
„Original Bavarian Rock’n’Roll“ – das versprach Frontmann Günther Sigl zu Beginn des Konzerts , und die Spider Murphy Gang hielt das Versprechen: Die fünf hervorragenden Musiker um die Gründungsmitglieder Sigl und Barny Murphy rockten den ehrwürdigen Max-Littmann-Saal. Den Gästen gefiel die musikalische Zeitreise durch 47 Jahren Bandgeschichte.
Zeitverzögerter Sonderapplaus
Pünktlich um 20 Uhr betraten die Musiker die Bühne des ausverkauften Regentenbaus, wobei Günther Sigl sich einen zeitverzögerten Sonderapplaus abholte, der die erwartungsfrohe Grundstimmung des Publikums widerspiegelte. Unaufgeregt und routiniert präsentierte sich die Band bei ihrer „Akustik-Tour 2024“, in deren Zentrum Günther Sigl steht.
Er gestaltet mit humorvoller Moderation die Übergänge zwischen den 20 Stücken – mal verbunden mit Anekdoten aus der Bandgeschichte, mal mit einer „Bayrisch-für-Anfänger“-Lektion, denn man ist ja im Frankenland unterwegs. Dabei kokettiert der 77-Jährige mit seinem Alter, wenn er sich für den „Applaus für uns junge Künstler“ bedankt, oder reagiert auf den Klatschrhythmus bei „Schickeria“ mit der schelmischen Feststellung: „Es sats heid so wild.“ (Übersetzt: Ihr seid heute so wild.)
Charmant erzählt Frontmann Günther Sigl
Bei seinem Bühnen-Geplauder verhaspelt sich der Frontmann gelegentlich, wenn er eine Geschichte für das nächste Stück braucht, aber dies stört das Urgestein des bayrischen Rock’n’Roll eben so wenig wie das überwiegende Ü 50-Publikum. Charmant erzählt er vom Bandnamen, der aus dem Hit „Jailhouse Rock“ von Elvis Presley abgeleitet worden sei, spekuliert auf das Jubiläum „50 Jahre Spider Murphy“ und provoziert mit seiner Frage „Seid Ihr dabei?“ ein donnerndes „Yeah“. Und er leitet mit Marketinggrüßen von Doris, die den Devotionalien-Stand im Foyer beaufsichtigt und „T-Shirts von S bis wampert“ bereithält, in die Pause über.
Doch neben diesen auflockernden Unterhaltungselementen stehen die Hits der Band im Mittelpunkt des über zweistündigen Konzerts , wobei die ersten Stücke mit „Rock’n’Roll Schuah“ und „Vis-A-Vis“ schon die musikalische Richtung vorgeben. Im gleichen Rhythmus geht es weiter bei „That’s All Right“ von Elvis, das nahtlos übergeht in den Hit „Schickeria“, dessen Refrain lauthals mitgesungen wird.
Bei den Balladen wird es gemütlich
Gemütlich wird es bei den Balladen wie „Rosemarie“ oder „Sommer in der Stadt“, während der musikalische Spaßfaktor bei „Elisabeth“ oder „Wer wird eenn woana“ dominiert. Ihre musikalischen Qualitäten zeigen die Bandmitglieder unter anderem bei „Johnny B. Goode“, das in G-Moll durch den Max-Littmann-Saal fließt, oder bei „Renate“, die mit Tuba und Akkordeon Bierzelt-Stimmung aufkommen lässt. Ein Schuss Rockabilly gab es beim „Mit’n Frosch im Hals“, während die musikalische Aufforderung „Let’s Twist again“ den Regentenbau endgültig zum Tanzsaal machte, auch wenn einige Sigls gesundheitlichem Ratschlag folgten: „Rücken und Meniskus darf sitzenbleiben.“
Die Neue Deutsche Welle war mit „Ich schau dich an“ ebenso vertreten wie das humorvolle „Radio – Ich grüße alle“ oder die Geburtsstunde des Rock’n’Roll: Bill Haleys 1954-Hit „Rock Around the clock“ katapultierte die knapp 1000 Gäste nochmals aus ihren Sitzen. Die Stimmung steigerte sich noch, als es mit „Skandal im Sperrbezirk“ auf das Konzertende zuging.
Ein dickes Lob fürs „beste Publikum
Überschäumender Applaus war der Dank an hervorragende Musiker, die mit vielfältigem Instrumentarium und mit tollen Arrangements überzeugten, an Günther Sigl für seine immer noch charakteristisch-kraftvolle Stimme und an die Technik, die für stimmungsvolle, nicht überzogene Lichteffekte und einen gut abgemischten Sound sorgte. Mit „So a schöner Tag“ und „Bayrische Band“ als Zugabe und einem dicken Lob fürs „beste Publikum “ verabschiedete sich Spider Murphy Gang – verbunden mit einer Einladung zu ihrem 50-jährigen Jubiläum im Jahr 2027.
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