
Der nahe Aschaffenburg geborene und auch heute dort lebende Autor und Publizist Stefan Winckler (57) ist seit 25 Jahren eher als Verfasser und Herausgeber sozial- und geisteswissenschaftlicher Bücher bekannt. Erst mit seinem reich bebilderten Band „Kleines Aschaffenburg-ABC“ (2020) eröffnete er sich ein neues literarisches Betätigungsfeld. Im August erschien gerade noch rechtzeitig zur Ferienzeit sein ebenfalls mit vielen eigenen Farbfotos angereichertes, 400-seitiges Buch „Erlebnis Fränkische Saale “.
Eine Reise an der Saale entlang
Darin schildert Winckler den Weg „vom lebhaften Gemünden mit seinen Verkehrswegen ins ziemlich ruhige, aber keineswegs tote Grabfeld bis zu den Quellen bei Alsleben und Obereßfeld“, wie er auf Nachfrage dieser Zeitung antwortet. Nicht nur auf die aktuellen Gegebenheiten, wie sie in jedem üblichen Reiseführer zu finden sind, geht der Autor in seinem Taschenbuch ein – mit dem Nachteil, dass in unserer schnelllebigen Zeit manche Einzelheit schon wieder überholt ist. Interessant sind vor allem seine gesellschafts- und kulturhistorischen Ausführungen zu den einzelnen Stationen entlang der Saale , zu historischen Bauten über die Salzgewinnung bis zu den mittelalterlichen Burgen, die heute nur noch als Ruinen zu besichtigen sind. „Es ist eine Reise in die deutsche Geschichte hinein“, heißt es deshalb im Klappentext des Buches.
Beleuchtung der jüdischen Geschichte
„Mein Augenmerk galt gerade auch der jüdischen Vergangenheit der Region“, betont Winckler ausdrücklich, da er mit der jüdischen Geschichte in Deutschland „ohnehin etwas stärker verbunden“ ist. Nicht nur, dass er seine Magister- und Promotionsarbeit über den einst bekannten TV-Journalisten Gerhard Löwenthal (1922-2002) geschrieben hatte, sondern auch als heutiges Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Winckler: „Der gezielte Blick auf dieses Thema unterscheidet sich sicher von den meisten üblichen Reisebeschreibungen.“ Deshalb bezeichnet Winckler sein Buch auch ganz bewusst nicht als Reiseführer , sondern als „Reisebegleiter“.
Viel zu sehen im Landkreis Bad Kissingen
Der Landkreis Bad Kissingen bildet nicht nur aufgrund seiner mittigen Lage im Flussverlauf, sondern auch mit allein 150 Seiten den zentralen Teil des Bandes „Erlebnis Fränkische Saale “, was durch die beiden Fotos auf Titel und Rücktitel noch hervorgehoben wird. Von Gemünden im Landkreis Main-Spessart kommend, besichtigen wir Hammelburg und reisen an der Erdfunkstelle Fuchsstadt, der Kreuzkapelle Machtildshausen und der Ruine Trimburg vorbei über Aura mit seiner Klosterruine und Euerdorf in die Unesco-Welterbe-Kurstadt Bad Kissingen (60 Seiten) mit der Burgruine Botenlauben, seinen historischen Kurbauten und kulturellen Festivals.
Nach einem Abstecher zum Kloster Frauenroth geht es weiter entlang der Fränkischen Saale stromauf ins Staatsbad Bad Bocklet, zum Schloss Aschach und nach Steinach. Etwas abseits der Route besuchen wir noch Münnerstadt, bevor die Flussfahrt über Bad Neustadt mit seiner Salzburg im Nachbarlandkreis Rhön-Grabfeld fortgesetzt wird. Aufgelockert wird die erlebnisreiche Fahrt durch einige humorvolle Anekdoten „aus der selbst erlebten Vergangenheit“, wie Stefan Winckler im Interview Auskunft gibt, sowie Legenden und Sagen.
Persönliche Verbundenheit mit der Region
- Befragt nach seinen persönlichen Lieblingspunkten im Landkreis Bad Kissingen, erinnert sich der Aschaffenburger gern an seine Kindheit mit Sonntags- und Feiertagsausflügen mit Vater und Stiefmutter nach Bad Kissingen und deren dortige Hochzeit vor bald 50 Jahren. Vor allem aber blieb ihm seine Wehrdienstzeit 1987/1988 in Hammelburg in Erinnerung, wo er nach der Grundausbildung als Ordonnanz im Offiziersheim eingesetzt war. Touristisch gefällt ihm neben der gut erhaltenen oder inzwischen restaurierten alten Bausubstanz der jeweiligen Ortskerne vor allem die Natur wie die Saale-Auen bei Bad Kissingen und „der Unterlauf der Fränkischen Saale in seiner ländlich-idyllischen Gegend“.
Alles in allem ist „Erlebnis Fränkische Saale “ ein heimatkundliches Buch mit historischem Schwerpunkt, das auch kundigen Saale-Anrainern noch Neues bietet. Man kann es vor Tagesausflügen noch einmal zur gezielten Information zur Hand nehmen. Aber vor allem eignet es sich dank seines handlichen Formats sehr gut als „Reisebegleiter“ bei einer mehrtägigen Wanderung sowie für eine Kanu- oder Radtour.
Informationen zum Buch:
Stefan Winckler: „Erlebnis Fränkische Saale . Ein Reisebegleiter“,
- Verlag Königshausen & Neumann
- Taschenbuch
- 404 Seiten
- Preis: 24 Euro
- ISBN 978-3826083471
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