler hält vielmehr die nach Corona horrend gestiegene Nachfrage insbesondere in China und Indien für den Preistreiber. In diesen Ländern brumme die Wirtschaft. Und: Wenn die Nachfrage hoch sei, verknappe die Opec , die Organisation erdölexportierender Länder , die Fördermenge. Das mache sie immer so. Nur verteuere das die Preise weiter.
Dabei habe man dieses Jahr noch Glück. Anders als 2022 habe es keine trockenheitsbedingte Niedrigwasserphase in den Flüssen gegeben. Damals hätten viele Schiffe wegen des Tiefgangs nur 15 Prozent Auslastung gehabt, was den Transport der Ware sehr verteuert habe.
Manche Kunden zapfen portionsweise
Der Tankstellenbetreiber merkt schon, dass die Kunden ihr Verhalten ändern. „Manche zapfen portionsweise; der ein oder andere fährt weniger.“ Am Ende könne man aber den hohen Spritpreisen nicht entrinnen. „Auf dem Land ist fast jeder auf den Kraftstoff angewiesen; es fährt ja kaum ein Bus.“
Lieferanten diktieren Preise an der Säule
Karlheinz Schüßler würde die Preise für Benzin und Diesel senken – wenn er dürfte. Doch diese gebe der Lieferant vor; er müsse sich daran halten. Vom teuren Treibstoff profitiert er nicht, bekommt einen immer gleichen Anteil pro Liter. Der liege bei ein paar Cent. „Wenn der Sprit teuer ist, verkaufe ich weniger.“
Heißt im Umkehrschluss: Wären Benzin und Diesel günstiger, würde Schüßler mehr Menge verkaufen und via Liter-Pauschale mehr einnehmen. Sein restliches Geschäft schädigen die hohen Spritpreise nicht. „Viele kommen ja gar nicht mehr wegen des Tankens, sondern wegen Brötchen, Kuchen oder Mittagessen.“
Kunden sind oft „verbal aggressiv“
Dass weniger getankt wird, hat auch Regina Setser, Kassierin in der OMV-Tankstelle Bad Kissingen, gemerkt. „Sind die Preise hoch, wird nur für zehn oder 20 Euro getankt.“ Besonder auffällig sei das Verhalten einiger Kunden. „Die Leute sind oft verbal aggressiv. Viele wissen nicht, dass nicht wir die Preise machen.“ Ihren Unmut lassen sie am Personal aus: „Was uns einfällt, einen so hohen Benzinpreis zu verlangen.“
Auch Tanja Merklein, angestellt in der bft-Tankstelle in der Schönbornstraße, nimmt eine deutliche Verärgerung über die hohen Spritpreise bei den Kunden wahr. „Seit Corona hat sich das Verhalten grundsätzlich geändert. Die Leute regen sich mehr auf. Sie sind eher garstig.“
Ein Tankstellen-Betreiber: Kunden beschweren sich nicht mehr so wie früher
Ein weiterer Tankstellenbetreiber aus dem Landkreis hat ganz andere Beobachtungen als die Angestellten der OMV und der bft in Bad Kissingen gemacht. „Die Leute beschweren sich nicht mehr so viel wie früher. Was sollen sie auch machen, es ändert ja sowieso nichts“, meint er.
Aber auch seine Kunden würden immer häufiger nur kleinere Mengen Sprit zapfen. „Es ist ganz einfach: Wenn die Preise hoch sind, tanken die Leute verhältnismäßig wenig.“ Viele prüfen die Spritpreise regelmäßig in Apps oder dem Internet. Fällt der Preis, wird getankt.
Tanken vor 19 Uhr günstiger
„Manche fahren dann sogar noch mal nach Hause und kommen mit dem Zweitauto wieder“, sagt er. Sein Tipp: Abends vor 19 Uhr tanken, da sei der Treibstoff häufig am günstigsten.
Von den hohen Preisen hat auch er nichts. „Wir bekommen pro Liter eine Provision. Weniger Liter bedeutet für uns dann auch weniger Geld.“Die Einnahmen durch den Verkauf von Süßigkeiten, Getränken und Zeitungen seien bei ihm im Laden nicht gesunken. „Die Einheimischen kaufen solche Dinge eh nicht bei uns; das sind häufig Touristen.“
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