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Bad Kissingen
SPD Bad Kissingen: Kleiner Mitglieder-Boom durch GroKo-Votum
463 000 SPD-Mitglieder stimmen aktuell über die GroKo ab, 407 davon gehören dem Kreisverband Bad Kissingen an.
Seit 2017 ist Volkmar Prößdorf aus Bad Bocklet SPD-Mitglied. Beim Mitglieder-Votum stimmte er für die große Koalition. Foto: Ralf Ruppert       -  Seit 2017 ist Volkmar Prößdorf aus Bad Bocklet SPD-Mitglied. Beim Mitglieder-Votum stimmte er für die große Koalition. Foto: Ralf Ruppert
| Seit 2017 ist Volkmar Prößdorf aus Bad Bocklet SPD-Mitglied. Beim Mitglieder-Votum stimmte er für die große Koalition. Foto: Ralf Ruppert
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 19.08.2022 00:55 Uhr
Stefan Wolf hat "Nein" zur GroKo angekreuzt. Anfang Januar trat der 42-Jährige extra in die SPD ein, um mit abstimmen zu können. "Ich bin von Grund auf eher grün", gibt der Rannunger offen zu. Die Möglichkeit, dass alle SPD-Mitglieder über die künftige Bundesregierung mitentscheiden dürfen, finde er gut. Ob er auch nach dem GroKo-Votum in der Partei bleibt, lässt er offen.
"Mich hat gestört, dass es einen echten Wechsel verhindert", begründet er seine Ablehnung der GroKo. An der aktuellen Regierung störe ihn unter anderem die Industrie-Hörigkeit: "Wenn mit Arbeitsplatzverlust gedroht wird, springen alle." Im Koalitionsvertrag fehlten ihm zum Beispiel Impulse für die Verwendung so genannter Open Source Software in der öffentlichen Verwaltung, ein Schub für die Energiepolitik oder ein Diesel-Fahrverbot. "Ich habe selbst einen Diesel, ich denke da gar nicht an meinen eigenen Vorteil", sagt der zweifache Familienvater. Deshalb könne ihn auch das Versprechen auf mehr Kindergeld nicht umstimmen.
"Mir fehlt die Aufbruchstimmung", fasst Stefan Wolf seine Kritik zusammen. Er wünsche sich "eine Kraft, die nach links zieht, so wie die Grünen vor 20 Jahren". Sein Wunsch wäre deshalb eine schwarz-grüne Minderheitsregierung. "Das wäre für das ganze Land gut, weil dann mehr diskutiert werden würde." Und wenn das nur zwei Jahre halte, dann fände Stefan Wolf auch Neu-Wahlen in zwei Jahren in Ordnung.
Bereits im Juni 2017 ist Volkmar Prößdorf der SPD beigetreten. Konkreten Anlass gab es keinen: "Ich war schon immer politisch interessiert", erzählt er. Weder Schulz als Partei-Vorsitzender, noch spezielle Themen wie der Mindestlohn hätten ihn dazu bewogen. Am ehesten interessiert sich der 57-jährige Rentner für Themen wie Bildung und Rente. Da enthalte der neue Koalitionsvertrag einiges. Deshalb kreuzte er auch "Ja" an: "Es wäre ein großer Fehler, jetzt noch mehr Chaos reinzubringen", sagt der Wahl-Bad Bockleter, den es 2004 in die Marktgemeinde zog. Als neuen SPD-Parteivorsitzenden würde er sich Olaf Scholz wünschen.
"Ich habe Ja angekreuzt, aber den Brief noch nicht zur Post gebracht", sagt der Bad Kissinger SPD-Stadtrat Bernd Czelustek. Das heißt: Euphorisch ist er nicht, aber "aus Einsicht in die Notwendigkeit" stimme er zu. Seit 35 Jahren ist Czelustek in der SPD. Und er leidet: "Ich finde es ungerecht, dass immer die SPD in den Hintern kriegt für Dinge, die die Union zu verantworten hat."
Der 49-Jährige war selbst Juso, als Andrea Nahles gerade Juso-Vorsitzende war. Seine Begeisterung über die künftige SPD-Vorsitzende hält sich in Grenzen: "Ich tendiere eher zur Mitte", fasst er seine Haltung zusammen. Trotzdem müsse die SPD natürlich auch in der GroKo unterscheidbar bleiben. "Uns fehlen einfach die charismatischen Köpfe an der Spitze, die die Inhalte vertreten", fasst der Lehrer das Dilemma zusammen. Klar ist für ihn, dass er der SPD treu bleibt - "unabhängig davon, wie das Votum ausgeht".
Czelustek, Prößdorf und Wolf sind drei von 407 Mitgliedern im SPD-Kreisverband Bad Kissingen. Im Bundestagswahlkreis Bad Kissingen sind es insgesamt 1268. Im vergangenen Jahr traten im Wahlkreis 77 neu oder wieder in die SPD ein, davon 34 aus Landkreis. Einen kleinen Boom gab es heuer: 37 Neu- oder Wiedereintritte gab es im Wahlkreis von Sabine Dittmar, mehr als die Hälfte davon, nämlich 21 kamen aus dem Kreis Bad Kissingen. Ob es sich dabei mehrheitlich um GroKo-Gegner handelt wie Stefan Wolf, ist unklar: "Da sind auch einige Gewerkschafter dabei", berichtet Heike Meissner, die die Geschäftsstelle des SPD-Unterbezirks Rhön-Haßberge leitet. Sie habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass bei den Regionalkonferenzen sehr sachlich und ernsthaft diskutiert werde.
 
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