Als Emma Bindrum von der Liste Generation Z vor zwei Monaten ihren Rücktritt aus dem Stadtrat erklärte, zeichnete sich bereits ab, dass die Nachfolge eine Herausforderung für die Verwaltung wird: Die Gruppierung war 2020 zum ersten Mal zur Kommunalwahl angetreten, die meisten Kandidaten waren Erstwähler, viele sind mittlerweile in alle Himmelsrichtungen verstreut.
Deshalb musste die Stadtverwaltung ganz schön lange suchen: 15 Namen standen auf der Liste. Die erste Zusage gab es von Luca Silberbach, der in der Reihenfolge der Stimmenanteile auf Platz 9 lag.
Gerade einmal 139 Stimmen erhielt Luca Silberbach bei der Wahl im März 2020. Zum Vergleich: Stimmenkönig Martin Wende von der CSU vereinigte 3737 Stimmen auf sich, bei der CSU landete Matthias Ruppert mit 1711 Stimmen auf dem 9. Platz und zog damit nicht in den Stadtrat ein, weil der CSU nur acht der 24 Sitze zustehen.
Die gesamte Liste der Generation Z zusammen holte damals nur 4066 Stimmen, davon Emma Bindrum alleine 1024. Neben Bindrum hatte Paula Christof die neue Liste mitinitiiert, sie kam auf 763 Stimmen, wohnt aber mittlerweile in Berlin.
Nicht der jüngste Stadtrat
Laut Geschäftsleiter Roland Goerke kamen mindestens drei Kandidaten der Generation-Z-Liste nicht mehr in Frage als Nachrücker, weil sie in Hammelburg nicht mehr gemeldet sind. Von weiteren vier angefragten Kandidaten seien Absagen gekommen, deshalb sei gar nicht mehr geprüft worden, ob sie die Voraussetzungen erfüllen.
Luca Silberbach ist damit jetzt der Stadtrat mit den mit Abstand wenigsten Wählerstimmen, vor ihm liegen Yannick Pfriem (FWG) mit 606 und Maria Pfaff (Junge Liste) mit 645 Stimmen. Allerdings ist Luca Silberbach nicht der jüngste Stadtrat : Der 21-Jährige wird kommende Woche 22 Jahre alt, Maria Pfaff erst Anfang 2024.
Von den wenigen Stimmen lässt sich Luca Silberbach allerdings nicht beeinflussen: Er vertrete jetzt die Liste im Stadtrat , seine Stimme zähle im Gremium genauso viel wie jede andere. „Das kam alles relativ plötzlich“, erinnert er sich an die erste Nachfrage von Emma Bindrum vor genau vier Wochen: Am 19. Mai habe er erfahren, dass ein Nachrücker gesucht wird.
Viele sind mittlerweile umgezogen
„Viele von der Liste haben ihren Lebensmittelpunkt nicht mehr in Hammelburg “, erzählt der 21-Jährige. Innerhalb der Liste gebe es zwar keinen großen Austausch mehr, aber mit vielen hat Luca Silberbach privat Kontakt, unter anderem weil sie gemeinsam 2021 Abitur machten.
Vor rund drei Wochen sei dann die Nachricht der Stadt gekommen, dass vermutlich er in den Stadtrat nachrücke. Die Sitzung, in der er am Mittwoch vereidigt wurde, war gleichzeitig die erste Stadtratssitzung, die er jemals besuchte. Das habe sich einfach bisher nie ergeben, trotz der Kandidatur bei der Kommunalwahl.
Ganz von vorne startet Luca Silberbach trotzdem nicht: Vor allem mit Maria Pfaff und Florian Röthlein (Grüne) stehe er in engem Austausch. Viele aktuell diskutierte Themen verfolge er als Hammelburger sowieso. Auch seine Vorgängerin Emma Bindrum habe angeboten, bei Rückfragen zu helfen.
Verbundenheit mit der Stadt
Für Luca Silberbach steht schon seit langem fest, dass er gerne in Hammelburg bleiben möchte. Einsatz für die Stadt gehört sozusagen zur Familie: Seine Schwester Louisa Silberbach repräsentierte bis zum Herbst 2022 als Weinprinzessin die Stadt.
Die Verwurzelung in der Region spielte auch bei der Berufswahl nach dem Abitur eine große Rolle: Luca Silberbach absolviert derzeit ein duales Studium bei der Firma Stolz. Von Hammelburg aus pendelt er in die Duale Hochschule Baden-Württemberg nach Moosbach. Projektmanagement im Bauingenieurwesen ist der Schwerpunkt.
Im Stadtrat sitzt Luca Silberbach nun mit seinem Chef Alexander Stolz an einem Tisch, der dem CBB angehört. Hemmungen habe er deshalb aber keine, zudem ist er nicht der einzige Stolz-Mitarbeiter im Gremium: Auch CSU-Stadtrat Bernd Hüfner arbeitet bei der Untererthaler Baufirma. „Wir können eine eigene Fraktion aufmachen“, witzelt deshalb Chef Alexander Stolz im Vorbeigehen.
Apropos Fraktion: Weil die Generation Z nur einen Stadtrat stellt, hat sie keinen Fraktionsstatus, deshalb hat Luca Silberbach auch keinen festen Platz in einem Ausschuss. Der Stadtrat legte in der Sitzung fest, dass er für den Haupt-, den Umwelt- und den Rechnungsprüfungsausschuss sowie den Stiftungsausschuss des Bürgerspitals jeweils nur zweiter Nachrücker hinter den Stadträten der Jungen Liste ist, also hinter Christian Fenn und Maria Pfaff.
Zukunft der Liste ist offen
Die 46. Sitzung der aktuellen Amtsperiode war nun die erste für den neuen Stadtrat Luca Silberbach. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit“, sagte Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) nach der Vereidigung, und: „Respekt, wenn sich junge Leute so unvermittelt zur Verfügung stellen.“
Dazu, ob und wie es mit der 2020 erstmals angetreten Liste Generation Z weitergeht, will Luca Silberbach keine Aussage machen. Auch von den beiden Initiatorinnen und weiteren Mitgliedern gab es auf die Nachfrage der Redaktion, ob die Liste auch 2026 wieder antreten wird, keine Rückmeldung.