Standpunkt

Kissingern, die sich mit der Wirtschaftspolitik für ihren Standort beschäftigen, wird die Parallele sofort auffallen: Wie sich die Stadt aktuell beim Campingplatz verhält, trägt ähnliche Züge wie der Umgang des Freistaats mit dem Kurhaushotel im Jahr 2010.

Der Freistaat scheute damals die zuvor lange verschobenen Investitionen vor allem in den Brandschutz und hob kurzerhand und einvernehmlich den Pachtvertrag mit Betreiber Steigenberger auf. Gefallen hat das der Stadt damals verständlicherweise nicht. Jetzt aber begründet sie den Verkauf ihres Camping-Parks ebenfalls vor allem mit dem Hinweis, sie könne sich anstehende Investitionen und laufenden Unterhalt auf Dauer nicht leisten.

Natürlich gibt es auch einen markanten Unterschied zwischen den beiden Vorgängen. Der Freistaat willigte damals in die Auflösung eines eigentlich noch 15 Jahre gültigen Pachtvertrages ein, ohne einen Nachfolger zu haben. Die Stadt dagegen sorgt jetzt vor und verkauft ausdrücklich an ein erfahrenes Campingplatz-Unternehmen.

Aber auch Unternehmen sind den Fährnissen der Zeit ausgesetzt. Sie können Geschäftsfelder und Geschäftspolitik ändern, sich von Eigentum trennen oder auch einmal wirtschaftlich in schwere See geraten. Die Stadt sollte sich deshalb absichern. Denn ein Campingplatz ist für einen Tourismusstandort mit dem Anspruch Bad Kissingens unabdingbar.

Erfahrungen mit dem Verkauf anderer einst städtischer Immobilien unterstreichen das. Toni Schick, der von der Stadt das Palais Erthal erworben hat, betonte zwar erst Anfang Januar wieder, heuer passiere in dem früheren Café, das wieder eines werden soll, „definitiv etwas“. Trotzdem ist kürzlich in einem Leserbrief schon die Rückabwicklung des Verkaufs gefordert worden. Nach drei Jahren, in denen in dem einstigen Juwel nichts im Sinne der Stadt passiert ist, klingt so eine Forderung nicht abwegig.