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Münnerstadt
Münnerstadt: Wer übernimmt das Stadtarchiv?
Klaus Dieter Guhling möchte seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin gerne noch anlernen. Doch bisher blieb seine Suche erfolglos.
Klaus Dieter Guhling ist besonders stolz darauf, dass er die verschollenen Bände der „Münnerstädter Volkszeitung“ gefunden hat. Der 83-jährige Stadtarchivar sucht dringend einen Nachfolger.       -  Klaus Dieter Guhling ist besonders stolz darauf, dass er die verschollenen Bände der „Münnerstädter Volkszeitung“ gefunden hat. Der 83-jährige Stadtarchivar sucht dringend einen Nachfolger.
Foto: Thomas Malz | Klaus Dieter Guhling ist besonders stolz darauf, dass er die verschollenen Bände der „Münnerstädter Volkszeitung“ gefunden hat. Der 83-jährige Stadtarchivar sucht dringend einen Nachfolger.
Thomas Malz
 |  aktualisiert: 11.07.2024 17:05 Uhr

Es war ein Warnschuss, und es war kein kleiner. „In meinen heiligen Hallen hat es mich erwischt“, sagt Stadtarchivar Klaus Dieter Guhling. Seine heiligen Hallen, das sind die Räume des Stadtarchivs im Obergeschoss der Zehntscheune. Dort hat er vor ein paar Wochen einen Herzinfarkt erlitten. Nach Krankenhaus und Reha ist er nun wieder zurück in seinem Stadtarchiv , das er vor 36 Jahren übernommen hat.

Noch kein Erfolg

Natürlich habe er immer im Hinterkopf gehabt, dass er bald einen Nachfolger braucht und auch schon einige Leute gefragt, die seiner Meinung nach in Frage kommen, sagt er. Durch den Vorfall jetzt sei ihm das noch viel bewusster geworden. Seine Suche nach einem neuen Stadtarchivar war allerdings bisher noch nicht von Erfolg gekrönt.

„Meine Sorge ist, dass wir nicht mehr können“, sagt er und bezieht seine Mitarbeiterin Dorothea Hanshans gleich mit ein, die genauso alt ist wie er. „Am günstigsten wäre es, wenn wir Gelegenheit hätten, einen Nachfolger einzuführen.“ Idealerweise ein Jahr lang, fügt er hinzu.

Geschichtsinteresse gefragt

Dass ein möglicher Nachfolger vieles anders machen wird, ist für Klaus Dieter Guhling völlig okay. „Viele Dinge sind aber zwingend nötig, und es wäre schön, wenn nicht ein Lücke entstünde und wir einen Nachfolger einarbeiten könnten.“ Es müsse jemand sein, der Interesse an Geschichte hat. Er oder sie müsse auch Verständnis dafür haben, dass man Dinge sammelt, die heute einfach zu haben sind, aber in 20 Jahren selten und von großem Interesse sein werden.

Als aktuelles Beispiel nennt er das Gemeindeblatt von Strahlungen. Das Dorf, das früher zum Landkreis Bad Kissingen gehörte, sei auf Münnerstadt bezogen. „Es gibt viele familiäre Verbindungen, deshalb sollte man das Gemeindeblatt sammeln.“ Er hat jetzt erreicht, dass jeweils eine Ausgabe für das Münnerstädter Stadtarchiv zurückgelegt wird.

Zeitungen nicht gesammelt

Enorm wichtig ist für Klaus Dieter Guhling auch die Auswertung der Tageszeitungen . Er erinnert daran, dass es früher im Archiv keine Ausgaben der „Münnerstädter Volkszeitung“ ab dem ersten Erscheinungsjahr 1884 bis nach dem Zweiten Weltkrieg gab. „Weil man sie nicht gesammelt hat.“

Er hatte immer die Vermutung, dass es im Haus des früheren Verlegers Uhlein noch Bände mit den Zeitungen gibt. Und er sollte Recht behalten. Im Jahr 2010 ist es ihm gelungen, die auf dem Dachboden gelagerten Bände der Jahrgänge 1884 bis 1932 ins Stadtarchiv zu holen. Darauf ist er ganz besonders stolz. Sie wären sonst verloren gewesen, den Fund bezeichnet er noch heute als glücklichen Zufall. Die Jahrgänge 1933 bis zur Einstellung während des Krieges werden in der Augustinerbibliothek gelagert.

Öffnungszeiten eingeführt

Seit 1987 leitet Klaus Dieter Guhling das Stadtarchiv . 2002 ging der ehemaligen Gymnasiallehrer in den Ruhestand, wodurch er noch mehr Zeit für das Archiv hatte. Er war es, der zusammen mit Dorothea Hanshans, die ihm seit mehr als 25 Jahren zur Seite steht, feste Öffnungszeiten eingeführt hat. An den Werktagen ist das Stadtarchiv von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Das werde auch rege genutzt, beispielsweise für die Familienforschung , sagt er. Es gibt auch Stammgäste, die zu bestimmten Themen Chroniken erstellen.

All das wäre früher gar nicht möglich gewesen. Denn damals wurden lediglich Unterlagen gesammelt, die aus der Stadtverwaltung kamen und dort nicht mehr gebraucht wurden. Das Stadtarchiv war in einem kleinen Raum im Deutschordensschloss untergebracht.

Die Archive der Stadtteile

Sein Vorgänger, Josef Willmann, der 1982 das Stadtarchiv übernommen hatte, baute das Stadtarchiv in seiner heutigen Form auf. Vor allem war er es, der die Archive aus den Stadtteilen nach Münnerstadt holte. Zwischen der Gebietsreform 1972 und 1982 sei überhaupt nichts passiert, erzählt Klaus Dieter Guhling.

Und das war fatal. Denn die Akten in den Stadtteilen hätten teilweise in unverschlossenen Schränken gelegen, in einem Fall sogar in einem Raum, der von der Jugend genutzt wurde. Da könne schon Manches verloren gegangen sein, meint er.

Das Verzeichnis der Gemeindearchive hat Klaus Dieter Guhling erstellt, als er in die Zehntscheune kam. Sammlungen, Fotos, Plakate und vor allem auch die Personalia sind seither dazu gekommen. Inzwischen ächzen die alten Balken unter der Last. Aber: Wenn man etwas beispielsweise über ein altes Gebäude oder ein Ereignis sucht, reicht meist ein Griff, und das Gesuchte ist gefunden.

Arbeit ist ehrenamtlich

Die Arbeit im Stadtarchiv leistet Klaus Dieter Guhling ehrenamtlich. Er erhält lediglich eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 50 Euro im Monat. Wegen Geld ist er ohnehin nicht Stadtarchivar geworden, das war Berufung. Und er hat es immer sehr gern gemacht.

Nun aber ist die Zeit gekommen, sich einen Nachfolger zu suchen. Die Stadt habe doch mehrere Manager in jüngster Zeit eingestellt, da werde sich doch auch für das Archiv jemand finden, meint Klaus Dieter Guhling. Er erinnert daran, dass das Führen eines Archivs keine freiwillige Leistung, sondern eine Pflichtaufgabe der Stadt sei.

Beim Bürgermeister melden

Es seien schon geeignete Personen angesprochen worden, sagt Bürgermeister Michael Kastl dazu. Leider gebe es überhaupt keine Fortschritte. „Das ist sehr bedauerlich.“ Personen, die ein Interesse daran haben, sollten sich bei ihm melden, fordert das Stadtoberhaupt auf. Es sei eine gute Gelegenheit, von der Erfahrung Guhlings zu profitieren und auch Neues einzubringen. „Alles ist offen“, betont der Bürgermeister.

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