Nach fast 20-jähriger Tätigkeit als Leiter der Bad Kissinger Musikschule und Dirigent des Jugendmusikkorps (JMK) übergab Stadtmusikdirektor Bernd Hammer (62) die Leitung und den Dirigentenstab an seinen bisherigen Stellvertreter Matthias Zull (50). Mit Hammers Ausscheiden verlässt "eine personifizierte Institution" der Bad Kissinger Musikszene die Bühne, würdigte Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) die Verdienste des beliebten Musikpädagogen .
Bernd Hammer habe seine Aufgabe nie als Job, sondern als seine Berufung gesehen, blickte der Oberbürgermeister auf Hammers 19 Jahre im Dienst der Stadt Bad Kissingen zurück. So war die Zusammenkunft einer corona-bedingt kleinen Zahl von Kollegen, Angehörigen und Freunden in der Musikschule für Vogel "kein normaler Termin", sondern die "Verabschiedung eines Mannes, der die Stadt mitgeprägt hat". In der Person seines langjährigen Stellvertreters Matthias Zull habe Bad Kissingen einen "würdigen Nachfolger" gefunden, der neben der schillernden Arbeit mit dem Jugendmusikkorps auch die harte Aufgabe im musikalischen Bildungsbereich künftig auf eigene Art prägen wird.
Auch Vogels Amtsvorgänger Kay Blankenburg , der während seiner zwölf Jahre als Oberbürgermeister "in gegenseitigem Vertrauen und freundschaftlich" mit Hammer gearbeitet hatte, zählte die zahlreichen Verdienste des 2019 mit der Bürgermedaille ausgezeichneten Musikpädagogen auf und hob besonders dessen "einmalig kameradschaftlichen Führungsstil" hervor.
Wenn die jugendlichen JMK-Musiker auch im Namen Bad Kissingens gespielt haben, hätten sie dies aber vor allem für ihren Kapellmeister gemacht. In Erinnerung an die Auslandsreisen scherzte Blankenburg: " Bernd Hammer war mit einer Gruppe pubertierender Jugendlicher beiderlei Geschlechts auf allen Kontinenten, mit denen ich nicht einmal einen Tagesausflug gewagt hätte."
Von Katastrophen begleitet
Gerade diese Auslandsreisen mit dem Jugendmusikkorps ("Unsere Mitwirkung bei der Steubenparade 2019 war unglaublich.") bezeichnete Hammer in seiner Abschiedsrede als Höhepunkte seiner fast 20-jährigen Tätigkeit. "Doch mein erster Arbeitstag begann mit einer Katastrophe und mein Dienst endete mit einer Katastrophe - mit Katastrophen, die die Welt bewegten", bezog sich Hammer auf den islamistischen Terroranschlag am 11. September 2001 in New York und die nun seit Monaten andauernde Corona-Pandemie. Inzwischen läuft die Arbeit in der Musikschule wieder, freute sich Hammer, wenn auch unter erschwerten Einschränkungen. "Fast hätten wir mit dem Jugendmusikkorps bei Rákóczy wieder auftreten können."
Dies wäre tatsächlich der passende Abschied für Bernd Hammer gewesen. Denn an den Rákóczy-Festtagen im Juli 2001 hatte er sich schon vor seinem offiziellen Dienstantritt als neuer Chef des JMK erstmals der Öffentlichkeit gezeigt, erinnerte sein jetziger Nachfolger Matthias Zull an jene Tage. "Sein Sprung ins kalte Wasser ohne jede Einarbeitung war für mich eine große Lehre." Als vor 20 Jahren ein neuer Musikschulleiter gesucht wurde, hätte sich Zull seine Bewerbung überlegt, doch habe er sich damals "doch noch nicht reif und berufen genug gefühlt". Nach zwei Jahrzehnten als Stellvertreter Hammers sei dies nun anders: "Dieser Dirigentenstab bedeutet mir sehr viel."
Viele neue Ideen
Doch Zull sieht auch ein Risiko seiner neuen Leitungsposition: "Ich habe jetzt niemanden mehr, hinter dem ich mich verstecken kann." Allerdings habe er bei so viel Unterstützung nichts zu befürchten, dankte der neue Musikschulleiter der Verwaltung, dem Förderverein, dem Elternbeirat und allen Freunden für ihr Vertrauen, "dass ich diesen wichtigen Posten übernehmen darf". Er freue sich auch auf die künftige Zusammenarbeit mit Musiklehrer und Staatsbad-Posaunist Roman Riedel als sein Stellvertreter: "Er hat so viele neue Ideen, dass ich ihn wohl bremsen muss."
Die vergangenen zwei Jahrzehnte unter Leitung von Bernd Hammer seien sehr rasant vergangen, warnte Zull abschließend seinen Dienstherrn Dirk Vogel scherzhaft schon mal vor: "Wenn die mir verbleibenden 17 Dienstjahre auch so schnell vergehen, sollte sich die Stadt bald nach meinem Nachfolger umsehen." Die Feierstunde wurde musikalisch begleitet von den Musiklehrern Barbara Moritz (Klavier) und Matthias Klink (Geige), zum Ausklang spielte eine Abordnung des Jugendmusikkorps.
Zur Person
Werdegang Matthias Zull wurde 1970 in Schweinfurt geboren. Später folgte das Studium zum Diplom-Musiklehrer und Orchestermusiker mit Hauptfach Trompete am Hermann-Zilcher-Konservatorium in Würzburg. Seit 1997 ist er Lehrer für Trompete an der Musikschule Bad Kissingen , ab 2000 wurde er stellvertretender Musikschulleiter und stellvertretender Leiter des Jugendmusikkorps. Ab 1. August 2020 ist Matthias Zull Leiter beider Einrichtungen.