
Chicago ist nicht Münnerstadt und der dortige Jazz-Club „The Green Mill“ nicht die alte Aula.
Doch beide haben Gemeinsamkeiten. In dem Jazz-Club fand am 20. Juli 1986 der weltweit erste Poetry Slam statt, in der alten Aula im Februar 2019 der erste in Münnerstadt .
106 zahlende Besucher beim Poetry Slam
Damals war die Aula ausverkauft, vergangenen Freitag kamen 106 zahlende Besucher.
Diese Zahl ist der eindeutige Beweis dafür, dass der Wettkampf der Autoren mit Stories, Poesie, Rap, Liebesgedichten , Lyrik und Comedy bei den Zuhörern und Zuhörerinnen noch immer sehr beliebt ist, zumal letztere sehr stark einbezogen werden, wenn es gilt, die Siegerin oder den Sieger zu ermitteln.
Künstlerinnen und Künstler aus Halle aus Poetry Slam
Zum sechsten Poetry Slam hatte Manfred Manger ausschließlich Künstlerinnen und Künstler aus Halle eingeladen.
Stephan Brosch, Emil Herzfeld, Jule Meier, Pauline Brenner und Til Gerloff sind in der Szene bekannt als Meister oder Vizemeister auf Landesebene.
Manfred Manger moderiert den Poetry Slam
Bemerkenswert ist auch, dass die Zahl der jungen und sehr jungen Gäste sehr groß war. Als Moderator stand auch diesmal Manfred Manger aus Schweinfurt auf der Bühne.

Er hatte wieder die DJane Lisa Smaragd aus Nürnberg mitgebracht, die für die musikalische Untermalung des Abends sorgte und für die Auf- und Abgänge jedes Textes das Passende fand.
Veranstalter war die Stadt Münnerstadt , unterstützt vom Altstadtverein und vom Kunstprojekt Else.
Literatur-Wettbewerb um Ruhm und Liebe
„Es geht um einen Literatur-Wettbewerb um Ruhm und Liebe“, versprach Manger. Zuerst galt es, das Publikum im Schnelldurchlauf mit den Regeln bekannt zu machen: So gut wie alles, was selbst geschrieben ist, ist erlaubt. Die Obergrenze liegt bei sieben Minuten.
Die Jury bildeten beim ersten Durchgang fünf Frauen und Männer aus dem Publikum , die für jeden Text einen bis zehn Punkte vergeben sollten. Die niedrigste und höchste
Wertung wurden gestrichen, dann wurde zusammengezählt.
Lautstärke des Applauses entscheidet beim Poetry Slam
Also konnten maximal 30 Punkte erreicht werden. Drei der fünf Kandidatinnen und Kandidaten sollten in die Finalrunde kommen.

Dort sollte dann das gesamte Publikum mit der Lautstärke des Applauses, die extra vorher eingeübt würde, die Siegerin oder den Sieger küren. Doch so einfach ging das alles nicht, wie sich bald darauf zeigte.
Über Gott und die Welt beim Poetry Slam sinniert
In der Vorrunde machte den Anfang Stephan Brosch. Er sinnierte über Gott und die Welt, wusste „was dich nicht umbringt, macht dich härter“.
Wie fast all seine Kolleginnen und Kollegen hätte er sich in der Geschwindigkeit seines sehr guten Vortrags ruhig etwas zurücknehmen können.
Emil Herzfeld versetzte sich auf eine Bühne und fragte das Publikum „wer braucht eigentlich Opern und Musik?“
Für ihn ist eine Opern-Bühne „ein Ort der Trostlosigkeit“. Hat er sich ein wenig von Gottfried Benn inspirieren lassen?
27 von 30 möglichen Punkten beim Poetry Slam
Jule Meier versetzte ihre Zuhörerinnen und Zuhörer in eine schlaflose Nacht: „Er liegt wach im Bett, doch schlafen kann er nicht. Wie schön wäre es doch, am Strand zu liegen.“

Doch er ist „arbeitslos, denn er hat sich nicht alle Mühe gegeben“ und „er hat keine Freunde, denn er hat keine Arbeit“.
Ein Text, der nachdenklich machte und 27 von 30 möglichen Punkten und damit den zweiten Platz einbrachte.
Krimis. Mord, Jack the Ripper, der Mangel an Organspenden beim Poetry Slam
Die sächsische Vizemeisterin Pauline Brenner definierte Freiheit auf vielfältige Weise, zum Beispiel „abends mal ausgehen, ohne zu wissen, was hinter der Hecke ist“.
Til Gerloff schließlich liebt Sprachspielereien um Krimis . Mord, Jack the Ripper , der Mangel an Organspenden hatten es ihm angetan.
Die Preisrichter gaben ihm die meisten Punkte, nämlich 29.
Jury vergibt zwei dritte Plätze bei Poetry Slam
Nach der Vorrunde hätten zwei Teilnehmer ausscheiden müssen, aber es gab zwei dritte Plätze.
Manfred Manger ließ das Publikum entscheiden, und so kamen vier der Wort-Akrobaten ins Finale und durften nochmals Texte vortragen, die wirklich unter die Haut gingen und zum Nachdenken zwangen. Hier hatte es besagtes Publikum mit seinem Beifall in der Hand, wer zum Sieger ausgerufen wurde.
Doch auch hier kam es zu keinem eindeutigen Ergebnis. So wurden Jule Maier und Til Gerloff gemeinsam zu Siegern erklärt. Sicher eine weise Entscheidung, denn beide haben es verdient. Sie bekamen den vom Else-Team gestifteten Kunstpreis gemeinsam.
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