Die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg will das Marinekurlazarett in Bad Kissingen abreißen lassen. Doch Denkmalschutz und Stadt spielen nicht mit.
Unterschiedlicher könnten zwei Einstellungen zum Denkmalschutz kaum sein. Ein Privatmann hat in Bad Kissingen jetzt den Eintrag in die Denkmalliste für sein Anwesen selbst forciert. Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Baden-Württemberg dagegen will ihr vor rund zwei Jahrzehnten erworbenes Marinekurlazarett abreißen. Bekannt geworden sind beide Anliegen in ein und derselben Bauausschusssitzung.
Nichtöffentlich im März entschieden
Beim Vorstoß der DRV Baden-Württemberg zum Abriss des an der Kurhausstraße leicht nach hinten versetzt gelegenen Marinekurlazaretts geschah dies lediglich per Bekanntgabe. Diskutiert und entschieden hatte der Ausschuss darüber bereits Anfang März in nichtöffentlicher Sitzung. Anfreunden mochte der Ausschuss sich mit dem Ansinnen vor sechs Wochen nicht. Der Abbruch des denkmalgeschützten Anwesens sei abgelehnt worden, hieß es jetzt kurz und trocken.
Wie Stadtplanerin Christine Schwind am Donnerstag auf Nachfrage berichtete, sei die Stadt der Auffassung, dass sich das markante Gebäude in „relativ ordentlichem Zustand“ befinde und deshalb nicht abgerissen werden sollte. Auch das Landesamt für Denkmalpflege habe dem Abrissvorhaben die Zustimmung verweigert.
Neubau und Erweiterung?
Warum die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg das Marinekurlazarett abbrechen will, war am Donnerstag nicht mehr direkt zu klären. Für die entsprechende Anfrage dieser Redaktion war in Stuttgart am Nachmittag kein Ansprechpartner mehr zu bekommen. Kissingens Stadtplanerin Christine Schwind sprach davon, dass die DRV Baden-Württemberg an der Stelle über Neubau und Erweiterung nachdenke.
Erster Vorstoß 2008
Neu ist der Wunsch, das historische Gebäude abzubrechen, nicht. Der Eigentümer, so Christine Schwind, habe jetzt lediglich einen alten Antrag neu aufleben lassen. Das erste Mal öffentlich über den Abrissantrag der Baden-Württemberger diskutiert hat der Stadtrat vor etwas mehr als zehn Jahren. Der damalige Oberbürgermeister Karl Heinz Laudenbach unterstützte den Vorstoß im Februar 2008, also kurz vor Ende seiner Amtszeit, nachdrücklich. Vertreter der städtischen Bauverwaltung erklärten seinerzeit aber, der Erhalt des Gebäudes sei „bautechnisch möglich“.
Außerdem wies der damalige Stadtplaner Wolfgang Russ die zur Untermauerung des Abrissantrags vorgelegte Boden- und Baugrunduntersuchung als „nicht sachgerecht und höchst problematisch“ zurück. Ein späteres Gutachten, berichtete jetzt Stadtplanerin Christine Schwind, habe denn auch die Bestätigung erbracht, dass die vom Eigentümer in Frage gestellte Standfestigkeit und Wiedernutzbarkeit des Gebäudes durch eine Sanierung gesichert werden könnte.
Reife Jugendstilarchitektur
Ein Blick in den Kissingen-Band der Reihe Denkmäler in Bayern legt die Einschätzung nahe, dass die Kurstadt durch eine Sanierung des Gebäudes nur gewinnen kann. Das 1905 errichtete und zunächst als Kurhotel, später als Marinekurlazarett betriebene Anwesen Kurhausstraße 11 wird darin als Beispiel für „die kraftvolle Massenkomposition und die bewegten Dachumrisse reifer Jugendstilarchitektur“ gewürdigt. Das „dem Bautypus des Sanatoriums eigentümliche Loggienmotiv“ werden an dem dreigeschossigen Jugendstilbau des Würzburger Architekten Anton Eckert in vielen Variationen vorgetragen.
Meine Meinung: abreissen und Fassadenstücke sichern und erhalten, den Rest umschieben!
Ja sie haben durchaus recht, wenn es um Wohnraum gehen würde. Es geht um Platz für die Klinik. Der wir mit dem Haus nicht mehr, sondern durch den Denkmalschutz nur unnötig teurer und bringt der Klinik gar nichts. Es sind in Kissingen schon ganz Häuser zum Opfer gefallen.
Ich sehe es genau anders herum. So ein Haus hat Charme und wo anders würden sie sich die Finger danach lecken. Da kann man sicher einen schönen Glasbau in die Nähe setzen, so fern platz.
Aber sonst schaut man sich schon gerne Jugendstilhäuser an...
Ich finde es weder schön noch sonst etwas, sondern störend für die Zukunft des Betriebes, der ja auch viele Steuern einbringt. Was, wenn die Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg doch entscheidet ihre Zukunft woanders weiter zu betreiben??? Dann schreien alle über den Weggang, die vielen Arbeitsplätze die abgeschafft werden und als Wohnungen wird aus dem Gebiet, dank Kurzone, auch nichts.