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Bad Kissingen
Sphärische Klänge im Kloster
Die Capella Antiqua Bambergensis verzaubert am Grabmal der Klostergründer Otto und Beatrix von Botenlauben mit einer musikalischen Zeitreise über 800 Jahre.
Capella Antiqua Bambergensis in Frauenroth.   Foto: Werner Vogel       -  Capella Antiqua Bambergensis in Frauenroth.   Foto: Werner Vogel
| Capella Antiqua Bambergensis in Frauenroth. Foto: Werner Vogel
Werner Vogel
 |  aktualisiert: 18.08.2022 01:10 Uhr

Als Auftakt für das Jubiläum "800 Jahre - Otto und Beatrix von Botenlauben zurück vom Hl. Land" im nächsten Jahr, hatte der Heimatverein Botenlauben zu einem Konzert am Grabmal der Klostergründer eingeladen, denn wo könnte an die Rückkehr des Grafenpaares stilvoller erinnert werden, als in Frauenroth, und wer könnte das Ereignis musikalisch eindrucksvoller gestalten als Deutschlands renommiertestes Ensemble für mittelalterliche Musik, die Capella Antiqua Bambergensis?

Die Erwartungen waren hoch, spielt die Capella doch sonst in bedeutenden gotischen Kirchen, gestaltet musikalische Rahmen bei den großen Landesausstellungen, wie demnächst wieder in Magdeburg. Die Aura der romanischen Kirche mit den bedeutenden Grabdenkmälern, aber auch die Erinnerung an die Anfangsjahre der Botenlauben Festspiele, als die Capella auf Burg Botenlauben erstmals mit alter Musik aufhorchen ließ, machte es möglich, dass die Besucher in der restlos gefüllten Kirche die Klangvielfalt des Mittelalters an einem authentischen Ort erleben und beseelt nach Hause gehen konnten.

Alte Instrumente

Was die Bamberger Musikerfamilie Spindler in ihrem feinen kleinen Schloss Wernsdorf an Instrumenten zusammengetragen oder in eigener Werkstatt nachgebaut hat, ist sehenswert, dass die Instrumente, virtuos gespielt in seltene Klangwelten entführen, durfte jetzt auch in Frauenroth erlebt werden. Dass Prof. Wolfgang Spindler sein Portativ noch immer erklingen oder das Trumscheit tönen lässt, weiß man bei den Fans Alter Musik. Auch, dass die Söhne Thomas - mit Hand- Schlag- und Röhrentrommeln aufgewachsen sind - Andreas, streicht die Schlüsselfidel ebenso virtuos, wie er Cornetto und Sackpfeife mit langem Atem bläst oder der arabischen Oud flirrende Rufe entlockt - ist bekannt.

Auch dessen Ehefrau Anke - Diplom-Musiklehrerin, Dozentin für Alte Musik - ist vom Fach, entlockt der keltischen Harfe türmende Glissandi. Musiziert wird mystisch mit Harfen, Psalter und Glockenspiel, rhythmisch mit Pommer, Platerspiel und Flöte. Zusammen wird alles zu sphärischem Gleichklang, ist getragen von der Leidenschaft für diese Musik, mit erkennbarer Spielfreude, nie routiniert, sondern ansteckend heiter gespielt, gelingt "Danse Realo" aus dem 13. Jahrhundert, verzückt "Lamma badda" aus Syrien, reißen die "Cantigas de Santa Maria" des weisen Sabio aus Galicien mit.

Gerne erweitert die Capella ihr Klangbild mit hochkarätigen Musikern wie David Mayoral aus Madrid, der mit verschiedenen Ensembles weltweit auftritt und als einer der besten Perkussionisten Europas gilt. Was er mit der arabischen Riq, der kleinen Rahmentrommel mit Schellen zaubert, macht atemloses Staunen, bevor dann der Beifall losbricht. Da werden die zehn Finger zu Virtuosen, wird die Trommel zum Musikinstrument, glaubt man Instrumente zu hören, die er gar nicht spielt. Mit der Santur lässt er kleine Holzlöffel auf die Saiten tanzen und lädt er die Zuhörer ein in maurische Paläste.

Auch die Sopranistin Jule Bauer ist ein Juwel für die Formation. Musikstudium, Gesangsausbildung und Lehrtätigkeit für "Alte Musik", Dozentin für Nyckelharpa, bringt sie mit, überzeugt dazu mit wandlungsfähiger Stimme und Charme, wenn sie "Magdalena" singt, gleichzeitig die Nyckelharpa dazu streicht und ihre Mimik den Inhalt des Liedes, die Bewunderung für Jesus ausdrückt.

Heitere Moderation

Altmeister Prof. Wolfgang Spindler , Leiter der Capella, ist einer der Gründerväter der in den 70er Jahren wiederentdeckten mittelalterlichen Musik. Er moderiert mit großer Sachkenntnis, aus reichem Erfahrungsschatz und doch humorvoll, ein wenig über den Dingen stehend, ohne Show und mit sympathischer Bescheidenheit. Er stellt Otto von Botenlauben in seine Zeit, stellt die Bezüge zum Kreuzzug, zu Rückkehr nach Franken launig vor, beschreibt König Löwenherz Gefangennahme und die Sehnsucht des Walther von der Vogelweide nach einem Lehen. Natürlich wird dem "Hausherrn" Otto von Botenlauben gebührender Platz eingeräumt. Dabei überzeugt nochmals Jule Bauer mit "Waere Christes Lon niht allzu suezze" des Botenlaubers, bevor sich die Capella mit dem "Dum Pater Familias" verabschiedet. Langanhaltender stehender Applaus, belohnt die Künstler für ein besonderes Konzert, bei dem die eindringlichen Klangwelten des Mittelalters am authentischen Ort neu entdeckt werden konnten.

 
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