
Beim Betreten der Sporthalle der Bundespolizei in Oerlenbach sticht sofort die junge Frau im Trainingsanzug heraus. Sie steht inmitten der Anwärter gibt ihnen Hilfestellung und feuert sie an. Die junge Frau ist Sabrina Buchholz, ihre Sportausbilderin – und Gewinnerin einer Goldmedaille in der Mixed-Staffel der deutschen Biathleten von 2008.
Für den Polizeinachwuchs steht die Bewältigung der Hindernis-Geräte-Bahn an. Hierbei müssen sich die Anwärter an Seilen entlanghangeln, über Böcke springen und unter Bänken hindurchkriechen. Es geht also um Geschicklichkeit, Koordination und, da die Uhr läuft, auch um Schnelligkeit. In all diesen Disziplinen hat sich Sabrina Buchholz als Biathletin schon bewiesen. Das verschafft ihr im Sportunterricht ungemeinen Respekt. Diesen bekommt sie wohl aber vor allem auch dadurch, dass sie nicht kommandierend in der Ecke steht und in die Trillerpfeife bläst. Nein, sie läuft mit, gibt Hilfestellung und motiviert.
Spricht man mit Thomas Lehmann, dem Polizeidirektor in Oerlenbach, über Sabrina Buchholz, gerät dieser ins Schwärmen. Er habe selten eine Mitarbeiterin gehabt, die so eine positive Ausstrahlung besitzt wie die ehemalige Spitzensportlerin. Und auch von den Kollegen sei sie hervorragend aufgenommen worden, versichert er. Diese seien voller Ehrfurcht vor ihren sportlichen Leistungen.
Mit den Stöcken im Schnee fortbewegt hat sich Sabrina Buchholz schon ab frühester Kindheit. Wenn man in Oberhof aufwächst, wo fünf Monate im Jahr Schnee liegt, wird man in den Wintersport hineingeboren, erklärt sie. Ihre Eltern habe sie dann im Alter von sieben Jahren zum ersten Mal abgehängt, worauf diese es aufgegeben haben sich mit ihrer Tochter zu messen.
Auf dem Sportgymnasium in Oberhof wurde sie gefragt, ob sie nicht zum Biathlon wechseln wolle, diesem blieb sie treu. Nach ihrer Motivation für den Profisport gefragt, erklärt sie, dass nie die Frage bestand, ob sie Profi werden möchte – sie war sich nur sicher, dass sie mit dem Sport nicht aufhören wolle.
Mit einem Abitur von 1,3 standen Sabrina Buchholz viele Möglichkeiten offen. Sie hätte gerne studiert. Aber die Verbindung von Polizeiausbildung und Sportlerlaufbahn empfand sie als ideale Chance. Die Biathletin hat das sogenannte Bad Endorfer Modell durchlaufen, somit die Ausbildung zum Polizeivollzugsbeamten und ihr Training im Leistungssport parallel absolviert. Die Bundespolizeisportschule in Bad Endorf existiert seit 1978 und mittlerweile wurden über 400 Sportler dort ausgebildet. Neben Sabrina Buchholz auch andere Spitzensportler wie Skispringer Michael Uhrmann oder Snowboarderin Amelie Kober. Statt den 30 Monaten Ausbildung dauert die der Wintersportler vier Jahre und zwei Monate. Von April bis August findet die Polizeiausbildung statt, der Winter gehört dem Sport.
Ihr größter Erfolg war der Gewinn der Goldmedaille mit der Mixed-Staffel bei der Biathlon-WM 2008. Kontakt mit ihren ehemaligen Teamkolleginnen hat sie heute noch. Und der Konkurrenzkampf? Den gab es zwar beim Wettbewerb, aber danach beim gemeinsamen Essen schon nicht mehr. Immerhin musste man ja als Team antreten.
Ihre Karriere musste sie dann während der Saison 2011/2012 beenden. Ein Virus hatte sich auf die Gelenke gelegt. Der Körper meldete sich einfach bei mir, erzählt sie. Leistungssport sei eben kein Gesundheitssport.
Aufgrund ihrer sportlichen Erfolge durfte sie sich nach ihrem Abschied aus dem Profisport ihre Dienststelle aussuchen. Da sie in die Nähe ihres Wohnortes Oberhof wollte, kam für sie nur das AFZ in Oerlenbach oder der Erfurter Bahnhof infrage. Sie entschied sich für Oerlenbach. Hier kann sie als Lehrkraft in der Ausbildung Mittlerer Polizeivollzugsdienst ihr Wissen im Sport weitergeben. Zudem macht ihr die Arbeit mit jungen Menschen unglaublich Spaß. Ab Juli macht sie die Ausbildung für den gehobenen Dienst.
Trotz des täglichen Pendelns, gefällt ihr die Region um Bad Kissingen sehr gut. Mit Kollegen war sie auch schon auf der Kissinger Hütte und fand keinen Unterschied zum Thüringer Wald bei ihr zu Hause. Vor allem gefällt ihr, dass es in Bad Kissingen immer fünf Grad wärmer sei als in Oberhof.
Biathlon schaut sie sich weiter im TV an. Und auch wenn sie, wie sie sagt, „schon Lust auf den Wettkampf hätte“ – den Aufwand für das System Leistungssport möchte sie nicht mehr: „Wenn man einmal weg ist, kann man es sich nicht mehr vorstellen sieben Stunden am Tag Sport zu treiben“. Fit hält sie sich alleine aus beruflichen Gründen weiter. Sie betreibt weiterhin Langlauf, schwimmt, fährt Rad oder joggt. Wobei sie jedoch kaum einen Joggingpartner findet, da sich wenige Kollegen zutrauen, mit ihr mitzuhalten.
Privat ist Sabrina Buchholz mit dem Biathleten Christoph Stephan liiert, mit dem sie sich auch eine Familie wünscht. Aber erst steht für ihn die Vorbereitung auf die nächste WM an.