Das Lachen war schon vor der Türe zu hören. Im Stuhlkreis saßen die Damen und Herren und reichten sich Bälle mit den Füßen weiter. " Humor steht bei uns ganz oben", lacht Elisabeth Frenzel. Ja, gelacht wird viel in der Bischofsheimer Osteoporose-Gruppe, die sich seit mittlerweile fünf Jahren jeden Montagnachmittag, von 17 bis 18 Uhr, im Frankenheimer Sportheim trifft. Mit 15 Gruppenmitgliedern ging es 2017 los, heute sind es mehr als doppelt so viele. Trainiert und angeleitet werden die Männer und Frauen von Physiotherapeutin Katrin Metz. Vorsitzende der Bischofsheimer Selbsthilfegruppe ist Reinhilde Fedeler.
Coronazeit macht sich bemerkbar
Drei Männer kommen regelmäßig zum Funktionstraining. Einer von ihnen ist Edgar Zirkelbach aus Wegfurt. "Das Gemeinschaftsgefühl ist mir wichtig. Man ist nicht allein mit der Diagnose." Das regelmäßige Training ist für Zirkelbach sehr wichtig, um seine Beweglichkeit zu erhalten. Die erzwungenen Pausen während der Coronazeit haben sich sogleich bemerkbar gemacht. Das bestätigen auch andere Teilnehmer, dass Corona und die diversen Lockdowns ihnen zu schaffen machten. Denn zu Hause seien die Übungen nicht in der gleichen Form auszuführen wie in der Gruppe und unter fachlicher Anleitung.
Gerade die fachliche Anleitung durch Katrin Metz sei für die Teilnehmer sehr wichtig. "Es ist wichtig, von eine Fachfrau angeleitet zu werden. Reinhilde Fedeler freut sich, dass die Bemühungen um eine Osteoporose-Selbsthilfegruppe auf so fruchtbaren Boden gefallen sind und sie sich so großer Resonanz erfreut.
Zwei wichtige Voraussetzungen
Sie nahm im Juli vor fünf Jahren an einer Informationsveranstaltung des bayerischen Landeshilfeverbandes für Osteoporose teil. Die Landesvorsitzende Barbara Ettinger regte die Gründung einer Selbsthilfegruppe in der Region an. Nachdem sich niemand bereiterklären wollte, solch eine Gruppe zu leiten, übernahm Fedeler gemeinsam mit Sieglinde Horbelt die Verantwortung. "Es wäre sehr schade gewesen, wenn die Gründung dieser Selbsthilfegruppe daran gescheitert wäre, zumal ja schon zwei wichtige Voraussetzungen gegeben waren." Katrin Metz stand als Physiotherapeutin bereit, und der SV Frankenheim stellte seine Räume zur Verfügung. "Fünf Jahre scheinen keine lange Zeit zu sein, wenn man jung ist, für uns Ältere sieht es schon anders aus", betont Fedeler die Notwendigkeit, nicht erst nach der Diagnose Osteoporose tätig zu werden, sondern sich frühzeitig über mögliche Prophylaxe zu erkundigen und aktiv zu leben.
Vielfältiges Funktionstraining
Katrin Metz fasst es in ihrem Leitsatz zusammen: "Turne bis zur Urne." Sport und Bewegung, angepasst an körperliche Möglichkeiten sei bis ins hohe Alter hinein machbar. Gisela Vorndran, ebenfalls Teilnehmerin der Gruppe, kann das nur bestätigen. "Es ist wichtig für die Stabilität und das Gleichgewicht." Gerade auch nach Knochenbrüchen, was bei Osteoporose vorkommen kann, sei es wichtig zu trainieren, um weitere Stürze und damit einhergehende Beeinträchtigungen zu vermeiden. Katrin Metz, die eine Zusatzausbildung für Funktionstraining für Osteoporose-Erkrankte absolviert hat, packt das Funktionstraining gleich von mehreren Seiten an. "Es geht um die Kräftigung der Muskulatur, Beine, Arme und Rumpf zur Stabilisierung der Knochen. Wir machen aber auch Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichtes und Förderung der Koordination und Ausdauer. Wichtig ist eine gute Sturzprophylaxe."
Weiteres Fortschreiten aufhalten
Von 55 bis 85 Jahren reicht das Spektrum der Teilnehmerinnen und Teilnehmer; Heike Steinbrecher ist eine der jüngeren. Für sie ist es wichtig, in der Gruppe kompetente und erfahrene Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zu finden. "Ich habe wieder mehr Vertrauen in mich selbst bekommen. Ich weiß, was ich machen darf und wo ich aufpassen muss." Die Krankheit sei nicht heilbar, aber das weitere Fortschreiten möchte Steinbrecher so lange wie möglich aufhalten, dafür sei ihr der ganzheitliche Blick sehr wichtig.
Dass es auch der Seele mit der Erkrankung gut gehe, dafür sorge die Herzlichkeit und der Humor der Gruppe, die auch mal auffange, wenn jemand einen Durchhänger habe.
Informationen zur Osteoporose
Osteoporose ist eine Knochenkrankheit, bei der die Knochensubstanz porös wird, die Knochenfestigkeit lässt nach, wodurch ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche entsteht. Es ist eine chronische Erkrankung und gilt als zehnthäufigste Erkrankung weltweit. Zu Beginn ist Osteoporose schmerzfrei. Es gibt meist auch keine Beschwerden, bis es zur Unsicherheit und Stürzen kommt. In Deutschland sind circa acht Millionen Menschen betroffen, 20 Prozent Männer und 80 Prozent Frauen. Begünstigende Faktoren: Neben einer gewissen genetischen Veranlagung, Geschlecht, Alter, falsche Ernährung, Bewegungsmangel, Nikotin und Alkohol, tritt Osteoporose bei Frauen oft nach der Menopause auf.
Prophylaxe: Empfohlen wird viel Bewegung an frischer Luft und eine gesunde Ernährung mit kalziumreichen Lebensmitteln und Mineralwasser, wenig Wurst und Fleisch. Bezüglich der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder eine Hormonersatztherapie nach der Menopause ist ärztliche Rücksprache ratsam. Die Teilnahme an einem Funktionstraining wird empfohlen und das tägliche Üben der erlernten Übungen.
Kontakt: Reinhilde Fedeler, Tel. 09772/301, E-Mail: fedeler@mail.de. Weiterführende Informationen gibt es auf der Homepage des Bundesselbsthilfeverbands für Osteoporose .