Die Stadt bekommt eine neue touristische Attraktion: Am Wildpark Klaushof will der Freistaat das "Naturerlebniszentrum Rhön" bauen. Dafür werden acht Millionen Euro investiert und zehn Arbeitsplätze geschaffen. Bayerns Umweltminister Marcel Huber ( CSU ) informierte bei einer Ortsbesichtigung am Mittwoch mit Vertretern des Landkreises und der Stadt Bad Kissingen über das Vorhaben. Das Naturerlebniszentrum ist Teil der Naturoffensive Bayern. Mit dem Programm will der Freistaat die bayerischen Naturparks fördern.
Im Vorfeld gab es heiße Diskussionen: Nach dem Aus für die Diskussion um den dritten Nationalpark, beanspruchte der Nachbarlandkreis Rhön-Grabfeld relativ schnell das Biodiversitätszentrum für sich. Das Forschungszentrum soll in Bischofsheim in der Rhön entstehen. Hier investiert Bayern 15 Millionen Euro und verspricht 20 Arbeitsplätze . Deshalb wurde Kritik laut, dass der Landkreis Bad Kissingen der Verlierer sei.
"Nicht der Verlierer"
Landrat Thomas Bold ( CSU ) äußerte sich beim Ortstermin zu den Vorwürfen: "Wir sind definitiv nicht der Verlierer ." Der Landkreis Bad Kissingen bekomme nicht nur das Naturerlebniszentrum, sondern auch eine Außenstelle. "Der Standort ist bis jetzt noch nicht festgelegt, wir haben sechs bis sieben Bewerber im Landkreis für die Außenstelle", informierte er.
Insgesamt sollen zehn Arbeitsplätze in der Region geschaffen werden. "Das wird nicht nur ein Infopoint, sondern ein echtes Zentrum", betonte Umweltminister Huber. Starten sollen die Bauarbeiten noch in diesem Jahr. Träger wird der Freistaat Bayern sein. Neue Dauerausstellungen sollen dort zu sehen sein.
Zufriedenheit in der Lokalpolitik
Der Oberbürgermeister der Stadt Bad Kissingen , Kay Blankenburg ( SPD ), sieht das Vorhaben positiv. "Als Stadt bekommen wir dadurch mehr als wir geträumt und gehofft haben." Der Klaushof werde durch die Investitionen in jeder Hinsicht aufgewertet. Zufrieden zeigte sich ebenfalls die Bezirksrätin Karin Renner ( CSU ), die von einem "Sechser im Lotto" sprach.
Mehrinvestitionen in Rhön-Grabfeld
Der Investition hier steht im Nachbarlandkreis das teurere Biodiversitätszentrum und ein plus an Arbeitsstellen gegenüber. Diese kommen zu den bereits bestehenden Stellen der Umweltbildungsstätte in Oberelsbach hinzu. Allerdings sei zu berücksichtigen, dass in Bischofsheim "bei Null" angefangen werden müsse, betonte Bold. Das erkläre die höhere Investition.
"Am Klaushof haben wir bereits eine erstklassige Umweltbildungseinrichtung und Mitarbeiter, wir bauen sozusagen auf", fügte MdL Sandro Kirchner ( CSU ) aus. Durch die unterschiedliche Ausrichtung der beiden Zentren werde außerdem die Region zusammengebracht: "In Bischofsheim geht es um die Biodiversität, am Klaushof um das Naturerlebnis und die Umweltbildung ". Die ganze Region gehe als Gewinner hervor.
Bold sieht das ähnlich: "Es macht Sinn, die Einrichtungen auf die unterschiedlichen Bereiche der Rhön aufzuteilen, weil die Rhön in der Fläche eine unglaubliche Vielseitigkeit aufweist." Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die Kooperation des Wildparks mit der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg, aus der bisher 37 Bachelorarbeiten in der Biologie entstanden. "Auch diesem Punkt müssen wir weiterarbeiten", forderte der Landrat. Die Einrichtung solle eine Drehscheibe für Fachseminare im Bereich der Umweltbildung und des Naturtourismus werden.
Bewusstsein schaffen
Der Klaushof sei durch sein Umfeld prädestiniert, die Natur zu erleben. "Direkt daneben haben wir alten Laubmischwald, den Pfad der Baumgiganten und das Kaskadental", wies Oberbürgermeister Blankenburg auf die Vorzüge des Standorts hin. Stadtförster Axel Maunz zeigte dem aus München angereisten Umweltminister im Wildpark das neue Insektenhotel: "Uns ist es wichtig, dass die Besucher einen Aha-Effekt haben und Dinge in die Hand nehmen können, um zu verstehen wie etwas funktioniert." Mit dieser Strategie seien nicht nur die Erwachsenen, sondern auch Kinder und Jugendliche von der Natur zu begeistern.
"Es ist ein wichtiger Punkt, dass Jugendliche, die mittlerweile keinen richtigen Bezug zur Flora und Fauna haben wieder an das Thema herangeführt werden", stimmte Minister Huber dem Stadtförster zu. Am neuen Zentrum im Klaushof sollen sich Natur, Tourismus und Umweltbildung verbinden. "Es ist nicht selbstverständlich, dass eine heile Natur vorhanden ist. Dafür muss durch Umweltbildung ein Bewusstsein geschaffen werden", sagte Huber.
Zahleninfo:
23 Millionen Euro investiert der Freistaat Bayern im Rahmen der Naturoffensive in die Rhön.