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Bad Kissingen
Spielbank Bad Kissingen: Nach zwei Verlustjahren wieder im Aufwind
Während der Pandemie kam nur ein Bruchteil der Gäste ins Luitpoldcasino. Direktorin Marina Klein darüber wie sicher der Standort ist, warum Spieler in der Krise im Verhältnis mehr Geld verzockt haben und über ihre Hoffnung, dass sich die Zahlen noch in diesem Jahr erholen.
Spielbank-Direktorin Marina Klein im historischen, großen Spielsaal, dem Aushängeschild des Luitpold-Casinos. Foto: Benedikt Borst       -  Spielbank-Direktorin Marina Klein im historischen, großen Spielsaal, dem Aushängeschild des Luitpold-Casinos. Foto: Benedikt Borst
| Spielbank-Direktorin Marina Klein im historischen, großen Spielsaal, dem Aushängeschild des Luitpold-Casinos. Foto: Benedikt Borst
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 14.11.2022 18:30 Uhr

Stolz liegt in der Stimme von Marina Klein, als sie von dem Fotoshooting berichtet, dass unlängst in der Bad Kissinger Spielbank stattgefunden hat. Auf den Bildern, mit denen die Staatliche Lotterie- und Spielbankverwaltung für die Bayerischen Spielbanken werben wird, ist in den nächsten Jahren das Luitpoldcasino zu sehen. Der historische Spielsaal mit den Roulette-, Poker- und Würfeltischen, den großen Kronleuchtern und den schweren, roten Vorhängen ist die große Stärke der Bad Kissinger Spielbank. "Die Tradition und das Historische fasziniert auch junge Leute. Das wollen wir den Gästen in Zukunft verstärkt näher bringen", sagt die Direktorin .

Das schicke Casino-Flair haben in den beiden Pandemiejahren deutlich weniger Gäste genossen, als in den Jahren zuvor. "Das war eine Extremsituation, die es so in der Geschichte der bayerischen Spielbanken noch nie gab", meint Klein. Im Frühjahr 2020 waren die Spielbanken drei Monate geschlossen, ab November bis Juni 2021 war weitere acht Monate nichts möglich. "2020 und 2021 waren beides Verlustjahre", sagt sie. Die Direktorin beruhigt: Es habe keine Kündigungen gegeben, auch der Standort in Bad Kissingen werde nicht in Frage gestellt. Die neun bayerischen Spielbanken standen vor ähnlichen Problemen. Wie Klein erläutert, werden die Verluste der Casinos aus einem Topf der Lotterie- und Spielbanken vorgestreckt und mit späteren Gewinnen wieder verrechnet.

2020 zählte das Luitpoldcasino 32.000 Gäste, die für einen Bruttospielertrag von 4,3 Millionen Euro sorgten. Der Bruttospielertrag ist der Gewinn der Spielbank, also das Geld, das übrig bleibt aus den Einsätzen der Spieler und den ausgezahlten Gewinnen. 2021 kamen noch einmal 9000 Gäste weniger, der Bruttospielertrag blieb laut Klein mit 4,1 Millionen Euro aber einigermaßen konstant. Zum Vergleich: 2019 war ein erfolgreiches Jahr mit 66.000 Gästen und einem Bruttospielertrag von 6,9 Millionen Euro . Dass der Spielbank die Einnahmen weggebrochen sind, trifft direkt auch den städtischen Haushalt - 15 Prozent des Bruttospielertrags gehen als Spielbankabgabe an die Stadt. Der entstand in der Pandemie ein Loch von rund 0,8 Millionen Euro .

In der Krise: Exzessives Spiel an den Automaten

Dass 2021 zwar nur 23.000 Gäste kamen, diese aber fast so viel Geld wie die 32.000 im Vorjahr im Casino gelassen haben, erklärt die Direktorin damit, dass das verminderte Spielangebot in der Pandemie die Nachfrage gesteigert hat. Den Großteil ihres Gewinnes verdiene eine Spielbank mit den Automaten. Von den mehr als 80 Automaten in Bad Kissingen waren aufgrund von Hygieneregeln nur die Hälfte bespielbar. Je mehr Runden an einem Automat ohne Gewinn gespielt werden, umso höher wird die Chance, eine Runde zu erwischen, in der ein Gewinn ausgeschüttet wird. Diese Aussicht habe die Gäste offenbar gereizt. "Die Automaten wurden viel stärker bespielt", berichtet Klein.

Zu Beginn des laufenden Jahres starteten die Besucherzahlen verhalten. "Bis April gab es noch starke Einschränkungen beim Zutritt. Das sind Gäste weggeblieben", sagt Klein. Zudem war das Pokerspiel aus Hygienegründen in Bayern noch bis vor kurzem untersagt, in anderen Bundesländern jedoch erlaubt. Auch das habe Gäste gekostet. Bei 11.000 Besuchern bis Ende April sieht die Direktorin noch Luft nach oben. "Da fehlen noch unsere Veranstaltungen." Beim Bruttospielertrag schaue es mit 2,3 Millionen Euro allerdings schon jetzt sehr gut aus. Die Spielbankchefin hofft, schon heuer wieder an die Ergebnisse vor der Pandemie anzuknüpfen. Sie meint optimistisch: "Die Tendenz ist positiv, auch wenn wir noch nicht wissen, was der Herbst bringt."

Die Spielbankgastronomie, das La Canchanchara, habe sich trotz Pandemie seit der Eröffnung im Sommer 2019 gut etabliert und trage zur Belebung der Spielbank bei. Es gebe die in der Gastronomie üblichen Personalprobleme, der Betrieb sei aber gut ausgelastet. "Im Moment gibt es viele Anfragen auch für große Veranstaltungen wie Hochzeiten, die eine Alternative zum geschlossenen Kurgarten-Café suchen", berichtet sie.

Die Pandemie hat das Luitpold-Casino genutzt, um in den Spielsaal zu investieren und beispielsweise Tische für das neue "Dice 52"-Würfelspiel zu installieren. Geplant ist laut Klein zudem, ab der kommenden Saison die Zweit-Liga-Volleyballer der Hammelburg Volleys als ein Hauptsponsor zu unterstützen. Der Kooperationsvertrag soll für zwei Jahre mit Option auf Verlängerung abgeschlossen werden. "Wir wollen in der Region verortet sein", erklärt Klein. Die Bayerischen Spielbanken arbeiten generell mit Sportvereinen zusammen und nutzen Banden und Trikots als Werbeflächen. Die Kissinger Spielbank kooperiere zudem mit den Fußballern des FC Schweinfurt 05, den Bundesliga-Tischtennisspielern vom TSV Bad Königshofen sowie den Eishockey-Cracks der Schweinfurter Mighty Dogs.

Ausblick

Sommerfest Die Spielbank veranstaltet am Vatertag, 26. Mai, ihr Sommerfest. Der Erlös, der an diesem Tag erspielt wird, soll an die Sternstunden-Aktion des Bayerischen Rundfunks gespendet werden. BR-Moderator Michael Sporer moderiert den Festbetrieb ab 11 Uhr, abends spielt ab 19.30 Uhr die Bayern1-Band im Innenhof des Luitpoldbades.

Rakoczy Am Rakoczy-Fest am letzten Juli-Wochenende (29. bis 31. Juli) beteiligt sich die Spielbank an den drei Tagen mit Livemusik vor der Spielbank, einer Außenbewirtung sowie Attraktionen wie einer Feuershow.

 
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  • d. e.
    Es besteht aber immer noch eine Maskenpflicht. Wer spielt gerne mit Maske ??
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    Ich!
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  • M. S.
    Ich finde es sehr verwerflich, dass der Staat hier selbst mitmischt - Stichwort Spielsucht! Und das ganze geschieht unter dem Vorwand, das Ganze in geordnete staatlich Bahnen lenken zu wollen.

    Die Regeln für private "Spielbuden" wurden in den vergangenen Jahren gelockert, das Gegenteil hätte der Fall sein müssen, dann bräuchte man auch keine staatlichen Spielbanken.
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  • H. S.
    Das einzige, was der Staat da lenken will sind die Gewinne, die gefälligst in die eigene Kasse fließen sollen...
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  • H. S.
    Bleibt die Frage, was schlimmer ist: An Corona oder an Spielsucht zu erkranken? Gegen Corona kann man sich wenigsten impfen lassen und die Krankheit ist meist nach 2 Wochen überstanden...
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