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Volkersberg
Studieren wollen sie alle
Für eine Woche kamen Jugendliche mit Migrationshintergrund auf dem Volkersberg zusammen, um zum ersten Mal Universitätsluft zu schnuppern.
Gruppenleiter Julius bespricht in seinem Kulturwissenschaftskurs Fragen wie: Wie definiert sich Heimat und wo ist sie? Foto: Sebastian Elsässer       -  Gruppenleiter Julius bespricht in seinem Kulturwissenschaftskurs Fragen wie: Wie definiert sich Heimat und wo ist sie? Foto: Sebastian Elsässer
| Gruppenleiter Julius bespricht in seinem Kulturwissenschaftskurs Fragen wie: Wie definiert sich Heimat und wo ist sie? Foto: Sebastian Elsässer
Redaktion
 |  aktualisiert: 19.08.2022 21:55 Uhr
Ein Raum im Untergeschoss, U-förmig gestellte Tische und ein Dutzend Jugendlicher, die den Ausführungen der Kursleiterin folgen. Sie erklärt gerade anhand eines Videos, den Aufbau und die Beschaffenheit des menschlichen Gehirns. Allerdings sind dies keine Eindrücke aus dem Biologieunterricht in einem beliebigen Klassenzimmer mit beliebigen Schülern. Der Vortrag über Neurowissenschaften findet in den Schulferien auf dem Volkersberg statt und die Teilnehmer eint neben Alter und Interesse am Lernen insbesondere eines: Sie alle haben einen Migrationshintergrund.

Für 47 Neunt- und Zehntklässler fand im Haus Volkersberg eine einwöchige Vorbilder-Akademie des Talentförderzentrums Bildung & Begabung statt. Die Teilnehmer kommen von Realschulen und Gymnasien aus dem ganzen Bundesgebiet und haben ihre Wurzeln in 26 verschiedenen Ländern.


Anspruchsvolle Kurse

Die angebotenen Kurse sind genauso ungewöhnlich, wie die Motivation der Jugendlichen. Bereits bei der Anmeldung mussten die Schüler einen Vormittagskurs auswählen. Zur Auswahl standen Design, Kulturwissenschaften, Neurowissenschaften und Mathematik. Diese Fachkurse finden jeden Vormittag statt, während am Nachmittag Workshops angeboten werden, die teils der Vermittlung von Soft Skills wie Lerntechniken, Rhetorik, Auftreten und Zeitmanagement vermitteln, aber auch sportlich-spaßiger Natur sind und somit einen körperlichen Ausgleich schaffen.

Der namensgebende Teil der Vorbilder Akademie findet allerdings im gemeinsamen Abendprogramm statt. Hier wird den Schülern an drei Abenden der Woche die Möglichkeit geboten auf Menschen zu treffen, die ebenfalls eine Zuwanderungsgeschichte haben, aber im Leben bereits erfolgreich sind.


Begegnung mit Muttersprachlern

Den Auftakt bildet die Podiumsdiskussion, mit der iranischstämmigen Schauspielerin Javeh Asefdjah und dem aus Marokko stammenden Sozialwissenschaftler Younes Qrirou. Daran schließt sich ein Besuch von Studenten aus verschiedenen Fachrichtungen an.

Der Unterschied der Akademie zur Masse an Förderprogrammen für Menschen mit Migrationshintergrund wird durch das Programm bereits deutlich. Es zielt nicht auf die klassischen Problemfelder beim Thema Migration ab, sondern richtet sich an überdurchschnittlich motivierte Jugendliche mit Migrationshintergrund, die eine universitäre Ausbildung anstreben. Die Motivation ist auch das Entscheidende bei der Vergabe der Teilnehmer-Plätze, wie die Organisatoren vom Talentförderzentrum Bildung & Begabung betonen. Schulnoten spielen nur eine nachgeordnete Rolle, wichtig sind das Motivations- und ein Empfehlungsschreiben eines Lehrers. Berücksichtigt werden auch soziales Engagement und familiärer Hintergrund.


Die Motivation ist absolut hoch

Ehrenamtlich arbeitende Studenten geben in ihren Kursen einen kleinen Einblick in ihr jeweiliges Fachgebiet. Dabei ist das Ziel des Programms, den Teilnehmern bei Entdeckung und Ausbau eigener Talente zu helfen, erklärt Akademieleiter Victor Böhler. Auch eine Orientierungshilfe auf der Suche nach einem geeigneten Studiengang soll damit geboten werden.


Das Studium ist das Ziel

Denn den nötigen Ehrgeiz zu studieren haben sie alle, auch wenn einige dafür nach der Realschule noch ein Abitur bestehen müssen. "Die Motivation ist absolut hoch", beschreibt er die Stimmung der jungen Leute. Auch weil(,) durch den gemeinsamen Migrationshintergrund(,) dort eine Art sicherer Raum geschaffen wird, in dem Sprachprobleme bedeutungslos sind und somit nicht zu Verunsicherungen führen. Von einer Sprachbarriere kann keinesfalls die Rede sein, denn selbst diejenigen, die weniger als ein Jahr in Deutschland sind, sprechen ein gewähltes und gut artikuliertes Deutsch. Nur eben - noch - etwas langsamer als ein Muttersprachler.
 
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