
Der Generationswechsel in der künstlerischen Leitung des Kissinger Sommers ist vollzogen. Gründungsintendantin Kari Kahl-Wolfsjäger, die das Festival aufgebaut und geprägt hat, engagiert sich in München. Kissingen beschäftigt sich aber nach wie vor mit ihr. Im Stadtrat regte sich jetzt öffentliche Kritik an ihrem Verhalten in Bezug auf die Kosten des Ereignisses.
Überplanmäßige Ausgaben
Äußerer Anlass war am Mittwoch eine Aussprache des städtischen Finanzausschusses zum Thema „überplanmäßige Ausgaben 2016 für den Bereich Kissinger Sommer“. Wie die Kämmerei vorrechnete, sind da für 2016 etwas mehr als 200 000 Euro „überplanmäßige Aufwendungen“ entstanden. Kämmerer Gerhard Schneider verwies unter anderem auf „deutliche Abweichungen“ im Bereich der Künstlerhonorare. Vertragsabschlüsse mit Orchestern und Künstlern seien zum Teil erst kurz vor Beginn des Festivals „getätigt worden“. So hätten auch die endgültigen Honorare erst dann festgestanden. Gleiches gelte „für die tatsächlich angefallenen Reisekosten“. Die seien zunächst oft nur Schätzungen und hingen unter anderem von Proben der Orchester ab. Ein Kostenfaktor seien auch der Versand der Programme und das neue Erscheinungsbild des Kissinger Sommers.
„Haushaltsrisiko“
Stadtrat Tobias Schneider (SPD) nutzte den Tagesordnungspunkt für überraschend deutliche Kritik an der früheren Intendantin. Mit den 200 000 Euro überplanmäßigen Aufwendungen komme man bereits auf eine Million Euro Defizit für den Kissinger Sommer 2016. Aus seiner Sicht habe Kahl-Wolfsjäger „ihre Arbeit nicht ordentlich gemacht, was die Finanzen anging“. Für ihn sei die Intendantin in den vergangenen Jahren eines der größten „Haushaltsrisiken“ der Stadt gewesen.
Kaum Unterstützung
Bemerkenswert im weiteren Verlauf der Aussprache: Bis auf eine Ausnahme sprang niemand der früheren Intendantin schützend bei, auch OB Kay Blankenburg (SPD) nicht. Lediglich Martha Müller fragte nach, ob denn nicht auch Kosten für Kissinger Sommer außerhalb der Verantwortung von Kahl-Wolfsjäger dabei seien, was der OB aber verneinte.
Blankenburg entsprach schließlich auch einem Wunsch der CSU. Vor einem Ja zu den überplanmäßigen Ausgaben sollen verlässliche Zahlen über das letzte Festival unter der Gründungsintendantin auf den Tisch. Die Aufgabe des neuen Intendanten Tilman Schlömp, so der OB, werde durch das gestiegene Defizit noch schwieriger. Schlömp hat die Vorgabe, das seit Jahren wachsende Defizit deutlich zu verringern.
Insider glauben zu wissen, dass er der Nachfolger auf das Amt des jetzigen Obersesselsitzers folgen soll. Ich hoffe, es bleibt ein Gerücht und uns erspart.
Unbenommen ist der Anspruch, den Qualität kostet. Nur muss man sich diesen nicht leisten wollen, sondern leisten können.
Ich beneide Hr. Schlömpp nicht. Er muss aus diesen Scherben ein Festival zaubern, er bekommt diese Meriten wie die Wolfsjäger nicht. Bestenfalls wird er entlassen oder öffentlich gegängelt.
Der Förderverein braucht sich auch nicht hinzustellen und seinen nicht vorhandenen Ruhm über die Stadt zu giessen.
Alle haben diese Dame gewähren lassen. Dies ist für mich eine grob fahrlässige Verschwendung von nicht vorhandenen Steuergeldern.
Privatrechtlich ist das von Insolvenz bedroht, hier wird das mit einem Wisch vom Tisch gefegt.