Gut 30 Jahre dauert die Diskussion um ein Gewerbegebiet oberhalb von Stralsbach . Nun deutet sich jedoch an, dass dieser lang gehegte Wunsch doch noch in Erfüllung gehen könnte, allerdings ohne die Beteiligung der Stadt Bad Kissingen . Bürgermeister Daniel Wehner ( CSU ) ist zuversichtlich. „Ich hoffe, wir können nächstes Jahr beginnen.“
Allerdings stehen noch einige bürokratische Hürden bevor. Die nächste Frage, die geklärt werden muss, ist, ob eine Abbiegespur ausreicht, um von der Bundesstraße ins Gewerbegebiet zu gelangen, oder ob eine Ampel oder möglicherweise sogar ein Kreisverkehr erforderlich sind. "Das müssen wir mit dem Straßenbauamt klären", betont der Bürgermeister.
Von 19 auf 9,4 Hektar reduziert
Der Markt Burkardroth ist von der ursprünglichen Planung eines Industriegebietes bereits abgewichen. Aufgrund einer Stellungnahme der Regierung von Unterfranken wurde das Gewerbegebiet zudem von 19 Hektar auf 9,4 Hektar reduziert (etwa 13 Fußballfelder). Konkret handelt es sich um die Fläche zwischen der Bundesstraße und der 20-kV-Freileitung. Die verbleibende Fläche (9,6 Hektar) wurde als Sondergebiet „Photovoltaik“ festgesetzt.
Einwände von drei Bürgern
Damit das Gewerbegebiet realisiert werden kann, muss der Flächennutzungsplan geändert und öffentlich ausgelegt werden. Im Zuge dieses Prozesses haben drei Bürger bei der Gemeinde Bedenken geäußert.
Eines ihrer Anliegen betrifft den erforderlichen Lärmschutz für den Stralsbach . Ob der geplante Sichtschutz zu einem Lärmschutzwall ausgebaut wird, das müsse noch über ein entsprechendes Gutachten geklärt werden, erläutert Wehner die weitere Vorgehensweise.
Schutz vor Hochwasser
Ein weiteres Anliegen betrifft die Wasserrückhaltung und -ableitung. Gemäß der Planung soll das Oberflächenwasser aus dem Gewerbegebiet sowohl in Richtung der Lauter als auch der Aschach abgeleitet werden. Die Dimensionierung der Regenrückhaltebecken werde im Einvernehmen mit dem Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen geplant, wobei auch die Gefahr von Sturzfluten und 100-jährigen Regenereignissen berücksichtigt werden.
Für das Gewerbegebiet sei ein Trennsystem vorgesehen – das bedeutet, dass das Oberflächenwasser separat und unabhängig von der Ortschaft Stralsbach in unterschiedliche Vorfluter (Lauter und Aschach) abgeleitet wird.
Lediglich das anfallende Schmutzwasser werde in die Kanalisation des Gemeindeteils Stralsbach eingeleitet. „Die Kanalleitungen in Stralsbach könnten dieses Schmutzwasser problemlos aufnehmen“, so die Information aus der Gemeindeverwaltung.
Mehr Biodiversität
Ein Landwirt aus Waldfenster äußert Bedenken gegen die Ausgleichsfläche, die derzeit als Ackerfläche genutzt und nach biologischen Grundsätzen bewirtschaftet werde. Das sei künftig nicht mehr möglich, da sie umgestaltet werden müsse. Die Gemeinde weist in ihrer Stellungnahme darauf hin, dass erst durch die Umwandlung der Fläche von Ackerland zu einer nicht "ausgeräumten" Feldflur die Ausgleichsfläche wieder für eine vielfältigere Biodiversität zur Verfügung stehen würde. Es würde Lebensraum für eine Vielzahl von Kleinstlebewesen geschaffen, der in den letzten Jahrzehnten durch die Flurbereinigung verloren gegangen sei.
„Der Marktgemeinderat stellt grundsätzlich fest, dass eine Ausgleichsfläche kein Verlust, sondern eine Bereicherung für Natur-, Landschaft und Mensch ist“, heißt es im Protokoll.
Letztlich müsse mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt werden, welche Flächen als Ausgleichsflächen geeignet sind. Es müsse geklärt werden, ob die, zumindest aus landwirtschaftlicher Sicht „minderwertigen“ Flächen, wie aufgelassene Erdaushubdeponien in Betracht gezogen werden können.
Die weiteren Schritte
Wenn alle Bedenken und Anregungen aus der ersten öffentlichen Auslegung in den Flächennutzungsplan aufgenommen wurden, erfolgt eine zweite öffentliche Auslegung. Anschließend kann der Bebauungsplan erstellt werden, der ebenfalls mit den Trägern öffentlicher Belange abgestimmt werden muss.
Bürgermeister Wehner betont, dass im Gewerbegebiet ein Kreisverkehr geplant werde, der die Möglichkeit biete, in Richtung Bad Kissingen zu erweitern oder von dort aus anzudocken. Derzeit seien jedoch keine Gewerbeflächen auf der Kissinger Seite vorgesehen. „Die Stadt Bad Kissingen hat derzeit kein Interesse“, so Wehner.
Rechtliche Gründe hindern die Stadt Bad Kissingen
Auf Nachfrage dieser Redaktion konkretisierte Thomas Hack, der Pressesprecher der Stadt Bad Kissingen: Das bayerische Landesentwicklungsprogramm sieht vor, dass neue Flächen nur in unmittelbarer Nähe bestehender Siedlungen erschlossen werden sollen, um eine Zersiedelung der Landschaft zu verhindern.
Eine Ausnahme gab es, wenn es sich um eine interkommunale Planung handelte, was im Fall eines Gewerbegebietes Stralsbach-Poppenroth ursprünglich einmal der Fall war. Doch mit der Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogrammes im Juni vorigen Jahres, entfiel diese, im Jahr 2018 eingeführte Ausnahme. „Damit ist eine Fortsetzung der Planung des interkommunalen Gewerbegebietes Stralsbach – Poppenroth nicht mehr möglich“, so Hack.
Wetten werden ab sofort angenommen 😄