Sein Empfang war nicht warm, sondern heiß. Genauer: glühend heiß und trocken. Stefan Blumrich übernimmt das Kommando in einer angespannten Lage. Die Dürre in den vergangenen Monaten hat dem Forst ordentlich zugesetzt. Noch so ein "Katastrophenjahr", meint Joachim Dahmer, sein Vorgänger. Als Revierleiter hatte der bis jetzt den Wald der Gemeinde Burkardroth im Blick. Temperaturdifferenzen, verschiedene Böden, andere Niederschlagsmengen : Die unterschiedlichen Waldflächen der Gemeinde werden den 30-Jährigen fordern. Der freut sich auf seinen neuen vielschichtigen Arbeitsplatz.
Durch das "Tor zur Rhön" offenbart sich allen, die es nach draußen zieht, eine Aussicht, die Naturliebhaber einen Moment innehalten lässt. Droben am Jagdhaus "Hermannsruh" begegnen sich Generationen: Spaziergeher, Wanderer, Schüler, Radler, Waldarbeiter. Der Knotenpunkt liegt mitten im Herzen des Gemeindewaldes. Gut ein Drittel des Forstes der Marktgemeinde Burkardroth liegt hier im Stralsbacher Gebiet. Es ist windig an diesem Januartag. Ein trüber Himmel hängt über den leergefegten Ästen der Buchen und Eichen. Die beiden Männer, die sich dort oben treffen, kennen sich. Stefan Blumrich und Joachim Dahmer sind Waldmenschen. Sie wirtschaften und pflegen - jeweils für einen anderen Arbeitgeber. Ab sofort übernimmt der eine die Aufgaben des anderen und doch werden sie auch künftig zusammenarbeiten.
In Zukunft wird der Wald der Gemeinde Burkardroth nicht länger vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten betreut (AELF), sondern von der Forstbetriebsgemeinschaft Rhön-Saale (fbg). Hintergrund: Der Freistaat zieht sich aus der Beförsterung von Kommunalwäldern zurück. Seit dem Herbst haben die beiden Männer am Übergang gearbeitet. 16 Jahre lang trug Joachim Dahmer als Revierleiter die Fürsorge für den Forst der Marktgemeinde. Der neue Revierleiter, Stefan Blumrich, übernimmt jetzt die Obhut für einen Wald, der besondere Herausforderungen bereithält.
Blumrich schätzt Biodiversität
Im Norden des Waldgebiets, in Richtung Schwarze Berge, geht bis zu doppelt so viel Niederschlag ab wie hier an der Hermannsruh. Hänge, Ebenen, verschiedene Klimazonen und Temperaturdifferenzen je nach Lage von bis zu drei Grad. Unterschiedlicher Untergrund: Buntsandstein, Muschelkalk, Sand und Lehm. Stefan Blumrich freut sich auf die Arbeit im und mit dem artenreichen Wald: "Alle Ideen, die man mal aufgeschnappt hat, kann man hier ausprobieren."
Wohl wahr: Das Wirtschaften im Wald währt lange. Doch Stefan Blumrich zweifelt nicht daran, die Entwicklung seiner Arbeit beobachten zu können. Immerhin habe er noch vier Berufsjahrzehnte vor sich, meint der 30-Jährige und lacht. "Jeder Förster hat seine eigene Handschrift", sagt Joachim Dahmer. Die Arbeit eines Revierleiters bedeutet Freiheit und Verantwortung zugleich, sind sich die beiden Männer einig. "Die normalen Jahre waren die schönsten Jahre", resümiert Joachim Dahmer. Stürme, Käfer-Befall oder die Trockenheit wie jetzt seien herausfordernd, erzählt er. Den ursprünglichen Jahresplan für 2019 hat die Dürre durcheinandergebracht. Stefan Blumrich will sich jetzt daran machen, den zu überarbeiten. Als Reaktion auf den Hitzesommer will er auch einen Weiher rekultivieren und ein Feuchtbiotop anlegen. "Eine Pfütze im Wald ist viel wert." Er übernimmt einen Forst mit vielen Besonderheiten, die Joachim Dahmer in den vergangenen Jahren im Fokus hatte: Biotope, Horstbäume, der Schulwald, Höhlenbäume, Wanderwege, Feuchtwiesen, der Waldkindergarten. Dazu sollte das Holz für die Bevölkerung in der richtigen Menge an der richtigen Stelle liegen, erklärt er.
An seiner Seite wird Stefan Blumrich zwei erfahrene Gemeindearbeiter haben, die im Wald anpacken. Der 30-jährige Forstingenieur sagt: "Ich bin ein Laubholzfreund. Bunt gemischte Wälder, das ist das, was mich reizt." Für die fbg arbeitet er auch als Revierleiter für Sulzthal. Dazu berät er andere Gemeinden und Privatwaldbesitzer, organisiert Infoveranstaltungen und kümmert sich um Förderanträge.
Joachim Dahmer hat im Auftrag des AELF Burkardroths Bäume weiter im Blick. Privatwaldbesitzer sind verpflichtet, ihren Bestand im Sommer regelmäßig zu kontrollieren, erklärt er. Macht sich der Borkenkäfer breit? Fällt dem Förster etwas auf, bekommen die Bürger einen Anruf oder einen Brief vom Amt. Viele suchen sich dann Hilfe bei der fbg und landen wiederum bei Stefan Blumrich. Joachim Dahmer hat mit der Revierleitung eine Teilaufgabe abgegeben. Wer Rat von ihm will, bekommt den wie gewohnt donnerstags zwischen 16 und 18 Uhr im Alten Rathaus in Wollbach. Stefan Blumrich ist bei der fbg in Oberthulba erreichbar.
Person Nach dem Abitur hat Stefan Blumrich die Ausbildung zum Forstwirt gemacht. Zum Studium ging es für ihn nach Tharandt, Teil der Fakultät Umweltwissenschaften der Technischen Universität Dresden. Im Fach Forstwissenschaften machte er seinen Bachelor-Abschluss. Während seines Studiums arbeitete er im Forst für Gemeinden, Betriebsgemeinschaften und einen Großwaldbesitzer: pflanzen und pflegen. "Ich bin ein Praktiker", sagt der 30-Jährige von sich selbst. Für das "Forstinspektoranwärterjahr" verschlug es ihn schließlich nach Unterfranken. Er machte Station in Schweinfurt, Lohr und Bad Brückenau und lernte die Rhön kennen und lieben. Vor zwei Jahren ist der Forstingenieur aus seiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern in die Region gezogen. Heute lebt er in Bad Kissingen. Seit diesem Jahr ist er auch Revierleiter in Burkardroth .bcs