
Regelmäßig organisiert das Städtepartnerschaftskomitee Bad Kissingen für seine Mitglieder, aber auch für weitere Interessenten, eine Vereinsfahrt, wobei traditionsgemäß der Besuch einer der Kissinger Partnerstädte im Programm steht. Daneben sind wichtige europäische Einrichtungen und Orte mit einer besonderen Geschichte für Europa regelmäßiges Ziel des Vereins. Mit der Aufnahme Bad Kissingens in die Liste der Unesco-Welterbe als „Great Spas of Europe“ 2021 wurden auch die bedeutendsten Kurorte Europas, die zusammen mit Bad Kissingen den Welterbe-Titel tragen, als Reiseziele in das Repertoire aufgenommen.
In diesem Jahr gelang es, alles in einer Reise zu kombinieren. Da sich 2024 bereits zum 80. Mal der D-Day, also die Landung der Alliierten in der Normandie jährt, stand für die Planung frühzeitig fest, dass die diesjährige Vereinsfahrt in die Normandie gehen sollte. Hier, entlang der Küste von Courseulles-sur-Mer, Arromanches-les-Bains bis nach Colleville-sur-Mer befinden sich gesäumt von Bunkeranlagen und eindrucksvoll mahnenden Kriegsgefährten oder Relikten die Strände mit den bekannten Codenamen wie Gold-Beach, Juno-Beach oder Omaha-Beach, an denen rund 150.000 alliierte Streitkräfte am 6. Juni 1944 landeten und so das Ende des Zweiten Weltkrieges einläuteten. Der als D-Day in die Geschichte eingegangene Tag gilt bis heute als größte Militäroperation aller Zeiten.
Bevor aber die Reisegruppe aus 50 Teilnehmenden unter der Reiseleitung von Michael Eber die Normandie erreichte, gab es einen zweitägigen Stopp in der belgischen Region Wallonie. Idyllisch in den Ardennen gelegen, befindet sich hier der Kurort Spa, eine der elf bedeutendsten Kurstädte des Unesco-Welterbes. Die Kissinger nahmen an einer Stadtführung teil und erfuhren, dass schon Zar Peter der Große , Victor Hugo und Kaiser Franz Josef Kur im mondänen Spa, das einst als ein zentraler Treffpunkt in Europa galt, kurten. So prägte der Ortsname Spa den englischen Ausdruck für Kur und Erholung: „spa“.
Dann ging es weiter nach Caen, wo die Gruppe ihr Quartier für die nachfolgenden Tage bezog. Die Hafenstadt Caen, Partnerstadt von Würzburg, ist die größte Stadt der Normandie und zugleich Hauptstadt des Departements Calvados, der Partnerregion Unterfrankens. Hier besuchten die Kissinger neben den Landungsstränden auch das Städtchen Honfleur und das wohl bekannteste Symbol der Normandie , den Mont Saint Michel, ein seit weit über 1000 Jahren bestehender Kirchenberg mit Klosteranlagen, dessen Anblick schon bei der Anfahrt atemberaubend ist.
Am letzten Tag der Reise stand schließlich ein Besuch in der Kissinger Partnerstadt Vernon an. Vernon, das nur etwa 60 Kilometer westlich von Paris liegt, gilt als Tor zur Normandie . Herzlich wurde die Gruppe von den französischen Freunden empfangen und bekam eine vom dortigen Komitee organisierte Führung durch die historischen Gassen der Stadt. Im Anschluss gab es ein gemeinsames Mittagessen, bei dem sich alle ausgelassen auf Deutsch und Französisch, mit Händen und Füßen, aber vor allem mit viel Sympathie ausgetauscht haben. Solche Momente sind es, die den Wert und die Bedeutung von Städtepartnerschaften unterstreichen, insbesondere nach einem Besuch kriegshistorischer Gedenkstätten wie den Landungsstränden in der Normandie , die aus einer Zeit stammen, in der ein derartiges Miteinander undenkbar gewesen wäre.
Nach dem Besuch der weltberühmten Gärten von Claude Monet in Giverny gab es auf dem Heimweg zudem noch einen Halt in Verdun, Schauplatz erbitterter Stellungskriege zwischen Frankreich und Deutschland im Ersten Weltkrieg. Hier bestand die Möglichkeit, die Kriegsgräberstätten und das dazugehörige Museum zu besichtigen. Beeindruckt von den Erlebnissen, nachdenklich wegen der Geschichte, aber auch mit schönen Erinnerungen im Gepäck kam die Gruppe schließlich wieder in Bad Kissingen an.
Und obwohl die Reise gerade erst zu Ende gegangen ist, ist die Vereinsfahrt im kommenden Jahr bereits geplant: Dann nämlich soll es ins Burgenland gehen, wobei neben dem Besuch der Partnerstadt Eisenstadt anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Landeshauptstadt Eisenstadt“ auch ein Abstecher nach Baden bei Wien geplant ist, eine – wer hätte es gedacht – der elf „Great Spas of Europe“. Michael Eber