Solche Dinge unterliegen unergründlichen Naturgesetzen . "An einem Montagvormittag passiert so etwas nie", sagt Bürgermeister Michael Kastl ( CSU ). Es war an einem Freitagnachmittag, als er eine wichtige Entscheidung treffen musste. Schon wieder brauchte ein Mensch dringend ein Dach über den Kopf, aber die für solche Fälle vorhandenen Container waren mit vier Obdachlosen schon voll belegt. In diesem Notfall entschied er sich dafür, die Person vor dem nahenden Wochenende in einer Wohnung im Bahnhof unterzubringen. "Ich bin froh, dass ich das gemacht habe", sagt er heute. Es war das Wochenende mit dem drastischen Wintereinbruch. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn der obdachlose Mensch kein Dach über dem Kopf gehabt hätte.
Der Vorfall hat aber eins verdeutlicht: Die Kapazitätsgrenze ist erreicht. Deshalb hat Michael Kastl kürzlich den Stadtrat in nichtöffentlicher über das Problem Sitzung informiert. "Wenn der Trend weiter anhält müssen wir uns überlegen, wie wir damit umgehen", sagt er. Darüber sollen sich die Fraktionen schon einmal Gedanken machen. Egal ob die Stadt beispielsweise noch mehr Container anschafft oder sich für den Kauf einer Immobile entscheidet, solche Dinge brauchen eine gewisse Vorlaufzeit. Deshalb müssen entsprechend frühzeitig Entscheidungen getroffen werden.
Die Unterbringung im Bahnhof sei eine absolute Notlösung gewesen, betont der Bürgermeister. Eine Notlösung für einen Notfall . "Angekündigte Obdachlosigkeit gibt es nicht", sagt er. So etwas entstehe fast immer spontan. Wenn jemandem beispielsweise die Wohnung gekündigt wird, dann habe er ja eine Kündigungsfrist und dementsprechend Zeit, sich eine neue zu suchen.
"Wir als Stadt sind verpflichtet, Obdach zu gewähren, wenn jemand obdachlos wird", erläutert der Bürgermeister die gesetzlichen Vorgaben. Ein Dach über den Kopf, fließend Wasser und Heizung müssen da sein. Früher hatte die Stadt für solche Fälle ein Wohnhaus in der Karlsbergstraße. Später fiel die Entscheidung auf die Container-Lösung, von denen es inzwischen drei gibt. Vier Obdachlose wohnen derzeit dort, hinzu kommt die Person im Bahnhof.
Die Stadt stellt also erst einmal ein vorübergehendes Obdach zur Verfügung. Aber normalerweise nicht für lange. Ein Obdachloser sei verpflichtet, sich dann schnellstmöglich eine Wohnung zu suchen, sagt der Bürgermeister. "Wenn er dazu nicht in der Lage ist, gibt es im Regelfall einen über das Amtsgericht bestellten Betreuer, die sich um die Wohnungssuche kümmern müssen." Allerdings: "Da hapert es ein bisschen", findet Michael Kastl.
Es zeichne sich nämlich ein Trend bei den Obdachlosen ab, der ihm nicht gefällt. "Wenn sie einmal bei uns untergekommen sind, dann wollen sie auch bleiben." So sei das aber nicht gedacht. "Wir bringen die Leute unter, das ist unser Job", betont Michael Kastl. Aber die Betreuung der Betroffenen, sie aus der Situation wieder herauszuholen, das könne die Stadt nicht leisten. "Das gehört auch nicht zu unsere Aufgabenbereich, dafür gibt es entsprechende Stellen beim Landkreis."
Soweit die Theorie, die Praxis sieht ein bisschen anders aus. "Natürlich entstehen Situationen, wo die Stadt doch gefragt ist." Rein rechtlich habe die Stadt mit der Unterbringung in den Containern und jetzt auch noch im Bahnhof alles getan. "Es gibt aber noch eine moralische Verantwortung, da kommen wir nicht raus und da wollen wir auch nicht raus, denn die Menschenwürde spielt auch noch eine Rolle."
Eine schwierige Angelegenheit, denn über entsprechendes Personal verfügt die Stadt nicht. So schauen die Bauhofmitarbeiter derzeit nach dem Rechten in den Containern und im Bahnhof. "Aber ein Bauhofmitarbeiter ist kein Sozialarbeiter , es ist schon eine Belastung für sie", sagt Michael Kastl. "Die machen das, aber das kann keine Dauerlösung sein."
Warum die Zahl der Obdachlosen jetzt angestiegen ist, vermag der Bürgermeister nicht zu sagen. "Es ist ein Problem der Städte ", meint er zur Obdachlosigkeit . In jüngster Zeit sind mehrere Wohnungen geräumt worden. Weil sich abzeichnet, dass noch weitere Obdachlose hinzukommen, möchte Michael Kastl eine Lösung haben.