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Stangenroth
Heizöl in der Kanalisation: Wenn die Wasserschutzpolizei ermittelt
200 Liter Heizöl gelangten Ende November in die Kanalisation. Die Polizei spricht über den Verfahrensstand und eine Expertin vom Wasserwirtschaftsamt erklärt, warum Öl im Wasser so schädlich ist.
Das Bild, das die Wasserschutzpolizei in Schweinfurt der Presse zur Verfügung gestellt hat,  zeigt das mit dem Heizöl verunreinigte Retentions- becken der Kläranlage in Burkardroth.       -  Das Bild, das die Wasserschutzpolizei in Schweinfurt der Presse zur Verfügung gestellt hat,  zeigt das mit dem Heizöl verunreinigte Retentions- becken der Kläranlage in Burkardroth.
Foto: Polizei | Das Bild, das die Wasserschutzpolizei in Schweinfurt der Presse zur Verfügung gestellt hat, zeigt das mit dem Heizöl verunreinigte Retentions- becken der Kläranlage in Burkardroth.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 21.03.2024 02:56 Uhr

Ende November wurden in Stangenroth rund 200 Liter Heizöl in einer alten Güllegrube „entsorgt“ und gelangten schließlich in die Straßenkanalisation . Es folgte eine aufwendige Spurensuche.

Beamte der Wasserschutzpolizei der Inspektion in Schweinfurt waren zusammen mit Mitarbeitern des Zweckverbandes und einem Flussmeister des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen vor Ort.

Sie mussten mehr als 20 Gullyabdeckungen der Straßenkanalisation öffnen und einsehen, um den illegalen Weg des Heizöls nachvollziehen zu können.

Gutachten steht noch aus

Die genaue Höhe und der Umfang des Schadens sind derzeit noch unklar. 

Der Markt Burkardroth habe einen Gutachter beauftragt, der ein Bodengutachten über eine mögliche Verunreinigung des Rückhaltebeckens erstellen soll.   Laut Geschäftsstellenleiter Heiko Schuhmann konnte der Gutachter seine Arbeit noch nicht aufnehmen.  „Sobald die Witterung es zulässt, muss es noch erstellt werden.“

Wasserschutzpolizei lässt Gutachten erstellen

Auch die Wasserschutzpolizei Schweinfurt lasse derzeit ein Gutachten erstellen, um das Ausmaß der Verschmutzung, einschließlich möglicher Auswirkungen auf Nebenbäche, festzustellen, teilte der Leiter der Wasserschutzpolizei Udo Michel auf Nachfrage mit.

In diesem konkreten Fall handelt es sich um eine Straftat im Bereich der Gewässer- und Bodenverunreinigung. Das Gutachten werde die Wasserschutzpolizei an die Staatsanwaltschaft weiterleiten, die über den weiteren Verlauf des Verfahrens entscheide.  Je nachdem werde in der Folge eine Gerichtsverhandlung notwendig, ein Strafbefehl ausgestellt, was meist mit finanziellen Konsequenzen verbunden sei oder das Verfahren eingestellt. Udo Michel konnte keinen genauen Zeitpunkt für die Fertigstellung des Gutachtens angeben.

Auswirkungen von Mineralöl in der Natur

Das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen fungiert ausschließlich in beratender Funktion. Auf Nachfrage dieser Redaktion erläuterte Dr. Nina Kreuzenbeck, Fachbereichsleiterin für Hydrologie, Monitoring, Warndienste am Wasserwirtschaftsamt, die schädigenden Auswirkungen von Mineralöl auf die Natur und die möglichen Folgen.

„Kommen Tiere, Mikroorganismen und Pflanzen mit Mineralöl in Kontakt, werden lebenswichtige Abläufe gestört.“ Jede Art von Mineralöl verhalte sich unterschiedlich und wirke vielfältig auf Organismen. Die Bilder von Vögeln mit verklebtem Gefieder nach einem Ölunfall im Meer stellen nur eine sichtbare und erschütternde Konsequenz dar. 

1 Liter Öl verschmutzt 1 Million Liter Wasser

Öl könne sich in winzige Tröpfchen aufspalten und sich in einem Gewässer verbreiten. Der Volksmund kenne nicht umsonst das Sprichwort: „Ein Liter Öl verschmutzt eine Million Liter Wasser.“  Die Fachfrau hat die genauen Zahlen bei der Hand: „100 Liter Mineralöl bedecken eine Wasserfläche von einem Quadratkilometer mit einer Schichtdicke von nur 0,0001 Millimeter.“ 

Denn Öl könne sich im Wasser nahezu nicht auflösen, sondern verteile sich als dünne Schicht auf der Oberfläche. „Auf diese Weise wird eine beträchtliche Wassermenge kontaminiert“, erklärte Dr. Kreuzenbeck.

Tiere und Pflanzen sind bedroht

Winzigste Öltröpfchen können von Tieren beispielsweise durch die Haut aufgenommen werden, was den Organismus nachhaltig schädigen könne. Dies gelte ebenso für Pflanzen, die an den Uferrändern wachsen. „Durch die Benetzung mit Öl kann es dazu kommen, dass bestimmte Stoffwechselprozesse in der Pflanze nicht mehr stattfinden können und die Pflanze deshalb abstirbt.“

In die Nahrungskette kann Öl gelangen, wenn Fische damit in Kontakt kommen. Oder durch Kleinstlebewesen, die sich in einem kontaminierten Gewässer aufhalten und als Nahrung für Fische dienen.

Auch eine Verunreinigung des Grundwassers und im schlimmsten Fall des Trinkwassers, sei bei einem Ölunfall nicht auszuschließen. 

Jeder Fall ein Einzelfall

Kreuzenbeck betonte jedoch, dass es sich dabei um generelle Hinweise zu Schäden durch Mineralöl handelt. Im Falle eines Unglücks müsse jeder Einzelfall gesondert betrachtet werden, da sich „jedes Mineralölprodukt anders verhält“. 

Bezüglich des konkreten Vorfalls in Stangenroth und den Auswirkungen der 200 Liter Heizöl auf die Umwelt liegen ihr keine aktuellen Informationen vor.

 
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