
Nein, das neue Jahr 2020 ist nicht verhext. Auch wenn verschiedene Hexenthemen für das Brucknerorchester Coburg heuer der rote Leitfaden waren. Am Donnerstag gab es das Abschlusskonzert unter der Leitung des Württemberger Dirigenten Felix Mildenberger nach einer einwöchigen Probenphase zum Jahresauftakt. Im Großen Saal der Musikakademie faszinierten die Symphonie Fantastique von Hector Berlioz und Goethes vertonter Zauberlehrling von Paul Dukas die begeisterten Zuhörer. Musikalische Unterthemen wie Hexensabbat, Richtplatz und schwer beherrschbare Zauberkräfte reihten sich klangvoll aneinander.
Diese romantischen Kompositionen aus Frankreichs spätem 19. Jahrhundert boten ein weites Feld, die Dynamik dieses opulent besetzten Streicher-Orchesters auszukosten. Allein schon 15 mal erste Geige, zwölf mal zweite Geige, je zehn mal Bratsche und Cello sowie sechs mal Kontrabass prägten das Klangbild. Die insgesamt 90 Musiker glänzten mit ihrem Können, und der knapp 30 Jahre junge Dirigent Mildenberger hatte auch im zweiten Jahr seiner Funktion beim Brucknerorchester bis hin zu den allerletzten Feinheiten des Konzerts gefeilt. So war es ein Hochgenuss, diese Musik der hoch motivierten Laienspieler zu genießen. Anhaltender Applaus war die wohlverdiente Belohnung im vollen Saal.
Acht Stunden Proben pro Tag
Geprobt hatten die Musiker schon ab dem 27. Dezember. Acht Stunden Orchesterproben täglich genügten den musikbegeisterten Mitgliedern des seit zwei Jahrzehnten existierenden Brucknerorchesters Coburg anscheinend nicht. Nur einmal im Jahr treffen sie sich. "Wir hatten uns darüber hinaus noch zu etlichen Kammermusikgruppen getroffen", verrät die Konzertmeisterin Yaltah Worlitsch aus Hamburg der Hammelburger Zeitung. Denn die enorme Spielfreude war offensichtlich der Antrieb für die Musiker, aus ganz Deutschland anzureisen.
Auch Silvester habe man in der Musikakademie gefeiert. Gebührende Achtung galt dem Umbau der Musikakademie, vor allem dem großen Speiseraum im Bereich des ehemaligen Kloster-Kreuzganges. Mildenberger kann bestätigen: "Wir fühlen uns hier sehr wohl". Und den Musikern bescheinigt er "eine Wahnsinnsenergie".
Bassklarinettistin Johanna Mann ist seit Jahren die Organisatorin für das Brucknerorchester Coburg. "Die ersten Probenphase war 2002", erinnert sie sich. Nur weil der Gründer des Orchesters aus Coburg kam, wurde damals der Ortsname übernommen. Eigentlich könnten sie sich besser Hammelburger Brucknerorchester nennen, finden doch die jährlichen Veranstaltungen stets in der Saalestadt statt. "Es war immer eine tolle Zeit hier, nur ist es schade, dass wir im kommenden Jahr keinen Termin bei der Musikakademie bekommen", bedauert Mann. Das Brucknerorchester Coburg treffe sich dann in Ochsenhausen.