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Stangenroth
Stangenroth: Das Wasser könnte knapp werden
Im vergangenen Jahr versiegte eine der vier Quellen. Wenn die Entwicklung so weitergeht, muss in dem Ortsteil mit Einschränkungen bei der Wassernutzung gerechnet werden.
Das Wasser kommt selbstverständlich aus dem Wasserhahn - oder? In Stangenroth ist die Wasserversorgung jetzt schon am Limit. Foto: Patrick Pleul/dpa       -  Das Wasser kommt selbstverständlich aus dem Wasserhahn - oder? In Stangenroth ist die Wasserversorgung jetzt schon am Limit. Foto: Patrick Pleul/dpa
| Das Wasser kommt selbstverständlich aus dem Wasserhahn - oder? In Stangenroth ist die Wasserversorgung jetzt schon am Limit. Foto: Patrick Pleul/dpa
Thomas Ahnert
 |  aktualisiert: 18.08.2022 10:15 Uhr

Auch wenn das den einen oder anderen vielleicht überraschte: Wenn man die Äußerungen von Bürgermeister Waldemar Bug in der Stangenrother Bürgerversammlung ernst nahm und durchdachte, kam man zu einer Konsequenz: Der Klimawandel wird, wenn er in der Marktgemeinde Burkardroth mit ihren zwölf Gemeindeteilen durchschlägt, zuerst und durchaus empfindlich Stangenroth treffen. Denn die Wasserversorgung ist hier jetzt schon am Limit.

Eigentlich, so erläuterte Burg, wird die Gemeinde relativ problemlos von der Rhön-Maintal-Gruppe (RMG) mit Trinkwasser versorgt. Nur in Stangenroth kann das nicht funktionieren, weil der Hochbehälter, von dem aus das Wasser in die Häuser und an andere Zapfstellen verteilt wird, höher liegt als der zentrale Behälter der RMG. Es gibt also kein natürliches Gefälle zwischen den beiden Behältern. Was man bräuchte, wäre ein größeres Pumpwerk. Aber das gibt es nicht. Und das brauchten die Stangenrother bisher auch nicht, denn sie hatten ihre eigenen Quellen.

Das ist bisher mehr oder weniger gut gegangen. Aber das Wasserangebot ist in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen- Im letzten Jahr war eine der vier Quellen plötzlich sogar ganz versiegt. Das Problem: Im Winter füllen sich die Grundwasservorräte normalerweise auf. Im Sommer ist das auch bei reichlich Regen nicht so leicht möglich, weil ein großer Anteil des Wassers gar nicht erst den Boden erreicht, sondern vorher auf Blättern und Ästen verdunstet. Im Winter ist dieser Verlust geringer, weil das Wasser verhältnismäßig ungehindert den Boden erreicht. In den letzten Wintern hat es aber nicht genügend geregnet. "Wenn es jetzt, wenn die Bäume noch kahl sind, nicht stark regnet, bekommen wir wieder Probleme", sagte Bug.

Und er nannte Zahlen: Die Quellen hatten eine Schüttung von 6,8 Litern pro Sekunde. Davon müssen 3,8 Liter abgeleitet werden, damit die Bäche nicht vertrocknen. "Übrig waren 2,93 l/sec. Das deckt gerade so den Bedarf von Stangenroth. Da sind wir noch mal mit einem blauen Auge davongekommen." Im Sommer konnten Wollbach und Kirchberg abgeschaltet werden, was deshalb möglich war, weil die RMG Ersatz liefern konnte. "Aber in Stangenroth geht das nicht." Optimismus wollte Bug nicht verbreiten, dass es schon wieder besser werden würde. Im Gegenteil: Wenn die Entwicklung so weitergeht, müssten die Stangenrother mit Einschränkungen bei der Wassernutzung rechnen.

In den Zusammenhang passte auch Waldemar Bugs Mitteilung, dass die unkontrollierten Wasserverluste in die Höhe gegangen sind. Am Ende der Leitungen kommt nicht so viel raus wie am Beginn hineinfließt: "Die PVC-Rohre sind offenbar doch nicht das Wahre. Da muss etwas geschehen." Was das sein wird, will der Gemeinderat in der nächsten Zeit beschließen. Dass es beim Traibrunnen an der Höhenstraße nicht weitergeht - "ein Punkt, den wir schon lange vor uns herschieben" - erklärte Bug mit der guten Konjunktur: Man wolle ja, "aber die Auftragsbücher der Planungsbüros und Fachfirmen sind randvoll. Ein Stangenrother sah das anders: "Die wollten doch net", flüsterte er seinem Nachbarn zu.

Das Wasser war auch Thema in einem anderen Zusammenhang: Die Marktgemeinde versucht schon seit geraumer Zeit, mit einem Sturzfluten- und Risikomanagement die großen Schäden, die starke Regenfälle verursachen, in den Griff zu kriegen. Und nachdem ein Fachbüro alle Kanäle überrechnet hat, haben jetzt erste konkrete Maßnahmen begonnen wie ein Kanalaustausch in Stralsbach. Die Stangenrother würden jetzt auch gerne bedient werden, aber, so Bug, " es geht eins nach dem anderen." Als nächstes ist wohl erst einmal Oehrberg dran. Die technischen Untersuchungen laufen allerdings weiter. Ein Koblenzer Büro erfasst derzeit alle Brücken, Durchlässe, Gräben in der Flur und gibt die Ergebnisse in ein Rechnerprogramm ein, um zu ermitteln, was wo zugelassen werden kann oder geändert werden muss, und wo man das Wasser überhaupt hinleiten soll. Da werden noch in diesem Jahr erste konkrete Vorschläge erwartet. Das Programm hat eine Laufzeit von einem Jahr und kostet 200 000 Euro. Allerdings zahlt der Freistaat Bayern 75 Prozent Zuschuss. Burkardroth ist eine der landesweit 40 Gemeinden, die davon profitieren.

Weniger Einwohner

Stangenroth ist zwar immer noch der zweitgrößte der insgesamt zwölf Gemeindeteile der Marktgemeinde Burkardroth. Aber er schrumpft. Inder Bürgerversammlung nannte Bürgermeister Bug Zahlen. Ende 2018 gab es in Stangenroth 992 Einwohner - 950 mit Hauptwohnsitz und 42 mit Nebenwohnsitz. Ein Jahr zuvor waren es etwas über 1000 gewesen. Das entspricht dem Trend in der gesamten Marktgemeinde, in der die Einwohnerzahl mit 7455 erstmals unter die 7500-er Marke sank. Die Entwicklung ist nachvollziehbar: 54 Geburten standen 96 Sterbefälle, 249 Zuzügen 281 Wegzüge gegenüber. Bug erklärte das mit jungen Leuten, die zum Studium oder zu einer anderen Berufsausbildung weggehen., aber auch mit älteren Menschen, die nach Bad Kissingen ziehen, weil sie dort das kulturelle Angebot besser nutzen können und eine bessere Versorgungsinfrastruktur vor der Haustüre haben. Keine Einbußen gab es beim Kindergarten: Fünf Kleinkinder werden in der Krippe betreut, den Regelkindergarten für die Drei- bis Sechsjährigen besuchen 24 Kinder, und 20 sind es im Hort, wo die Nachmittagsbetreuung auch von Grundschulkindern in Anspruch genommen wird.

"Ich muss es leider jedes Jahr wiederholen", sagte der Bürgermeister mit tiefernstem Blick: "Ich bitte Sie, den Kotbeutel mitzunehmen. Lassen Sie Ihre Hunde nicht überall hinkacken." Das führe zu Problemen in den Wiesen und damit im Tierfutter. Der Bauhof habe darunter zu leiden, und auch die Spaziergänger stiegen nicht gerne auf Tretminen. Im Übrigen nehme die Zahl der Beschwerden über freilaufende Hunde zu: "Nehme Sie Ihren Hund an die Leine, Sie kennen ihn, aber nicht der Spaziergänger, auf den der Hund zu rennt." Sollte die Zahl der Beschwerden weiter zunehmen müsse man sich für die Einführung des Leinenzwangs entscheiden.

Burkardroth würde damit nicht übel auffallen, denn den Leinenzwang gibt es bereits in den meisten Gemeinden des Landkreises. Dadurch würde man auch einem damit einhergehenden Phänomen den Boden entziehen: dem "Gassi-Tourismus" Es gibt tatsächlich Hundebesitzer von auswärts, die ihren notdürftigen Vierbeiner ins Auto packen und nach Burkardroth fahren, wo sie den Rücken krumm machen können. Die Begründung, die Waldemar Bug schon gehört hat, ist entwaffnend: "Bei euch gibt es keinen Leinenzwang."

Die Diskussion war kurz, größere Probleme standen nicht an. Es ging um Straßensanierungen, Durchfahrverbote in Anliegerstraßen, abgesenkte Kanaldeckel in den Straßen und die Ausweisung von Radwegen. Im Übrigen: 13000 Fahrzeuge hat die Kommunale Verkehrsüberwachung im vergangenen Jahr im Gemeindegebiet gemessen. 8,9 Prozent der Autofahrer waren zu schnell und bekamen Verwarnungen oder Bußgeldbescheide. Zwei mussten für einen Monat auf ihren Führerschein verzichten. Für die Gemeinde ist das nur bedingt eine Erfolgsmeldung. Denn sie muss für die Messungen aufkommen. Die Bußgelder fließen allerdings zu 100 Prozent in die Staatskasse.

 
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    Der Leinenzwang ist längst nötig. In dieser Region kann man nicht mal mehr ungestört wandern gehen, ohne das ein freilaufender Hund entgegenkommt. Ich frage mich auch für was man Tiere hat, wenn man erst mit dem Auto in den Wald fährt um dann sein Hund laufen zu lassen. Bei schönen Wetter steht an jeder Ecke und Abzweigung ein Auto. Ein Hund braucht Bewegung, dann sollen die Besitzer von Zuhause aus los laufen und nicht erst mit ihrer Kiste in die Natur und dann überall wild parken.
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