Experiment gelungen! Die Weltpremiere vom „Stänicher Kabaree Kanabee“ begeisterte 320 Gäste in der Steinacher Henneberghalle mit einer bunten Mischung aus bodenständiger, mitreißender Musik durch die Gruppen Spilk und Ziach-Wind sowie humorvoller Mundart-Standup-Comedy von Fredi Breunig und Ines Procter.
Vorsitzender des Heimatvereins Andreas Alles für Wiederholung
Für Andreas Alles, Vorsitzender des veranstaltenden Heimatvereins Steinach, ist die Resonanz eine Bestätigung, das Format im Jahr 2024 zu wiederholen und es dann dauerhaft zu etablieren.
20 Jahre Heimatverein Steinach – kein großes Fest, sondern viele kleine Feste anlässlich des Jubiläums.
Regionaler Bezug und regionale Identität in Steinach
Das ist der Hintergrund für die Premiere vom „Stänicher Kabaree Kanabee“, wobei man auf regionalen Bezug und regionale Identität Wert gelegt habe, so Alles in seiner Begrüßung.
Betont wurde auch, dass man mit Reihenbestuhlung die „Sporthalle“ nicht maximal ausnutzen wollte, sondern durch aufgelockerte Bestuhlung mit Bierkästen als „Getränkeständer“ eine Kneipen-Atmosphäre schaffen wollte.
Omas Röhrenradio, Stehlampe und Teppich in Steinach
Dazu trug auch die Bühnengestaltung bei, in deren Mittelpunkt – wen wundert’s – ein altfränkisches „Kanabee“ mit passendem Ambiente: Omas Röhrenradio links, Omas Stehlampe mit Schirm rechts, davor Omas abgenutzter Teppich und ringsherum wurden zehn Instrumente vom Akkordeon übers Bariton und Gitarren bis hin zur Trompete drapiert.
Man hätte auch „Heimatabend“ über die Veranstaltung schreiben können, denn zünftige Musi und Glockengeläute stimmten die erwartungsvollen Gäste auf das ein, was in den nächsten vier Stunden geboten wurde.
Gruppe Spilk begeistert in Steinach
Lockmittel für die Gäste aus dem Rhön-Grabfeld, aus dem Kissinger Landkreis und aus dem Schweinfurter Umland – hier war die Abgrenzung zum „Schnüdel“ wichtig – war sicherlich die Gruppe Spilk mit Frontmann Frank Schmitt.
Die hatten auch großen Anteil an der stimmungsvollen, gaudihaften Atmosphäre, aber im klug abgestimmten Programm war jeder Akteur ein Highlight für sich und damit gewichtiger Teil eines überaus unterhaltsamen Abends.
Heimatklänge von Ziach-Wind
Musikalisch begrüßt wurden die Gäste vom Duo Ziach-Wind. Ziach steht für die steirische Harmonika, die von Nils Schmitt mit einer lässigen Hingabe gespielt wird, die seinem Vater Frank in nichts nachsteht.
Gleiches gilt für Nico Wehner auf der Akustik-Gitarre, beide zauberten Heimatklänge auf die Bühne, so dass nur noch Kaminfeuer und Hüttenromantik als passende Umrahmung gefehlt haben.
Die Ausnahmetalente bildeten in ihrer Unaufgeregtheit den melodischen Ruhepol zwischen den einzelnen Auftritten und sorgten damit für beschauliche, hörenswerte Übergänge.
Begeisterter Rentner Fredi Breunig
Mal als Fastenpredigter, mal als Fosenöchter und beim „Stänicher Kabaree Kanabee“ als Rentner – Fredi Breunig überzeugt als humoristischer Tausendsassa in vielen Rollen und bekennt: „Wenn ich vor 30 Jahren gewusst hätt’, dass das Rentnerdasein so super ist, hätt’ ich’s viel früher gemacht.“
Manches stört natürlich, vor allem, wenn die Ehefrau noch arbeiten muss: „Sonst hab’ ich mich aufs Wochenende gefreut. Jetzt freu’ ich mich auf den Montag.“
Ansonsten hat man Zeit für wichtige Hobbys wie den Besuch von Düsseldorf mit seiner längsten Theke, einen mehrstündigen Frühschoppen und unfreundlichen „Köbes“ (Kellner), die jedoch denen auf dem Kreuzberg oder beim Oktoberfest in nichts nachstehen.
Erheiternd-nachdenkliches in Steinach
Erheiternd-nachdenkliches gibt es zum täglichen Kalenderblatt mit philosophischen Plattheiten oder zum Holzmachen, wobei Youtube-Tutorials beim Suchen nach dem „Joke“ bei der Motorsäge helfen müssen.
Der Salzer amüsiert die Gäste mit Wahrheiten zu „ Chat-GPT “, „denn künstliche Intelligenz wird immer wichtiger, weil die natürliche Intelligenz zurückgeht“, oder über die „Bio-Biker“, die im Gegensatz zu „E-Biker“ als aussterbende Art unter Naturschutz gestellt werden müssen oder über den Junggesellenverein als besondere Lebensform: „Sie vermehren sich nicht, sterben aber trotzdem nicht aus.“
Ines Procters nachhaltige Putz-Tipps in Steinach
Stimmung wie bei „ Fastnacht in Franken “ gab es beim Auftritt von Ines Procter, die mit nachhaltigen Putz-Tipps und anderen die Frage stellte, ob Fensterputzen sinnvoll sei? „Wenn’s die Nachbarn optisch wert sind, dann schon“, so die Antwort, wobei: „Schmutzige Fenster und Sonne ergibt einen schönen Mosaikboden.“
So kalauerte sich die „närrische Putzfraa“ durch die Tücken des Alltags, die weiblichen Hürden in Ehe, Familie, Kindererziehung und Beruf, quasselte vom „zunehmenden Alter“, schmückte das Stichwort „Muffin-Figur“ zur Freude der Gäste detailliert aus.
„Die Untherapierten von früher leben mitten unter uns“
Oder sie kommentierte das Kommunikationsverhalten der heutigen Jugend: „Sie verabreden sich, um sich nicht zu treffen.“
Sie schwelgte in Jugenderinnerungen, wo Lese-Rechtschreibschwäche nicht als Hindernis für Beruf und Familie gesehen wurde und stellte fest: „Die Untherapierten von früher leben mitten unter uns.“
„Pfingst-Gaudi mit 1000 Dezibel“ in Steinach
Hand- und mundgemachte Musik und „dumms Gschmarr“ waren auch beim „Stänicher Kabaree Kanabee“ das Markenzeichen von Spilk.
Ob die Dorfpomeranzen bei der „Pfingst-Gaudi mit 1000 Dezibel“ in Steinach, ob die osteuropäischen Erntehelfer auf dem Gurkenflieger, ob die Familiencharaktere bei Egons 60.
Geburtstag oder der „Gaudi-Lieder-Index“, der die Stimmung in den Festzelten auf null drückt – für Frank Schmitt, Martin Reinhard und Joachim Bühner ist nichts heilig.
Spilk mit Volks-, Heimat- und Rockmusik
Die drei Vollblutmusiker machen stimmungsvolle Volks- und Heimatmusik und garnieren diese mit ihren kritischen, geselligen und trinkfreudigen Texten – auch mal an der Schmerzgrenze.
Dass sie musikalisch auch anders können, belegten sie in der zweiten Hälfte des unterhaltsamen Abends mit Adaptionen zum „ Hard Rock Cafe“, das sie helicopternden Müttern widmeten.
Oberkrainer „Feuerwehr-Polka“ und „Fürstenfeld“
Oder zu „Sweet Home Alabama“, das mit „Der beste Sommer in der Rhön“ die jugendlichen Flausen und Freiheiten vor 30 Jahren aufs Korn nahmen.
Wo ihr Herz schlägt, zeigte sich zum Schluss, als sie mit der Oberkrainer „Feuerwehr-Polka“ von Slavko Avsenik nochmals die Halle zum Kochen brachten, oder mit ihrer Version von „Fürstenfeld“ (STS) für den nachdenklichen Schlussmoment sorgten.
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