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Hammelburg
Hammelburg: Störche auf Kamin am Viehmarkt – Gestänge sorgt für Aufsehen
Ein Tag vor der Bundestagswahl im Februar sind die ersten Störche in Hammelburg gesichtet worden. Doch vor allem eine Vorrichtung am Viehmarkt sorgt nun für Aufsehen. Was bis jetzt bekannt ist.
Störche Hammelburg 2025       -  Die zwei Störche fühlen sich in Hammelburg auf dem Mönchsturm sichtlich wohl.
Foto: Christian Fenn | Die zwei Störche fühlen sich in Hammelburg auf dem Mönchsturm sichtlich wohl.
Milena Meder
 |  aktualisiert: 11.03.2025 19:12 Uhr

Es ist Samstag, 22. Februar 2025; ein Tag vor der Bundestagswahl. In Hammelburg haben einige Anwohner den ersten Storch im Nest am Mönchsturm gesichtet. Nur kurze Zeit später ist dann noch ein zweiter aufgetaucht. „Sie kamen in einem Abstand von ein paar Stunden“, erläutert der dritte Bürgermeister und Storchenexperte Christian Fenn. Mittlerweile seien mindestens vier Tiere in der Saalestadt angekommen, vielleicht mehr. 

Gesichtet wurden sie auf dem Nest „Rösser“ Richtung Diebach, in der Adolf-Kolping-Straße, am Mönchsturm und bei einem Schornstein am Viehmarkt, auf welchem eigentlich eine Montierung angebracht ist, um den Bau eines Nestes zu verhindern. Eigentlich, denn: Trotz des montierten Gestänges versucht ein Storchenpaar hier seit seiner Ankunft vergeblich, ein Nest auf dem Kamin zu errichten. Doch das kommt nicht bei allen gut an. Bei einigen Bewohnern sorgt die Vorrichtung für Unverständnis. 

Störche Hammelburg 2025       -  Der Frost hängt im Nest und auch am Gefieder der Störche.
Foto: Christian Fenn | Der Frost hängt im Nest und auch am Gefieder der Störche.

Deshalb musste das Storchennest am Viehmarkt verschwinden

„In den vergangenen Jahren haben Störche auf dem Kamin gebrütet, weshalb die Anwohner nicht mehr heizen konnten“, ist es im Rathaus bekannt. In Absprache mit dem Landratsamt und der Naturschutzbehörde sei das Nest deshalb nach dem Verlassen der Störche entfernt und ein Gestänge angebracht worden. So soll ein erneuter Nestbau verhindert werden.

Dass sich auch in diesem Jahr wieder zwei Tiere den Kamin als Brutstätte ausgesucht haben, könne nicht verhindert werden. „Störche sind ortstreu und lassen sich jetzt auf dem Gestänge nieder. Es tut aber niemand aktiv den Tieren weh“, betont die Verwaltung.

Das sagt die Untere Naturschutzbehörde in Bad Kissingen

Weißstörche – in der Fachsprache Ciconia ciconia genannt – zählen laut Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) zu den europäischen Vogelarten und sind besonders geschützt, teilt das Landratsamt, in dem auch die Untere Naturschutzbehörde angesiedelt ist, mit. „Daher ist es verboten, Fortpflanzungs- und Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören“, schreibt die Behörde.

Da Störche ihre Nester wiederkehrend nutzen, seien ihre Nester ganzjährig geschützt. „Zudem ist es verboten, wild lebende Tiere der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören.“ Aufgrund dieser strengen Vorgaben benötige es zur Entfernung eines Nestes die Genehmigung der Höheren Naturschutzbehörde, welche zur Regierung von Unterfranken gehört. „Diese entscheidet im Einzelfall, ob die Voraussetzung zur Erteilung einer solchen Genehmigung vorliegen“, teilt das Landratsamt mit.

Stadt Hammelburg hat Bescheid im Jahr 2024 erhalten

Die Genehmigung zur Entfernung des Nestes erging deshalb auch im Fall des Kamins am Viehmarkt von der Höheren Naturschutzbehörde an der Regierung von Unterfranken. „Wir haben diesen Bescheid im vergangenen Jahr erhalten“, bestätigt die Hammelburger Verwaltung.

Es sei alles gründlich geprüft worden und die „Artenschutzrechtliche Befreiung zur Entnahme eines Storchennestes am Kamin“ von der Höheren Naturschutzbehörde liege der Stadt vor. Nun bleibe nur zu hoffen, dass sich die beiden Tiere bald ein neues Nest in Hammelburg suchen. 

Nest am Mönchsturm von Storchenpaar besetzt

Eines ist allerdings schon vergeben, das Nest am Mönchsturm haben bereits die ersten zwei Tiere besetzt. „Sie tragen keinen Ring, weshalb wir nicht sagen können, ob wir die Störche kennen“, sagt Fenn. Trotzdem gibt es Hoffnung: Immerhin trugen auch die Elternstörche des letzten Jahres beide keinen Ring, was zumindest noch offen lässt, ob es sich um die bereits bekannten Tiere handele.

Zweifelsfrei identifizieren könne der Experte die Störche also auch knapp zwei Wochen nach Ankunft noch nicht. „Ich vermute allerdings, dass es die gleichen wie im vergangenen Jahr sind, auch wenn die markante Feder von einem der Tiere nicht mehr zu sehen ist.“ Diese könnte zum Beispiel einfach ausgefallen sein.

Ein weiterer Grund für die Annahmen, dass es sich um die Störche aus 2024 handeln könnte: Bei den in der Stadt angekommen Tieren lasse sich ein ganz spezielles Verhalten beobachten. „Am Viehmarkt sitzen zwei Tiere auf dem Turm, der manipuliert wurde“, erzählt Fenn. Ein Nest bauen können die beiden hier auf keinen Fall.

„Trotzdem beharren die Störche auf ihrem Standpunkt. Das würde kein Tier machen, wenn es nicht schon letztes Jahr da war“, sagt der dritte Bürgermeister. Die Störche fühlen sich dem Standort verbunden. „Ein neuer Storch würde den Schornstein nicht mehr als attraktiven Standort wahrnehmen.“

Keine Jungstörche aus dem vergangenen Jahr in Hammelburg

Dass es sich um Jungstörche aus dem letzten Jahr handelt, sei ausgeschlossen. „Die würden erst gar nicht in das gleiche Nest zurückkommen.“ Den beiden Störchen am Mönchsturm scheint es an ihrem Standort zu gefallen. „Ihr Verhalten deutet absolut darauf hin, dass sie hier ihren Nachwuchs großziehen wollen“, erklärt der Storchenfan. Die beiden würden das Nest zwar gelegentlich noch alleine lassen, bringen allerdings regelmäßig Zweige mit, um es anschließend herzurichten. „Mehrere Kopulationsversuche haben zwischenzeitlich auch stattgefunden“, schildert Fenn seine Beobachtungen. 

Die aktuell noch frostigen Temperaturen in der Nacht machten den Störchen nichts aus. „Kritisch wäre es erst, wenn schon Eier daliegen würden. Das ist aber mit Sicherheit noch nicht der Fall.“ Das Überwintern im Süden sei vor allem der fehlenden Nahrung im Winter geschuldet. „Der aktuelle Frost stört da nicht. Mäuse rennen jetzt schon herum“, meint der Experte. Eine Ankunft Ende Februar sei also nicht weiter ungewöhnlich. „Wir hatten sogar schon viel frühere Daten“, berichtet der Experte. 

 
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