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BAD BRÜCKENAU
Stelle des Nierenarztes auf der Kippe
Dialyse: 100 Patienten im Jahr kommen drei- bis viermal in der Woche zur Blutwäsche in die Brückenauer Sinntalklinik.
Foto: Thinkstock | Dialyse: 100 Patienten im Jahr kommen drei- bis viermal in der Woche zur Blutwäsche in die Brückenauer Sinntalklinik.
Von unserem Redaktionsmitglied Steffen Standke
 |  aktualisiert: 18.09.2012 12:02 Uhr

Es war nur Randthema bei der Auftaktveranstaltung zum Ilek, aber es war ein wichtiges: Die Stelle des Nephrologen, des Nierenheilkundlers, steht offenbar auf der Kippe. Würde sie wegfallen, wäre das ein schwerer Schlag für Bad Brückenau, das ja als Nierenheilbad bekannt ist.

Zeitlofs Bürgermeister Wilhelm Friedrich stellte seine Frage direkt demjenigen, den es betrifft: Professor Emanuel Fritschka. „Was wird aus dem Nephrologen“, fragte Friedrich den ärztlichen Leiter der Sinntalklinik.

Fritschka ist der einzige Nierenheilkundler in der Kurstadt. Er wird im Mai 65 Jahre alt. Mit ihm steht und fällt einiges.

Zum Beispiel die Arbeitsplätze der Schwestern im Dialysezentrum der Sinntalklinik. 100 Patienten im Jahr kommen drei- bis viermal in der Woche zur Blutwäsche vorbei. Ein Vorgang, der vier Stunden dauert. Dazu kommen laut Fritschka 30 Patienten, die Bauchfelldialyse – also Blutreinigung über den Bauchraum – machen.

„Die meisten Patienten, etwa 400, machen aber keine Dialyse. Im Gegenteil: „Wir wollen vermeiden, dass sie welche machen müssen“, so der Professor. Dafür habe man an der Klinik ein spezielles Gesundheitstraining entwickelt.

Sollte Fritschka nächstes Jahr in den Ruhestand gehen, stünde das alles auf dem Spiel. Und nicht nur das.

Die Sinntalklinik wirbt damit, „Reha- und AHB-Klinik Nephrologie“ zu sein. „Wir sind auf Niere, Blase und Prostata spezialisiert“, sagt Fritschka. Dafür stehen neben ihm als Nierenheilkundler noch zwei Urologen und eine Diabetesärztin bereit.

Die meisten Patienten kommen aus Nordbayern. Aber auch der Rest Deutschlands, vor allem das Ruhrgebiet, ist vertreten.

Würde Fritschka aufhören, müsste sich die Klinik ein neues Alleinstellungsmerkmal suchen und sich anders ausrichten. Patienten müssten die Dialyse in Fulda oder Bad Kissingen machen lassen. Bei drei bis vier Terminen in der Woche ist das ein großer Aufwand für die Betroffenen. Sie müssen viel Zeit investieren, weit fahren. Zudem bilden sie ein Risiko im Straßenverkehr, weil sie vor und nach der Dialyse geschwächt sind.

Und da ist noch der Ruf der Stadt. Bad Brückenau ist bekannt als traditionsreiches Nierenheilbad. Seit 1747 wird dort schwerpunktmäßig in diese Richtung gekurt. Ein Nierenheilbad ohne Nierenarzt? Kaum vorstellbar.

Emanuel Fritschka hat keinen, der ihn beerbt. Deswegen hat er bei der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern mit Sitz in Bayreuth den Antrag gestellt, um zwei Jahre zu verlängern: „Bis ich 67 bin, können wir in Ruhe einen Nachfolger finden.“

Ob sein Antrag durchgeht, weiß der Arzt nicht. Vieles wird von der Sitzung des Vorstandes der deutschen Rentenversicherung Nordbayern am 20. September abhängen. Dort wird wohl entschieden, wie es mit der Nephrologie in Bad Brückenau weitergeht.

Fritschka riet den Kommunalpolitikern, auch Bürgermeister Friedrich, bei der Rentenversicherung klarzumachen, wie wichtig ihnen ein Nierenarzt sei. Mehr können sie derzeit nicht tun.

Sucht einen Nachfolger: Professor Emanuel Fritschka.
Foto: B. Bedacht | Sucht einen Nachfolger: Professor Emanuel Fritschka.
 
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