
40 Hektar Park hat Michael Jacob, Leiter der Kurgärtnerei, mit seinem Team zu hegen und zu pflegen. Seit 2019 ist der studierte Gartenbauer im Staatsbad, als Nachfolger des langjährigen gärtnerischen Leiters Robert Hildmann.
„Er bringt viel wissenschaftliches Hintergrundwissen mit“, lobt Kurdirektorin Andrea Schallenkammer . Das gibt er – fundiert aufbereitet - gerne weiter. Und: Es wird von den Gästen des Staatsbades überaus gerne angenommen. Schallenkammer spricht fast von einer Renaissance des Gärtnerns.
Die Kunst des Blumenarrangierens beliebt
Seine Führungen durch den Kurpark sind voll, die Kurse zum Binden von Gehölzen oder Gräsern beliebt. Diese Kunst des Blumenarrangierens, auch Ikebana genannt, kommt wieder in Mode. „Die Menschen sehnen sich regelrecht nach natürlichen Formen und Wissen über Pflanzen“, macht Jacob die Erfahrung. Die größte Aufmerksamkeit erhält aber der Kurpark und seine umsichtige Bepflanzung.
Umsichtig deshalb, weil hier bereits seit Jahrzehnten – mit Beginn der Hitzejahre ab 2003 - ein klimagerechter Umbau stattfindet. Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem hält den Park insbesondere im Sommer feucht (wir berichteten), jedes Jahr werden durchschnittlich drei Bäume – zunehmend Tiefwurzler, trocken- und hitzebeständige Arten - gepflanzt.
Standortgerechte Pflanzen
„Damit haben wir einen relativ jungen Baumbestand aus Linden und Eichen“, sagt Schallenkammer. Auf den Hängen am Fürstenhof hat die Kurgärtnerei Sämlingen von umliegenden Linden oder Ulmen stehen lassen. Das schützt den Hang bei übermäßig starkem Regen.

Neben dem Kursaalgebäude, das in der ursprünglich von Nadelbäumen eingerahmt gewesen war, stehen „junge“ Säuleneichen. Aktuell rahmen sie das Gebäude mit ihren etwa 20 Metern ein. „Größer als 25 Meter werden sie aber nicht“, betont Jacob.
Kastanienallee kämpft mit Pilzbefall
Trotzdem machen die heißen, trockenen Sommer und die kurzen, großen Niederschlagsmengen den Pflanzen zu schaffen. Größtes Sorgenkind ist immer noch die Kastanienallee auf der imposanten Mittelachse des Parks.

Pilze haben sich erst kürzlich wieder sichtbar wie über Nacht auf den Blättern breitgemacht. Dabei erweisen sich die rotblühenden Kastanien als robuster als die weißblühenden gegen die sogenannte Blattrollkrankheit. Die Bäume sollen nach und nach ausgetauscht werden. Mit Fungiziden darf im Staatsbad alleine schon wegen des Heilquellenschutzgebietes nicht hantiert werden.
Schäden durch Klima und eingeschleppte Arten
Auch die Buchsbäume tragen trotz intensiver Pflege Schaden. Grund dafür ist aber nicht das Klima, sondern der Buchsbaumzünsler, eine Schmetterlingsart, die durch vermehrte Reisetätigkeit eingeschleppt wurde. Neemöl helfe leider nur eingeschränkt, nach und nach entfernt die Gärtnerei die besonders formschönen Büsche. „Wir versuchen zumindest ein paar zu erhalten“, sagt Schallenkammer.

Auch wenn die Kurgärtner mit klimabedingt auftretenden Schäden zu kämpfen haben, so sieht Jacob doch Vorteile: „Durch die Neupflanzungen im gesamten Park auch von wärmeliebenden Arten erhalten wir eine viel größere Vielfalt an Pflanzen.“ Er zählt auf: Maulbeere, Feige, Quitte oder Blauglockenbaum. Manche Arten wären noch vor Jahrzehnten hier nicht möglich gewesen. „Die Standortamplitude wird größer.“
Kräuterbeet kommt Patienten zugute
Am Fürstenhof hat Jacob ein großes Beet mit wohlriechenden und -schmeckenden Kräutern und Pflanzen gesetzt. Dort findet sich neben Lavendel und Rosenbüschen auch Katzenminze, Fenchel, Rosmarin und Schnittlauch. Ein Duft, der den Patienten der Limes Klinik zugute kommt, wenn sie morgens das Fenster öffnen.

Und dennoch kann es in der Rhön empfindlich kalt werden im Winter. Deshalb müssen einige Pflanzen zum Überwintern in eine Gärtnerei umziehen. „Gärtnereien spezialisieren sich aus wirtschaftlichen Gründen immer mehr, dadurch gibt es zudem nicht mehr die Vielfalt, die wir hier benötigen“, sagt Schallenkammer.
Eigenes Gewächshaus in Planung
„Deshalb planen wir ein eigenes Gewächshaus, um eine eigene Anzucht zu betreiben“, verkündet die Kurdirektorin. Zudem könnten Kübelpflanzen zum Überwintern untergestellt werden. Geplant ist das Gewächshaus in Venlo Bauweise hinter der Remise bei der Kurgärtnerei und soll eine Größe von 240 Quadratmetern haben.

Übrigens: Die Limes-Klinik plant einen Erweiterungsbau südwestlich in Richtung König-Ludwig-Eiche (wir berichteten). Die Bauvoranfrage läuft, der denkmalgeschützte Baum soll in den Bau integriert werden. „200 weitere Betten können wir hier im Staatsbad gut vertragen“, sagt Schallenkammer. Neben den Planungen der Limes Klinik eröffnet die neuen Privatklinik Regena in Kürze die Türen.
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