Wo drückt den Bürgern des kleinen Stadtteils Reichenbach der Schuh, welche Wünsche und Anregungen haben sie an ihre Stadt ? Drei Stunden dauerte die Bürgerversammlung im Feuerwehrhaus, und da kam schon einiges zusammen.
Unter den etwa 60 Teilnehmern war nur ein halbes Dutzend Frauen, auch die Jugend war sehr spärlich vertreten. Doch eine Teilnehmerquote von knapp über acht Prozent wird sicher zumindest in der Kernstadt garantiert nicht übertroffen.
Beamer-Bilder aus dem Dorfgeschehen
Ortsreferent und Stadtrat Fabian Nöth (neue Linie) gab zunächst einen Rückblick ab November 2019, der den Einbau der Fenster in der alten Schule ebenso umfasste wie die Fertigstellung des Baugebietes oder die Versetzung des Brunnens , der zu nahe an der Straße war. "Bei uns gibt es viel Eigeninitiative", hob er hervor. So haben Bürger die alte Schule selbst gestrichen, der Rasen auf dem Friedhof wird in Eigenregie gemäht. Besonders stolz sind die Bürger auf den Bau des Kneippbeckens neben dem alten Pumpenhaus im September dieses Jahres. Die Ortsdurchfahrt ist so gut wie fertig. Seine Ausführungen verdeutlichte Fabian Nöth mit zahlreichen Beamer-Bildern aus dem Dorfgeschehen.
Bürgermeister führt Protokoll
Bürgermeister Michael Kastl ( CSU ) betonte gleich zu Anfang: "Das ist erst meine zweite Bürgerversammlung als Bürgermeister von Münnerstadt. Die erste war in Althausen. Es war nicht schön, dass ich wegen der Corona-Pandemie eineinhalb Jahre Politik ohne viel Kontakt mit den Bürgern machen musste." Auch in Reichenbach kam er ohne zusätzliche Mitarbeiter der Stadt . Seine einzigen Helfer waren ein Stift und Notizblock. Er führte selbst das Protokoll - "das spart Personalkosten".
Zur Energie-Debatte sagte er voraus : "Der teuerste Winter aller Zeiten kommt." Wegen der Benzinpreise werde es für die Bürger in Zukunft attraktiv, in der Stadt zu wohnen. Er betonte aber auch, dass es in den nächsten Jahren nicht möglich sei, auf den Dörfern am Individualverkehr etwas zu ändern.
Straße nach Münnerstadt erneuert
"Der Trend ist gestoppt, es ist wieder attraktiv, auf dem Land zu leben. Es ist kein Problem, Baugrundstücke loszubekommen", meinte Fabian Nöth in seiner Vorausschau. Die Ortsdurchfahrt wird nochmals gesperrt, damit die Asphaltdecke aufgebracht werden kann. Die Straße nach Münnerstadt wird ab Anfang Dezember erneuert. Die Bauzeit beträgt rund eineinhalb Jahre. Der Glockenturm wird eingerüstet, denn der Motor für die Uhr muss repariert werden.
Im kommenden Jahr 2022 könnte der Stadtteil Reichenbach seine Ersterwähnung vor 850 Jahren feiern: "Erstmalige urkundliche Erwähnung findet Reichenbach in einer Urkunde vom 20. März 1172. In dieser in Fulda ausgestellten Urkunde übergibt Ludwig II. von Frankenstein die Hälfte des Dorfes Reichenbach an den Fuldaer Abt Burkhard", heißt es dazu im Internet-Lexikon Wikipedia .
"Für das nächste Jahr schaffen wir es nicht mehr, etwas auf die Beine zu stellen", bedauerte der Ortsreferent. Doch zusammen mit dem Planfest zwei Jahre später könne man dieses Jubiläum feiern.
Grüngut-Tipp vom Ortsreferenten
Im dritten Teil der Bürgerversammlung kamen die Bürger selbst ausführlich zu Wort. Es ging wie immer um Straßen, Schilder, Grünanlagen und vieles mehr, was ihnen am Herzen liegt. "Ist es ganz offiziell, dass Südlink parallel zur Autobahn eine Leitung baut?", wollte eine Frau wissen. "Wir sind im Tiefenplanstand drin, wir liegen an der Autobahn A 71", sagte dazu der Bürgermeister und ergänzte, "wenn die P43 über der Erde kommen soll, dann gehen wir auch mit auf die Barrikaden."
Über die Bus-Fahrpreise regte sich ein Bürger auf: "Für vier Euro einmal nach Münnerstadt und wieder heim, das macht keine Sau." Ein anderer forderte Hundekotbeutel. Das offenbar leidige Thema Grüngut-Sammelstelle schnitt ein weiterer Bürger an. "Das ist im Kreis ein heißes Eisen. Bis auf Windheim sind alle in Münnerstadt nur geduldet", sagte dazu Michael Kastl, und Fabian Nöth gab allen den Ratschlag: "Jeder Privatmann sollte nach Poppenlauer fahren." Ganz zum Schluss versprach der Bürgermeister noch: "Die nächste Bürgerversammlung findet wieder in der alten Schule statt".