
Und dann packte Thorsten Samulewitz seinen Schatz aus. Zwei Ringe, prächtige Klunker. Gar nicht besonders alt, aber wertvoll. Unverkäuflich sowieso. Der 49-Jährige hatte diese Kostbarkeit aus Berlin mit nach Hammelburg gebracht, was einen besonderen Abend zusätzlich aufwertete. Vor allem für jene, die sich in American Football verguckt haben. Diesen uramerikanischen Sport, der hierzulande immer mehr Liebhaber findet. Auch an der Fränkischen Saale .
Um die 70 Besucher kamen zur Super Bowl-Party ins Heinrich-Köppler-Haus, wo Pächter Markus Hippeli mit seiner Frau erstmals einen Abend in dieser Form organisierte. Mit Fackeln und einem Einlauf-Tunell in Form eines riesigen Football-Helms war schon der Eingangsbereich mit Liebe zum Detail dekoriert.
Unterstützt wurde der Gastronom vom Team der Münnerstadt Dark Knights, die nicht nur viele Football-Utensilien wie Trikots oder Helme mit in den schmucken, neu renovierten Veranstaltungssaal mit der großen Leinwand gebracht hatten, sondern auch ihren neuen Cheftrainer.
40 Yards unter fünf Sekunden gerannt
Thorsten Samulewitz als bunten Hund zu bezeichnen, wäre maßlos untertrieben. Der Berliner war nach seiner sportlichen Karriere Betreiber einer Event- und Model-Agentur und als Fitnesstrainer ganz nah dran an vielen Stars und Sternchen. „Ich war aber ganz früher auch mal Strongman und später Deutschlands dickster Fußballer in einem Hertha-Fanclub, in dem man über hundert Kilogramm wiegen musste“, spricht Samulewitz ein weniger schönes Kapitel seiner Vita an. Mit krassem Übergewicht und damit verbundenen gesundheitlichen Problemen. Aber auf Comebacks jeder Art versteht sich dieser Mann.
Offen und uneitel ist Samulewitz, der aktuell an Krücken geht in Erwartung einer OP, aber immer noch das Herz und den Ehrgeiz eines Profi-Sportlers hat. „In jungen Jahren bin ich die 40 Yards in unter fünf Sekunden gerannt“, erinnert Samulewitz an jene Zeit, in der der Berliner seine erstaunliche Karriere als Football-Spieler startete. Entdeckt in der Heimat, ausgerechnet von zwei US-amerikanischen Fans der Dallas Cowboys .
Bei jenem Verein also, bei dem Samulewitz von 1994 und 1998 unter Vertrag stand, aber kein reguläres Spiel in der National Football League ( NFL ) absolvierte, sondern im sogenannten Practice Squad aktiv war, im erweiterten Kader quasi. Seine Position: Defensive-Tackle. Einer von den schweren Jungs also, die Druck auf den Quarterback , also den Spielmacher des Gegners ausüben.
Warum sich Superstar Tom Brady an Mr. T erinnert
Verletzungsbedingt endete die Zeit bei einem der spektakulärsten NFL-Vereine dieser Zeit. Geblieben sind Säcke voll an Erinnerungen – und jenen zwei Super Bowl-Ringe für den Gewinn der Vince-Lombardi-Trophy dieser Zeit. „Ich kam 1992 in die USA als Austauschschüler in der Carter-Highscool in Texas, für die ich auch Football gespielt habe. Später war ich dank Stipendium auf dem College von Notre Dame, für die ich sogar in der Landesauswahl stand. Aus dieser Zeit kannte ich Tom Brady als Gegner von Vergleichsspielen", sagt Samulewitz, der sich beim späteren Superstar und siebenfachen Super Bowl-Gewinner in bleibender Erinnerung bringen sollte.
"Als ich Brady in München im November 2022 sah bei seinem Spiel mit den Tampa Bay Buccaneers gegen die Seattle Seahawks hat er mich während eines Interviews erkannt und mir zugerufen: 'Fucking crazy Mr. T.' Das hat der sich gemerkt, dass er von einem Deutschen mal gestoppt wurde", lacht Samulewitz, der seinen Spitznamen schon im Jahr 1986 als junger Bursche verpasst bekam. "Das 'T" stand für Tier. Später wurde Mr. T daraus."
Mit 41 Jahren wechselte Samulewitz, der auch mal als Türsteher gearbeitet hat, noch einmal zu den Berlin Rebels, spielte dort 1. Bundesliga, ehe die Karriere im Jahr 2015 endgültig endete. Wieder aufgrund einer Verletzung. „Mittlerweile komme ich auf 56 Operationen.“
Den Kontakt zu „Mr. T“ suchte und fand Markus Pekar aus dem Trainer-Team der Münnerstadt Dark Knights über die Footballer der Germany Oldstars, für die Pekar immer noch aktiv ist. „Ich bin Fan der Dallas Cowboys , daher war mir Thorsten bekannt. Und weil er in einer gemeinsamen WhatsApp-Gruppe war, habe ich ihn im vergangenen Jahr einfach mal kontaktiert. Mittlerweile sind wir richtig gute Freunde. Die Chemie stimmt zwischen uns, weshalb Thorsten auch Lust auf diese neue Herausforderung hat“, so Pekar.
Für sich und seine aus dem Mittelfränkischen stammende Lebensgefährtin sucht Samulewitz nun ein neues Zuhause in der Umgebung. „Am 1. Mai will ich mein neues Team zu einer Grill-Party einladen. Und mit den Dark Knights will ich in fünf Jahren in der Regionalliga spielen. Ich hatte Angebote aus höheren Ligen, aber ich will raus aus Berlin und will es etwas ruhiger angehen lassen.“ Unterstützt wird der 49-Jährige im Trainerteam von Pekar und von Andreas Heinemann. „Das ist mir wichtig, weil alleine kann ich nichts reißen. Jetzt wollen wir neue Spieler für unser Team begeistern.“

Kurz vor Spielbeginn des Super Bowl in der Nacht zum Montag hatte der im Stadtteil Charlottenburg lebende Samulewitz seinen Tipp abgegeben: 21:14 für die Philadelphia Eagles . Die Mannen um Quarterback Jalen Hurts gewannen tatsächlich, aber unerwartet deutlich mit 40:22 gegen chancenlose Kansas City Chiefs , die erst kurz vor Spielende mit zwei Touchdowns Ergebniskosmetik betrieben.
„Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes wurde von der Eagles-Verteidigung regelrecht gejagt, hatte praktisch keine Sekunde zum Atmen und erlaubte sich zwei krasse Fehler, die vom Gegner bestraft wurden. Jalen Hurts spielte dagegen nahezu fehlerfrei und wurde zurecht zum MVP gewählt“, analysierte Football-Experte Christopher Meindl (Thulba).
Gegen 4.30 Uhr am Montagfrüh verließen die letzten Gäste die Oase, wie das Soldatenfreizeitheim in Hammelburg nun offiziell heißt. „Das war eine gelungene und für unsere Premiere und relativ kurze Vorlaufzeit gut besuchte Veranstaltung. Alles hat gepasst, alle waren zufrieden. Nächstes Jahr wollen wir das wiederholen“, so Markus Hippeli. Im Idealfall ist „Mr. T“ dann längst überzeugter Unterfranke.
