Keine Frage, der russische Pianist Konstantin Shamray und der deutsche Cellist Alban Gerhardt sind exzellente Virtuosen. Dass sie auch sympathische Teamplayer sind, bewiesen sie bei der Sonntagsmatinée „Virtuosenduo im Schloss Castell“, die beim Kissinger Sommer schon zur Tradition geworden ist.
Die Symbiose aus Klavier und Violoncello stand an diesem Vormittag im Mittelpunkt. So grundlegend verschieden die beiden Instrumente auch sind, Shamray und Gerhardt zeigten, dass sie sich hervorragend ergänzen können. Los ging es mit einem nicht so typischen Arrangement, dem Allegro und Adagio As-Dur für Klavier und Horn op. 70 von Robert Schuman.
Das Stück ist, wie es der Name schon sagt, im Original nicht für Violoncello geschrieben, aber in der Cellofassung laut Gerhardt „einfach nur schön“. Während sich Shamray in seiner Begleiterfunktion meist unaufdringlich im Hintergrund hielt, zeigte Gerhardt deutliche Bühnenpräsenz, seine Augen suchten den Dialog mit dem Publikum. Dem gefiel, was die beiden Virtuosen zu bieten hatten.
Die Künstler passten so gut zusammen, dass man beim nächsten Stück, einer Solo-Suite für Cello von Johann Sebastian Bach, das Klavier schon ein bisschen vermisste.
Schnell kamen die beiden Instrumente aber wieder zusammen – im Herzstück des Konzerts, der Sonate für Violoncello und Klavier A-Dur op. 69 von Ludwig van Beethoven. Bei den Soloparts, die immer wieder ineinander flossen oder sich dialogisch ergänzten, merkte man, dass sich die beiden Männer auf der Bühne verstehen. Shamray hatte nicht nur einen sorgsamen Blick auf die Tasten und Noten, sondern auch auf seinen Freund vor ihm. Und Gerhardt drehte sich immer wieder leicht um und lächelte dem jungen Pianisten zu. Beide gaben Gas, wenn sie in Soloparts gefragt waren, beide nahmen sich umsichtig zurück, wenn der andere die Melodie führte.
Hitziges Wortgefecht
Nachdem auch Shamray mit drei Etüden von Franz Liszt einen kurzen Solo-Auftritt genoss, zeigten die beiden in der Sonate für Violoncello und Klavier, wie sehr es Spaß machen kann, wenn sich Klavier und Cello ein hitziges Wortgefecht liefern. Gerhardt ließ das Cello wild wiehern und quietschen, Shamray antwortete mit schrillen Läufen.
Nicht die erste Zugabe war es schließlich, die dem Konzert das Krönchen verpasste, sondern die zweite. Verwundert beobachtete das Publikum, wie Gerhardt sein Cello auf den Boden stellte und sich am Flügel zu schaffen machte – es dauerte einen Moment, bis klar war, dass sich beide Künstler zusammen ans Klavier setzten.
Ihre Schunkelversion von Johannes Brahms‘ Ungarischem Tanz No. 5 kam so gut an, dass es spätestens danach einige zu stehenden Ovationen hinriss. In Castell werden die beiden wohl nicht nur als Meister, sondern auch als unkomplizierte Kumpel-Typen in Erinnerung bleiben.