Nein, sagt Stefanie Mahlmeister, einen eBook-Reader habe sie nicht zu Hause. "Ich mag lieber das Buch in der Hand", sagt die Leiterin der Bad Kissinger Stadtbücherei. Und doch ist ihr bewusst, dass man sich in ihrem Metier der Digitalisierung nicht verschließen kann. "Der Schritt ins Digitale ist sehr wichtig. Schon alleine wegen der Altersspanne, die wir erreichen möchten", sagt die 37-Jährige.
Rund 30 Büchereien gibt es nach Auskunft des Landratsamts im Bäderlandkreis. Vier davon im Stadtgebiet Bad Kissingen. Aber ist das Konzept in Zeiten von Streamingdiensten, Hör- und elektronischen Büchern noch modern? "Wir sind nach wie vor sehr zeitgemäß", findet Mahlmeister. Entscheidend sei es, offen für neue Ansätze und Ideen zu sein.
Rein mit dem klassischen Verleihen gedruckter Bücher bekomme man früher oder später Probleme, meint die Großenbracherin, die die Stadtbücherei seit rund einem halben Jahr leitet. Zwar habe sie nach wie vor viele Kundinnen und Kunden, denen wie ihr selbst das Buch in der Hand schlicht lieber ist, sagt Mahlmeister. Aber: "Gerade die Jüngeren sind sehr digital unterwegs."
Damit spricht sie eine Zielgruppe an, die für Büchereien sehr schwierig zu erreichen sei. Das Vorlesen spiele in immer weniger Familien eine Rolle, meint sie. "Wenn Kinder nicht an Bücher herangeführt werden, ist das Interesse auch nicht da." Dabei sei das Lesen "sehr wichtig, alleine wegen der Sprachförderung", so Mahlmeister.
Es braucht mehr als den reinen Buchverleih
Um sich dennoch behaupten zu können, müsse man das Sortiment entsprechend anpassen. "Den Medienmix muss man einfach anbieten", sagt Mahlmeister. Neben dem klassischen Buchverleih bietet die Stadtbücherei auch eine Online-Plattform: Mittels der "Onleihe" können auch eBooks direkt auf dafür vorgesehene Geräte geladen werden.
"Wir haben auch Kunden, die nur online lesen", sagt die Bücherei-Leiterin. "Die kommen nur einmal im Jahr und bezahlen ihren Beitrag." Gerade für ältere Menschen sei diese Art des Lesens oft angenehmer, wenn die Augen schlecht werden, meint Mahlmeister. Die digitalen Möglichkeiten sollen bald erweitert werden, beispielsweise um Lernplattformen für Schülerinnen und Schüler, Online-Kurse zum Thema Medienkompetenz oder auch Filme und Serien zum Streamen.
Während des Lockdowns ging in der Bücherei nicht die Arbeit aus
Die Hochphase der Corona-Pandemie habe die Stadtbücherei recht ordentlich überstanden, meint Mahlmeister. Nachdem die Bücherei zunächst komplett geschlossen bleiben musste, sei der Abholdienst im Anschluss gut angenommen worden. Heute nähere man sich bei den Besucherzahlen allmählich dem Niveau aus Vor-Coronazeiten an. "Die Leute kommen wieder", sagt Mahlmeister.
Den Lockdown habe man genutzt, meint sie weiter. Alte Bücher wurden aussortiert, außerdem auf Selbstverbuchung bei der Abholung und Rückgabe umgestellt. Dafür habe man alle Bücher mit Transpondern versehen müssen. "Wir hatten gut zu tun", sagt Mahlmeister. Dennoch: "Ich bin froh, dass es jetzt mehr und mehr auch wieder den Kontakt zu den Leuten gibt."
Gelegenheit dazu sollen künftig auch wieder hauseigene Veranstaltungen bieten. Im Dezember will man das monatliche Vorlesen mit der Weihnachtsgeschichte wieder aufnehmen. Außerdem möchte Mahlmeister einen schon vor Corona geplanten, monatlichen Lesekreis ins Leben rufen. "Die Einschränkung sozialer Kontakte hat vielen Menschen schmerzhaft bewusst gemacht, wie wichtig der zwischenmenschliche Austausch ist", sagt sie.