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Hammelburg
Mehr Klimaschutz im Hammelburger Stadtwald?
Die Förster des Juliusspitals möchten, dass sich die Stadt um ein neues Förderprogramm des Bundes bewirbt. Was das für Jagd und Holznutzung bedeutet.
Förster Matthias Wallrapp, Leiter der Forstbetriebe von Juliusspital und Stadt, setzt schon lange auf klimaverträgliche Baumarten wie die Baumhasel.       -  Förster Matthias Wallrapp, Leiter der Forstbetriebe von Juliusspital und Stadt, setzt schon lange auf klimaverträgliche Baumarten wie die Baumhasel.
Foto: Ralf Ruppert/Archiv | Förster Matthias Wallrapp, Leiter der Forstbetriebe von Juliusspital und Stadt, setzt schon lange auf klimaverträgliche Baumarten wie die Baumhasel.
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 07.11.2023 16:37 Uhr

„Heiße Wochen“ sieht CBB-Stadtrat Alexander Stolz auf die Stadträte nach einer Entscheidung in der jüngsten Stadtratssitzung zukommen: Das Gremium hat entschieden, dass sich die Stadt für das Programm „klimaangepasstes Waldmanagement“ bewirbt.

„Wir werden etwas weniger Holznutzung und mehr Natur- und Klimaschutz bekommen“, kündigte Forstbetriebsleiter Matthias Wallrapp an. Revierleiter Bastian Ehrenfels geht von einem möglichen Zuschuss von rund 150.000 Euro pro Jahr für den rund 2250 Hektar großen Stadtwald aus. „Dafür muss man eine Gegenleistung erbringen“, stellte Wallrapp klar.

Ehrenfels und Wallrapp stellten das neue Programm des Bundes vor, das zum Teil völlig andere Schwerpunkte wie bisherige bayerische Landesprogramme setze. Trotzdem sei der Stadtwald dafür prädestiniert: „Den Großteil der Kriterien erfüllt die Stiftung Juliusspital bereits, sowohl auf den eigenen Flächen als auch bei der Bewirtschaftung anderer Wälder“, betonte Wallrapp.

Naturverjüngung und mehr Totholz

Als Beispiele nannte er Naturverjüngung, die Ergänzung um klimaresiliente Baumarten, den Verzicht auf Kahlschläge, Totholz im Wald oder große Abstände von Rückegassen.

Die wichtigste Neuerung sei, dass auf fünf Prozent der gesamten Fläche eine „natürliche Waldentwicklung“ zugelassen wird. „Das heißt nichts anderes als Stilllegung“, sagte Wallrapp. Mit den nicht mehr bewirtschafteten Kernzonen habe die Stadt bereits ein gutes Fundament, die beiden Förster sind sich sicher, noch weitere Flächen mit niedrigen Ertragswerten zu finden, um auf die geforderten 112 Hektar zu kommen.

Die Kombination von unbewirtschafteten Flächen und mehr Totholz werde das Holz-Angebot reduzieren, bestätigte Wallrapp auf Nachfrage. „Natürlich wird es den ein oder anderen Selbstwerber stören, wenn wir eine Baumkrone im Wald liegen lassen und er vielleicht weniger Holz bekommt als gewünscht.“

Andererseits verschärfe das aber den Kampf ums Holz nicht dramatisch: „Das macht das Kraut nicht fett“, relativierte Wallrapp gerade die Nicht-Bewirtschaftung schlechter Standorte.

Wallrapp: Wem gehört der Stadtwald

Großes Konfliktpotential sahen mehrere Stadträte auch mit den Jägern. „Wir haben noch Bereiche mit zu hohen Wildbeständen“, sagte auch Wallrapp. Allerdings gebe es in den meisten Revieren ein gutes Miteinander mit den Jägern.

Am Ende müssten sich die Stadträte die Frage stellen: Wem gehört der Stadtwald. Die Jagdpächter hätten lediglich die Jagdnutzung gepachtet, nicht den gesamten Wald. Auch Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) verwies darauf, dass bei der Verpachtung der Reviere bereits auf den Vorrang der Waldnutzung geachtet worden sei.

„Wir können nicht in allen Dingen so weiter machen wie bisher“, sprach sich Warmuth eindeutig für die Bewerbung um das Programm aus, auch wenn er selbst viele heiße Diskussionen mit Jägern und Selbstwerbern erwarte. „Das übergeordnete Ziel heißt klimastabile Waldzukunft“, betonte auch CBB-Stadtrat Reinhard Schaupp.

Alexander Stolz erinnerte an Konflikte aus den vergangenen Jahren und befürchtet, dass immer öfter zwischen den drei Bereichen Forstwirtschaft, Naturschutz und Jagd abgewogen werden muss. Deshalb hätte er sich noch mehr Details gewünscht.

Förster erwarten Run auf das Programm

Auf Nachfragen betonten Ehrenfels und Wallrapp, dass es nun zunächst nur um den Antrag gehe. Für das Bundeprogramm seien zwar insgesamt 900 Millionen Euro eingeplant, trotzdem geht er davon aus, dass die Mittel innerhalb weniger Stunden vergeben werden.

Für die konkreten Fragen, etwa zur neuen Zertifizierung des Stadtwaldes oder zu Stilllegung von fünf Prozent der Gesamtfläche, müssten dann erst innerhalb eines Jahres beantwortet werden. Im Rahmen der Zertifizierung gebe es dann vermutlich auch konkrete Vorgaben, wo der Wildbestand reduziert werden muss.

Die Kosten für die Zertifizierung schätzte Wallrapp auf 3000 Euro im Jahr. Das Juliusspital müsse für den zusätzlichen Aufwand „mehrere tausende Euro“ pro Jahr verlangen. Zudem könnten Landesmittel von der Bundesförderung abgezogen werden. Das alles sei aber nur ein kleiner Teil der in Aussicht gestellten 150.000 Euro jährlich. Der Stadtrat stimmte der Bewerbung mit 15:3 Stimmen zu.

 

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