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Bad Kissingen
Staatsbad trennt sich von Philharmoniker-Chef
Auch wenn der Arbeitskampf der Staatsbad Philharmonie mittlerweile beendet ist, knirscht es immer noch im Gebälk: Der Leiter des Ensembles, Burghard Toelke, ist gekündigt worden. Der Förderverein indes fühlt sich ausgenutzt.
Burghard Toelke, bei einem Auftritt mit der Staatsbad Philharmonie Bad Kissingen.       -  Burghard Toelke, bei einem Auftritt mit der Staatsbad Philharmonie Bad Kissingen.
Foto: Archiv Ivana Biscan | Burghard Toelke, bei einem Auftritt mit der Staatsbad Philharmonie Bad Kissingen.
Johannes Schlereth
 |  aktualisiert: 17.08.2022 01:40 Uhr

Vor einigen Tagen noch schien es, als seien die Wogen im Arbeitskampf der Staatsbadphilharmonie geglättet. Dass dem wohl nicht so ist, macht ein Schreiben des Fördervereins deutlich. In der Stellungnahme, die der Redaktion vorliegt, heißt es, dass Burghard Toelke gekündigt ist.

Von der Kündigung habe der Verein am 3. November erfahren. Burghard Toelke soll den Vorsitzenden des Fördervereins - Prof. Kurt Rieder - um die Mittagszeit kontaktiert haben, um ihn über seine Kündigung zu informieren. Die Aufhebung des Arbeitsverhältnisses sei - so liest sich das Schreiben - nicht von Burghard Toelke ausgegangen.

Vorsitzender des Fördervereins steht im Kontakt mit Toelke

Sylvie Thormann, die Kurdirektorin, habe ihn in seiner Funktion als Orchesterleiter gekündigt. Kurt Rieder erinnert sich an das Telefonat mit dem Ensembleleiter: "Ich war gerade mit meiner Frau beim Essen, als er mich davon unterrichtet hat." Sein Eindruck vom entlassenen Orchesterleiter: "Er hat es gefasst genommen." Rieder steht mit ihm in regem Austausch. "Ihm geht es soweit gut." Laut dem Vorsitzenden des Fördervereins wird Burghard Toelke womöglich gerichtlich gegen seine Entlassung vorgehen.

Der Burghard Toelke äußert sich dazu: "Der Anwalt, der mich vertritt, ist damit beauftragt, eine Kündigungsschutzklage einzureichen." Näher könne und wolle er die Situation nicht kommentieren.

Was geschah bei der Probe?

Der Kündigung ging laut Stellungnahme des Fördervereins ein Eklat bei einer Probe Ende Oktober voraus. Laut Rieder sei dort ein Musiker Toelke "nähergetreten". Genaueres lässt sich zu dem Vorfall nicht in Erfahrung bringen. Was laut dem Verein feststeht: Die Situation eskalierte, woraufhin Sylvie Thormann den Leiter des Ensembles zunächst suspendierte. Wenig später erfolgte die Kündigung. Von der Staatsbad GmbH, dem Arbeitgeber Burghard Toelkes, heißt es: "Die Gesellschafter haben eine Neuausrichtung des Orchesters beschlossen. Bei der angefragten Personalie handelt es sich um eine schwebende Personalangelegenheit, zu der wir keine Auskunft erteilen. Zu gegebener Zeit werden wir uns dazu äußern."

Aus dem Rathaus ist zur Kündigung nichts zu erfahren. Thomas Hack , der Pressesprecher der Stadt Bad Kissingen , verweist auf die Staatsbad GmbH. Die Deutsche Orchestervereinigung , die den Arbeitskampf der Kissinger Musiker als Gewerkschaft öffentlichkeitswirksam begleitete, äußert sich - wie auch Stadt und Staatsbad ebenfalls nicht zur Kündigung von Burghard Toelke.

Massenweise Kündigungen im Verein

Die Öffentlichkeit erfuhr erstmals durch Klaus Stebani, den stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins, beim Nachmittagskonzert am 3. November von der Kündigung. Er unterrichtete nach dem Konzert die Anwesenden Gäste. Die Entlassung wirkt sich auch auf den Verein aus. "Wir haben massenweise Kündigungen weil Burghard Toelke geht", sagt Rieder.

Der Auftritt vom 3. November sorgt beim Verein weiterhin für Unmut. Die Einigung mit der Stadt sei von den Musikern vor dem Publikum - so die Stellungnahme des Vereins - überschwänglich gelobt worden. Diese hatten insgesamt acht Mitglieder des Ensembles unterzeichnet. Und: Die Musiker bedankten sich beim Verein für die Unterstützung auf dem Weg zum Abkommen mit der Stadt . Allerdings: Zur Einigung kam es ohne Wissen des Vereins.

Förderverein erfuhr über Presse von der Einigung

Und: "Wir haben über die Presse davon erfahren." Darüber ärgert sich Rieder. Denn eigentlich war das einvernehmlich gesetzte Ziel zu Beginn des Arbeitskampfs der Tarifvertrag . Er meint: "Sie haben uns im Glauben gelassen, dass der Arbeitskampf nach wie vor über die Gewerkschaft läuft. Dabei haben sie schon mit der Stadt verhandelt." In der Stellungnahme wird er deutlich: Die Gespräche seien heimlich geführt worden.

Der Eindruck, der Rieder sich aufdrängt, ist, dass man den Förderverein ausgenutzt habe. "Sie haben unsere Hilfe beim Arbeitskampf dankbar akzeptiert - beispielsweise die 4000 Unterschriften - und sich dann hinter unserem Rücken davon gemacht, ohne uns als Verein mitzunehmen."

Verlauf des Arbeitskampfs

Zu Beginn des Streits hatten die Musiker und deren Unterstützer sich einen Tarifvertrag als Ziel gesetzt. Protestmärsche und andere Aktionen sollten die Aufmerksamkeit schaffen. Für einen Eklat sorgte der Auftritt in Streikwesten beim Welterbe-Festakt. Im Lauf des Sommers verhärteten sich die Fronten zwischen Ensemble, Stadt und Staatsbad GmbH zunehmend - auch wegen der Kündigung zweier Musiker. Ende Oktober kam dann der Paukenschlag: Acht Musiker unterzeichneten ein Angebot der Stadt und stellten sich gegen Toelke. Wie es scheint, könnten ebenfalls die beiden entlassenen Musiker wiedereingestellt werden.josch

 
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