Wer diesen Abend mit einer Aufführung des Stummfilm-Klassikers "Nosferatu" inklusive Live-Orchesterbegleitung durch die Staatsbad Philharmonie Kissingen mit ihrem Gastdirigenten Stefan Geiger verpasst hat, der hat wirklich ein kulturelles Highlight versäumt, meint Vorsitzender Maik Richter vom Förderverein der Staatsbad Philharmonie Kissingen in einer Pressemitteilung. Mittlerweile war es das dritte Stummfilm-Projekt, in welchem der Geiger (NDR-Elbphilharmonie Orchester, Generalmusikdirektor am Teatro Guaria in Curitiba, Brasilien) die Staatsbad Philharmonie Kissingen als Gast vom Dirigentenpult aus betreute.
Der Stummfilm "Nosferatu" erlebte genau vor 100 Jahren seine Uraufführung und wird erst durch die dazu komponierte Originalmusik von Hans Erdmann authentisch-lebendig, heißt es weiter.
Die Handlung ist angelegt an Bram Stokers Roman " Dracula ", und so ist der Protagonist in dieser vom deutschen Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau inszenierten Geschichte der blutsaugende Vampir Graf Orlok namens "Nosferatu", der Pest, Tod und Verderben über die Bewohner der Stadt Wisborg (Wismar) bringt.
Gespenstische Akzente
Was Gastdirigent Stefan Geiger aus dem Klangkörper der Staatsbad Philharmonie Kissingen zauberte, sei unter die Haut gegangen, so Richter. Es gab Liebesszenen, die die Holzbläser brillant und geschmeidig begleiteten, die Blechbläser setzten auf Grund von Dämpfereffekten gespenstische und kristallklare Akzente, die Streicher zauberten durch ihr polyphones Zusammenspiel den perfekt-geheimnisvollen Klangteppich, das Klavier unterstützte in fingerbrecherischen Linien permanent das Gesamtbild, und das orgelhafte Harmonium versetzte das Szenarium immer wieder in die entsprechende Gruselstimmung.
Eindrücklich, wie der Komponist Hans Erdmann die Pauken und Schlagwerk-Instrumente in seine " Symphonie des Grauens" mit eingebunden hat: Punktgenau schlugen die Matrosen in der Szene auf dem Geisterschiff auf die große Trommel nach aggressiven Ratten und es gab einen (extra von der Kurgärtnerei zusammengebauten) "Holz- Resonanzkasten", der als eine Art "Sarg- Trommel" in den besonders dramatischen Szenen in der Partitur mit brutalen Holzhammerschlägen mitberücksichtigt wurde.
Es ist sehr erfreulich, dass das Orchester auch an die Nachwuchsarbeit denkt und den Part des 2. Schlagzeugers mit einem ambitionierten Schüler der Städtischen Musikschule besetzt hat, der auf dem Sprung zu einer Ausbildung als Berufsmusiker steht.
Für die Musiker gab es am Ende einen langanhaltenden Applaus.