Höchste Konzentration herrschte bei den knapp 60 jungen Musikern während des Abschlusskonzertes der Sommer-Orchester-Phase des Bezirksjugendsinfonieorchesters Unterfranken e. V. - und um so größer war die Erleichterung am Ende des fantastischen Konzertabends, als sich der begeisterte Applaus der 500 Gäste zu "Standing Ovations" und Bravo-Rufe steigerte.
Das Bezirksjugendsinfonieorchester Unterfranken ist eine Kulturmaßnahme des Bezirks Unterfranken und der Dr. Georg-Schäfer-Jugendstiftung Schweinfurt, die jährlich 65 000 Euro für die musikalische Ausbildung bereitstellen - davon 60 000 Euro durch den Regierungsbezirk. Durch die Teilnahme wird jungen Musikerinnen und Musikern im Alter von 14 bis 26 Jahren ermöglicht, symphonische Meisterwerke der Barockmusik, der Wiener Klassik , der Romantik, der Moderne und der Avantgarde durch eigenes Musizieren zu erlernen.
Als großes Symphonieorchester trifft man sich zweimal jährlich in immer neuer Besetzung zu einer einwöchigen Probenphase in der Bayerischen Musikakademie Hammelburg. Unter der künstlerischen Leitung von Hermann Freibott werden dabei große symphonische Werte zusammen mit einem hochkarätigen Dozententeam musikalisch erschlossen und damit eine gezielte Fortbildung der jungen Musiker erreicht. Die zwei Probenphasen finden jeweils in den Pfingstferien und zum Ende der Sommerferien statt und finden ihren musikalischen Höhepunkt in einem Konzert, das der Öffentlichkeit zugänglich ist und in dem die jungen Menschen die musikalischen Ergebnisse der Probenwoche erklingen lassen.
Diesmal öffnete sich der Max-Littmann-Saal im Regentenbau die große Bühne für die 60 jungen Musiker sowie die Türen für 500 Gäste. Dirigent Hermann Freibott stimmte die Gäste auf ein "Kurorchester kompatibles Programm" ein. Mit Blick auf die jungen, im gediegenen Schwarz gekleideten Musiker sowie die intensive Probewoche lobte er deren Übungs- und Lernbereitschaft: "Die Jugend aus Unterfranken will arbeiten, will musizieren - und dabei kennt sie keine Beschränkung bei den Probezeiten." Die begeisterten Gäste waren dabei die musikalischen Nutznießer dieser intensiven Probewoche, denn "sie erleben ein Konzertprogramm, das im ersten Teil nordisch geprägt ist und im zweiten Teil französisches Flair ausstrahlt", so Freibott in seiner Anmoderation.
In die keltische Mythologie entführte das Bezirksjugendsinfonieorchester mit der Ouvertüre op. 1 a moll "Nachklänge von Ossian" von Niels Wilhelm Gade (1817 - 1890). Mit dem Allegro moderato präsentierten sich die jungen Musiker als dynamisch-beschwingtes Ensemble mit einer bildhaften Musiksprache. Harmonische Melodienfolgen wechselten sich ab mit akzentuierenden Kontrapunkten, so dass ein weiter musikalischer Spannungsbogen dargeboten wurde, der die melancholischen Klangfarben des dänischen Komponisten widerspiegelte. Im weiteren wurden drei Stücke aus der Bühnenmusik zu "Sigurd Jorsalfar" von Edvard Grieg (1843 - 1907) präsentiert. Prélude, Intermezzo und Huldigungsmarsch wurden spielerisch-leicht mit rhythmischen Klangfarben intoniert - ganz im Sinne von Griegs eingängiger Melodienführung. Gerade das dritte Stück ließ eine schwelgerisch-elegische Klangfülle dank eines präzise geführten Ensembles entstehen.
Der zweite Teil begann mit "L´Arlésienne Suite Nr. 1" von Georges Bizet (1838 - 1875). Aus dem umfassenden Drama präsentierten die jungen Musiker die kleine Orchestersuite mit Prélude, Minuetto, Adagietto und Carillon. Über alle vier Sätze verzauberte die sinfonische Klangwirkung, die mit marschähnlichen wie auch gemächlichen sowie heiter-beschwingten Melodienfolgen begeisterte.
Im euphorisierenden Schlusssatz "Carillon" entstand eine fröhliche Grundmelodie, die sich als Glockenmotiv aus Harfe und Hörner durch den ganzen Satz zog und die musikalische Basis für einen rauschenden Höhepunkt bildete - um in den Applaus und weiteren Begeisterungsäußerungen wie Fußgetrampel überzugehen.
Den Abschluss des Programms bildete Bacchanale aus der Oper "Samson et Dalila" von Camille Saint-Saéns (1835 - 1921). Die ganze Spielfreude des jungen Ensembles war bei diesem beschwingten Stück nochmals spürbar, das mit orientalischen Klängen und Pferdegeklapper eine bekannte Geschichte auf hohem musikalischem Niveau erzählt. Bravo-Rufe und rhythmischer Applaus erforderten eine Zugabe und mit dem schwungvollen Torero-Marsch aus Bizets Oper "Carmen" wurde dieser Wunsch zur vollsten Zufriedenheit der Gäste erfüllt.