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Bad Brückenau
Startschwierigkeiten beim Projekt „Highstreet Ludwigstraße“
Gut 60 Interessierte, darunter Gewerbetreibende und Immobilienbesitzer, folgten der Einladung des Bürgervereins „Wir für Bad Brückenau“ zur Auftaktveranstaltung des Projekts „Highstreet Ludwigstraße“. 
Projekt „Highstreet Ludwigstraße“ Bad Brückenau: (von links) Brigitte Meyerdierks (ehem. Bürgermeisterin), Adelheid Zimmermann (Stadträtin), Bürgermeister Jan Marberg, Thomas Weißenfeld (Bürgerverein), Angelika Winkler (Lohr) Volker Wedde (Handelsverband), Monika Wiesner (Stadrat)       -  Projekt „Highstreet Ludwigstraße“ Bad Brückenau: (von links) Brigitte Meyerdierks (ehem. Bürgermeisterin), Adelheid Zimmermann (Stadträtin), Bürgermeister Jan Marberg, Thomas Weißenfeld (Bürgerverein), Angelika Winkler (Lohr) Volker Wedde (Handelsverband), Monika Wiesner (Stadrat)
Foto: Benjamin Wildenauer | Projekt „Highstreet Ludwigstraße“ Bad Brückenau: (von links) Brigitte Meyerdierks (ehem. Bürgermeisterin), Adelheid Zimmermann (Stadträtin), Bürgermeister Jan Marberg, Thomas Weißenfeld (Bürgerverein), Angelika ...
Benjamin Wildenauer
 |  aktualisiert: 14.03.2025 20:07 Uhr

Innenstädte kämpfen landesweit mit ähnlichen Problemen. Insbesondere in kleinen und mittelgroßen Städten blickt man oft durch schmutzige Schaufensterscheiben in leere Ladenflächen, ein Leerstand reiht sich an den nächsten. So auch im Mittelzentrum an der Sinn. Mit „Highstreet Ludwigstraße “ soll nun ein neuer Anlauf genommen werden, dem Ladensterben in der ehemaligen Einkaufsmeile der Stadt ein Ende zu bereiten. 

Förderung von bis zu 50 Prozent

Im Juli des vergangenen Jahres hatte Volker Wedde vom Handelsverband Bayern das Programm des bayerischen Wirtschaftsministeriums „Starkes Stadtmarketing für lebendige Innenstädte “ im Bad Brückenauer Stadtrat vorgestellt. Unter der Voraussetzung, dass mehrere Akteure sich zusammenschließen, ein Konzept zur Beseitigung oder wenigstens Verminderung von Leerständen erarbeiten und einen Finanzierungsplan dazu aufstellen, winken Förderungen von bis zu 50 Prozent der Gesamtkosten. Die Zusagen zu den dafür nötigen Eigenmitteln der Bad Brückenauer Unternehmer in Höhe von 11.300 Euro und der Stadt Bad Brückenau über 40.000 Euro konnte die Einzelhandelsreferentin des Stadtrats, Monika Wiesner, zwischenzeitlich fixieren.

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Ludwigstraße als Ganzes schmackhaft machen

Bei der Auftaktveranstaltung sollte der nächste Schritt unternommen werden. Mit einer Vorstellung des geplanten Ablaufs eröffnete Thomas Weißenfeld vom Bürgerverein den Abend. Die professionelle Erfassung und Bewertung der leerstehenden Flächen solle als erster Schritt bis August dieses Jahres abgeschlossen sein. Anschließend würden erforderliche Modernisierungen mit den Immobilieneigentümern besprochen sowie der Entwurf und die Installation eines modularen Ladenbaus anstehen. Unverzichtbar sei ein gemeinsames Auftreten nach außen bei Marketing und Öffentlichkeitsarbeit . Dies sei ein zentraler Punkt, denn am Ende gehe es nicht darum, wie bisher einzelne Ladenflächen zu vermarkten. Die Ludwigstraße und die angrenzenden Gassen als Ganzes müssten stattdessen schmackhaft gemacht werden. 

Zentraler Ansprechpartner ist nötig

Bei der Frage, in welche Richtung man hierbei gehen müsse, greift die Lenkungsgruppe unter anderem auf die Erkenntnisse zurück, die Emma Ferkinghoff im Rahmen ihrer Masterarbeit im Bereich Sozial- und Bevölkerungsgeografie unter dem Titel „Nutzungs- und Leerstandsmanagement von Innenstädten in ländlich geprägten Kleinstädten “ 2022 am Fallbeispiel Bad Brückenau gesammelt hatte. Ferkinghoff selbst stellte ihre gesammelten Ergebnisse vor Ort vor. Ein Gesamtkonzept sowie einen zentralen Ansprechpartner für die Innenstadtentwicklung hatte sie bereits als nötige nächste Schritte ausgemacht, als sie ihre Studie vor drei Jahren erstmals der Brückenauer Öffentlichkeit vorgestellt hatte.

Präsentation scheitert am schlechten Internet

Um ein Beispiel- und Vorzeigeprojekt vorzustellen, aus dem Bad Brückenau Inspiration ziehen könnte, war die Citymanagerin von Lohr am Main, Angelika Winkler, angereist. Mit der Lohrer Markthalle , einem ehemaligen Supermarkt, konnte sie mithilfe des Förderprojekts ein neues Konzept umsetzen, das sich bereits nach einem Jahr im laufenden Betrieb zu 80 Prozent selbstständig wirtschaftlich trägt. Dass die Präsentation in ihrer geplanten Art und Weise an der schlechten Internetverfügbarkeit vor Ort scheiterte, entbehrt nicht einer gewissen Ironie, waren doch im vergangenen Jahrzehnt Initiativen zum Thema freies WLAN auch schon ignoriert worden.

Viele konnten nicht hören oder sehen

Ob der Abend so verlaufen ist, wie die Veranstalter sich das vorgestellt haben, ist anzuzweifeln. Der große Andrang, über den sich Weißenfeld sehr erfreut zeigte, führte dazu, dass die vorbereitete Leinwand mit den Präsentationen nur von einem Bruchteil der Anwesenden überhaupt gesehen werden konnte. Auch war es angesichts des großen Zulaufs einem Teil der Gäste kaum möglich, die Referentinnen und Referenten zu hören.

Nach den Vorträgen, etwa eineinhalb Stunden nach Beginn der Veranstaltung, leerte sich der Raum. So waren zur Diskussion über die Frage, in welche Richtung Bad Brückenau gehen will, nur noch etwa 20 Personen da. Dennoch verlief der Abend ab diesem Zeitpunkt nicht einfacher.

Markthalle kein schlüsselfertiges Konzept

Volker Wedde musste mehr als einmal betonen, dass es sich bei der Lohrer Markthalle keineswegs um ein schlüsselfertiges Konzept für die Brückenauer Innenstadt handelt. Auch Bürgermeister Jan Marberg betonte, wie wichtig es sei, jetzt nicht weiter nach anderen Schuldigen zu suchen, sondern gemeinsam zu agieren.

Doch das Ziel, die Entwicklung eines Konzeptes, war längst aus dem Blick verloren. Das Projekt „Highstreet Ludwigstraße “ hat offensichtlich noch einen weiten Weg vor sich. 

Ein Kommentar zu dem Thema:

Letzte Ausfahrt Stadtentwicklung

Möchte Bad Brückenau seine Innenstadt nachhaltig revitalisieren, muss jetzt gehandelt werden. Mit den Fördergeldern des Wirtschaftsministeriums und der Unterstützung durch den Handelsverband ist noch einmal etwas Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

Ohne eine grundsätzliche Bereitschaft, auch einmal etwas Neues auszuprobieren, wird es jedoch nicht gehen. Die Idee, wie man die Innenstadt umgestalten und richtig vermarkten kann, muss von den Brückenauern kommen. Die Erwartung, irgendjemand werde ein fertiges Konzept von außen mitbringen, das eins zu eins umgesetzt werden kann, muss ebenso abgeschüttelt werden wie die Tendenz, immer wieder dieselben alten Vorschläge aus den Schubladen zu kramen oder von vornherein alles zu zerreden.

Ansätze für Letzteres durfte man in der offenen Diskussionsrunde leider bereits wieder erkennen. Natürlich ist die Markthalle von Lohr keine Blaupause für Bad Brückenau, denn Bad Brückenau ist nicht Lohr. Es kann und sollte jedoch eine Inspirationsquelle sein. Nicht mehr und nicht weniger.

Der Lenkungskreis, die Stadt, die Unternehmer und die Immobilienbesitzer müssen ein eigenes Konzept erarbeiten. Eines, das für Bad Brückenau passt. Zu glauben, man käme drumherum, wäre naiv und kostet obendrein nur Zeit. Zeit, die die Innenstadt vielleicht nicht mehr hat. Benjamin Wildenauer

Innenstadt Bad Brückenau: Die Ludwigstraße soll belebt werden.       -  Innenstadt Bad Brückenau: Die Ludwigstraße soll belebt werden.
Foto: Sandra Bernhard | Innenstadt Bad Brückenau: Die Ludwigstraße soll belebt werden.
 
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  • franz-peter potratzki
    Die Stadt Bad Brückenau ist ja an Trostlosigkeit nicht zu überbieten. Sandra Bernhard hat mit Ihrem Foto genau dies fotografiert, was auch der Besucher sieht, nämlich die Leere der Innenstadt. Bereits 2019, als ich in einem Eiscafé in der Innenstadt einkehrte, scheiterte ich am Versuch, hier ein offenes WLAN-Netz zu finden, wie es dies in Bad Kissingen überall gibt. Im Rathaus sagte man mir, dass man dies nicht habe. Auf Nachfrage in 2021und 2024 war das noch immer nicht der Fall.

    Auch wundert mich das Verhalten der Stadt, zur der mit Stahlrohren gehaltene König-Ludwig-Eiche . Sie verhindert den Neubau der Limes-Schlossklinik . Es gibt Ableger der Eiche und sicherlich andere Lösungen dafür. Wenn die Klinik wirklich woanders baut, sind das hohe Verluste für den Stadtsäckel, was sich die Stadt nicht leisten kann. Andere im Staatsbad könnten dem folgen. Das die Innenstadt sich wiederbelebt, glaube ich nicht. Da hat man unnützig zu viele Jahre verstreichen lassen.
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