
Der Beginn
Im Besprechungsraum im dritten Stock der Stadtwerke-Zentrale sitzen Ralf Merkl (37) und Anja Binder (50). Vor gut einem Jahr, zum 1. Oktober 2023, übernahmen die beiden die Führung des städtischen Energieversorgers. "Wir sind gleich voll durchgestartet", sagt Binder, die seit 2006 Erfahrungen bei Stadtwerken gesammelt hat. Nach einem ersten langen Gespräch mit Merkl sei sie überzeugt gewesen: "Mit einer Doppelspitze können wir die Stadtwerke voranbringen." Dazu Merkl: "Wir sprechen die gleiche Sprache und haben die gleiche Einstellung. Wir stehen für eine seriöse und vorsichtige Art des unternehmerischen Handelns."
Die Aufgaben
Im ersten Jahr habe es viel zu tun gegeben, berichten die beiden. Trotzdem: Das Ziel der neuen Geschäftsführer war und ist es, die Stadtwerke zu modernisieren, vor allem im Bereich der Digitalisierung. Binder: "Viele Prozesse, die bislang händisch erledigt wurden, müssen digitalisiert und neu ausgerichtet werden." Merkl spricht davon, dass die Stadtwerke in einer Art "Dornröschenschlaf" gewesen seien. Sprich: Es gab Strukturen, die sich über Jahrzehnte gebildet hatten, und die aus Sicht der Doppelspitze erneuert werden mussten. Beispielsweise würden Entscheidungen nun schneller getroffen, die Angestellten mehr eingebunden und es werde ihnen mehr Verantwortung übertragen. Binder: "Die Mitarbeiter sind offen dafür. Darauf sind wir stolz."
Die wirtschaftliche Situation
Im Herbst 2023 war die wirtschaftliche Situation der Stadtwerke angespannt. Als Gründe wurden - wie im ganzen Land - die Folgen der Pandemie und der Energiekrise wegen des Ukraine-Kriegs genannt. Mittlerweile sehe die Lage anders aus. "Die Situation hat sich entspannt", sagt Merkl. Aber: Unsicherheiten, etwa durch den Konflikt im Nahen Osten, bleiben. Er ergänzt: "Das Marktniveau hat sich stabilisiert, aber die Preise sind weit weg vom Vorkriegsniveau." Zwar fehlten noch genaue Zahlen, aber für das laufende Jahr gehen Binder und Merkl nicht von einem Fehlbetrag aus. Mehr dazu könne aber erst in einigen Wochen gesagt werden.

Die Preise
Gleiches gilt für die Strom- und Gaspreise, die Kundinnen und Kunden im kommenden Jahr zahlen müssen. "Wie sich die Preise entwickeln, hängt von verschiedenen Faktoren ab", erläutert Merkl. Tendenziell gehe der reine Energiepreis bei Strom und Gas eher nach unten. "Noch ist aber nicht klar, in welche Richtung sich die verschiedenen Umlagen entwickeln werden", fährt der Geschäftsführer fort. Dazu zählen etwa die CO2-Bepreisung, die Netzentgelte oder die Umlagen und Aufschläge nach dem Energiefinanzierungsgesetz. "Daher kann jetzt noch keine valide Aussage getroffen werden."
Ob die Kunden im kommenden Jahr mit gleichen, höheren oder niedrigeren Energiepreisen rechnen müssen, wird laut Binder und Merkl etwa Mitte bis Ende November feststehen. Dann werden die Kunden schriftlich informiert und es soll eine Pressekonferenz stattfinden.
Die Projekte
Zwei Vorhaben müssen weiter hinten angestellt werden: der Glasfaserausbau und die Sanierung des Hallenbads. Zur Glasfaser erläutert Binder: "Das Interesse hat für eine wirtschaftliche Realisierung nicht ausgereicht." Dazu beigetragen hätten auch gestiegene Kosten in allen Bereichen. Beim Hallenbad seien die Stadtwerke in Abstimmung mit der Stadt. "Wir wollen den Beratungen nicht vorausgreifen", sagt Merkl.
Welche Investitionen in der näheren Zukunft angegangen werden sollen, werde derzeit abgestimmt. 2025 soll auf jeden Fall die Energieversorgung der Therme Kisssalis erneuert werden. Das soll so weit wie möglich im laufenden Betrieb und in den Sommermonaten erfolgen. Merkl weiter: "Aktuell erweitern wir den Parkplatz der Therme."
Weitere Investitionen werden laut Binder und Merkl in die Infrastruktur und die IT fließen, um das Unternehmen weiter zu modernisieren.
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