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Bad Kissingen
Super Bowl, Swifties und genervte Fans
Warum American-Football-Fachmann Christopher Meindl bei seiner Analyse zum Super Bowl auf die Kansas City Chiefs tippt, aber die 49ers aus San Francisco für einen Gegner auf Augenhöhe hält.
Ein absoluter Experte in Sachen American Football: Christopher Meindl aus Thulba (Landkreis Bad Kissingen, rechts) analysiert den Super Bowl, bei dem Patrick Mahomes, Quarterback der Kansas City Chiefs (links), abräumen möchte.       -  Ein absoluter Experte in Sachen American Football: Christopher Meindl aus Thulba (Landkreis Bad Kissingen, rechts) analysiert den Super Bowl, bei dem Patrick Mahomes, Quarterback der Kansas City Chiefs (links), abräumen möchte.
Foto: dpa (links) / Jürgen Schmitt (rechts) | Ein absoluter Experte in Sachen American Football: Christopher Meindl aus Thulba (Landkreis Bad Kissingen, rechts) analysiert den Super Bowl, bei dem Patrick Mahomes, Quarterback der Kansas City Chiefs (links), ...
Jürgen Schmitt
 |  aktualisiert: 13.03.2025 15:11 Uhr

Natürlich wird sich Christopher Meindl mit seinen Freunden auch diesmal wieder die Nacht um die Ohren schlagen und gebannt vor dem Fernseher sitzen. Der Superbowl LVIII im Allegiant Stadium von Las Vegas beginnt schließlich erst am Montagmorgen um 0.30 Uhr (MEZ).

Etwa vier Stunden dauert das Spektakel, ehe feststeht, ob die Kansas City Chiefs oder die San Francisco 49ers die Vince-Lombardi-Trophy in die Höhe recken. Der 30-Jährige aus Thulba (Landkreis Bad Kissingen) ist ein ausgewiesener Fachmann in Sachen National Football League ( NFL ) und erstellte uns eine auch für Laien verständliche Experten-Analyse. 

Die Quarterbacks Patrick Mahomes und Brock Purdy

Chiefs-Spielmacher Patrick Mahomes hat in seinen sechs NFL-Jahren bereits zum vierten Mal den Super Bowl erreicht. In den anderen beiden Saisons war jeweils erst im Halbfinale Schluss. Der 28-Jährige ist nahezu unumstritten der beste Quarterback der Liga und braucht Vergleiche mit Quarterback-Legende Tom Brady nicht zu scheuen.

In den diesjährigen Playoffs war Mahomes klar der beste Spieler. Ihm gegenüber steht mit Brock Purdy der wohl am kontroversesten diskutierte Akteur der NFL . Manche sehen ihn als einen der Top-5-Quartberbacks und belegen dies mit Zahlen.

Allerdings spielt der 24-Jährige in dem Quarterback- freundlichsten System der gesamten Liga. Viele seiner Statistiken werden von seinen Receivern gepusht, die nochmals ordentlich Meter machen, nachdem sie den Ball gefangen haben.

Purdy spielt unaufgeregt, sorgt selbst für Highlights, hatte diese Saison aber auch oftmals unfassbares Glück. Einige seiner Würfe hätten auch beim Gegner landen können. Für mich ist Brock Purdy definitiv kein Top-5-Quarterback, aber auch nicht nur das Produkt einer tollen Coachingleistung.

Super-Bowl-Analyse von Christopher Meindl       -  Brock Purdy (mit Ball) ist der Spielmacher der San Francisco 49ers.
Foto: Mark J. Terrill/dpa

Faktor Trainer

Die beiden Trainer standen sich vor vier Jahren bereits mit den gleichen Teams im Superbowl gegenüber und haben seitdem ihren Status als „Masterminds“ zementiert. Während Andy Reid (Chiefs) seit Jahren das beste Gesamtpaket schnürt und das individuell Beste aus seinen Spielern herausholt, gelingt es Kyle Shanahan (49ers) immer wieder, das erwähnte beste Offensivschema der Liga zu entwerfen.

Die Architektur seiner Offense ist gefürchtet. Nicht umsonst gibt es sehr viele andere Trainer , die versuchen, diese zu kopieren. Das einzige Manko, welches Shanahan bis heute an sich kleben hat, sind zwei Super-Bowl-Niederlagen bei zwei Teilnahmen, darunter die historische Blamage 2016, als er mit den Atlanta Falcons eine 25-Punkte-Führung in der zweiten Hälfte gegen Tom Brady verspielte.

Die Offensive

So vielschichtig und komplex die 49ers-Offensive auch aufgebaut ist, lebt diese sehr von sogenannten Yards after Catch (YAC). Darunter versteht man, dass Ballfänger wie Deebo Samuel oder Brandon Ayiuk den Ball bekommen, dann für extra Raumgewinn losrennen und dabei Gegner aussteigen lassen.

Viel Bewegung und viele unterschiedliche Passfänger machen diese Art der Offensive schwer ausrechenbar. Als wäre das nicht alleine schwierig genug, haben die 49ers noch den besten RunningBack der Liga in ihren Reihen.

Super-Bowl-Analyse von Christopher Meindl       -  Sorgt auf und neben dem Spielfeld für Schlagzeilen: Travis Kelce (rechts) von den Kansas City Chiefs
Foto: Jeffrey T. Barnes/dpa

Christian McCaffrey ist nicht nur am Boden brandgefährlich, sondern auch für seine gefangenen Pässe gefürchtet. Hinzu kommt der extrovertierte Tight End George Kittle, auch hier einer der Besten auf seiner Position.

X-Faktor könnte am Ende Fullback Kyle Juszczyk werden. Der beste Spieler der NFL auf dieser unscheinbaren Position nimmt eine prominente Rolle in der Shanahan-Offense ein - und kann schlichtweg alles.

Die Offense der Chiefs lebt von der individuellen Qualität eines Patrick Mahomes und seines Lieblingsziels Travis Kelce . Was die beiden in den diesjährigen Playoffs abgeliefert haben, ist wie von einem anderen Planeten. Runningback Isiah Pacheco ist die drittwichtigste Stütze in dieser Einheit.

Man erkennt bereits an dieser Auflistung, dass die Chiefs-Offensive in diesem Jahr nicht das Maß aller Dinge ist. Ich würde sogar behaupten, dass sie die qualitativ schlechteste ist, seitdem Mahomes in Kansas spielt. Hier fehlt es an individueller Qualität in der Breite.

Obwohl man sich die ganze Saison über große Sorgen um die Chiefs machen musste, schafften sie es pünktlich zu den Playoffs den Hebel umzulegen, drei Gänge hochzuschalten und den besten Football der Saison zu spielen.

Super-Bowl-Analyse von Christopher Meindl       -  Gehört zu den besten Akteuren in der Defensive der 49ers: Nick Bosa
Foto: Josie Lepe/dpa

Die Defensive

Die Defense der Chiefs, die zweitbeste der Liga, ist in dieser Saison das Prunkstück der Mannschaft und sorgte dafür, dass die Playoffs erreicht wurden. Die drei besten Offensiven (Miami, Buffalo und Baltimore) der NFL wurden komplett kalt gestellt.

Defensivcoach Steve Spagnuolo hat eine sehr physische Gruppe unter seinen Fittichen, welche neben dem Star Chris Jones aus sehr vielen guten Spielern besteht. Dieses Kollektiv weist keine offensichtlichen Schwachstellen auf und punktet durch seine Vielseitigkeit.

Die 49ers sind zwar auch sehr gut gecoacht, aber mit viel mehr Unterschiedsspielern gespickt. Nick Bosa, Chase Young und Fred Warner gehören zu den Besten auf ihren Positionen. Wer allerdings so viele Stars im Kader hat und auch bezahlen muss, hat zwangsläufig anderweitig die eine oder andere Schwachstelle.

Diese gilt es für die Chiefs gezielt zu attackieren. Vielleicht über das Laufspiel, denn in der Verteidigung gegen Runs zeigten sich die 49ers nicht zuletzt im Halbfinale gegen die Detroit Lions sehr anfällig.

Form-Check

Die Chiefs haben den Hebel gefunden und spielen den besten Football zur wichtigsten Zeit der Saison. Die Formkurve zeigt steil in Richtung dritter Superbowl-Sieg. Allerdings darf man die Schwächen nicht vergessen, welche die Offensive die ganze Saison über offenbart hat.

Die 49ers waren wiederum die ganze Saison über auf hohem Niveau unterwegs, zuletzt zeigten sie sogar starke Comeback-Qualitäten, die man dem Team aus San Francisco lange abgesprochen hatte. Revanche-Gelüste nach der Super-Bowl-Niederlage vor vier Jahren könnten die 49ers zusätzlich motivieren.

Tradition und Erfolge

Im Super Bowl LVIII treffen zwei der ältesten Teams der Liga aufeinander. Während die Chiefs seit 1963 in Kansas City (Missouri) spielen, sind die 49ers sogar bereits seit 1946 in Nordkalifornien beheimatet. Die 49ers hatten in den 80ern eine unfassbar erfolgreiche Ära mit Trainer Bill Walsh und QB-Legende Joe Montana, für die Chiefs ist es aktuell die erste wirklich erfolgreiche Zeit.

Sollte das so weiter gehen, werden wir bald von der erfolgreichsten NFL-Ära aller Zeiten sprechen. Vier Super-Bowl-Teilnahmen in fünf Jahren mit zwei Siegen gab es noch nie. Die 49ers können vier Super-Bowl-Siege bei acht Teilnahmen vorweisen, allerdings gingen die letzten drei allesamt verloren.

Super-Bowl-Analyse von Christopher Meindl       -  Ihre Beziehung mit Travis Kelce ließ nicht nur den eigenen Marktwert in die Höhe schnellen: Pop-Ikone Taylor Swift, hier mit der Mutter ihres Partners.
Foto: Nick Wass/dpa | Ihre Beziehung mit Travis Kelce ließ nicht nur den eigenen Marktwert in die Höhe schnellen: Pop-Ikone Taylor Swift, hier mit der Mutter ihres Partners.

Taylor Swift und der Glamour-Faktor

Man kann nicht auf den Super Bowl vorausblicken, ohne den Namen Taylor Swift zu benutzen. Die Freundin von Travis Kelce , dem TightEnd der Chiefs, ist zwar nicht die Protagonistin der Halbzeitshow, aber dennoch die meistdiskutierte Personalie in den USA.

Selbst die japanische Regierung hat ein Statement veröffentlicht, in dem sie bekannt gab, dass Taylor es nach ihrem Konzert in Tokio via Privatjet und trotz Zeitverschiebung problemlos zum Super Bowl nach Las Vegas schaffen wird.

Seit Bekanntgabe der Beziehung erfährt die NFL einen riesigen Hype, vor allem beim jüngeren weiblichen Publikum, während die Anzahl an Streams ihrer Musik in die Höhe schießt.

Die Chiefs und die NFL haben alleine durch das Auftauchen der „Swifties“ in der NFL-Landschaft über 350 Millionen Dollar an Marktwert hinzugewonnen.

Für die Chiefs, die NFL und auch Swift ein unfassbarer Geldregen, aber die meisten „klassischen Footballfans“ sind nur noch genervt von dem ganzen Hype. Beim Halbfinale gab es 35 (!) Einblendungen von Taylor Swift . Zum Vergleich: der gegnerische Trainer war 31 Mal zu sehen. 

Super-Bowl-Analyse von Christopher Meindl       -  Ein absoluter Experte in Sachen American Football: Christopher Meindl aus Thulba (Landkreis Bad Kissingen)
Foto: Jürgen Schmitt | Ein absoluter Experte in Sachen American Football: Christopher Meindl aus Thulba (Landkreis Bad Kissingen)

Der Experten-Tipp von Christopher Meindl

Wir reden von zwei Teams im absoluten Formhoch. Wir haben die zwei besten offensiven Headcoaches der Liga im direkten Duell. Dazu die zweitbeste Defense (Chiefs) gegen die fünftbeste (49ers), die fünftbeste Offensive (Chiefs) gegen die viertbeste (49ers), das beste Duo (Mahomes & Kelce) gegen die besten Spielmacher (49ers) und und und. Kleinigkeiten werden entscheiden.

Um einen Tipp abzugeben, gehe ich mit der alten Regel: „Wenn alles gleich ist, dann entscheide dich für den besseren Quarterback .“ Der heißt Patrick Mahomes , deshalb gewinnen die Chiefs denkbar knapp. 

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