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Bad Kissingen
Spannende Geschichten: Zeitzeugenabend am Gymnasium
Schüler des Projektseminars Geschichte am Jack-Steinberger-Gymnasium luden Zeitzeugen in die Schule ein.
Zeitzeugen kamen im Rahmen eines Projektes am Jack-Steinberger-Gymnasium zu Wort.  Foto: Maren Schmitt       -  Zeitzeugen kamen im Rahmen eines Projektes am Jack-Steinberger-Gymnasium zu Wort.  Foto: Maren Schmitt
| Zeitzeugen kamen im Rahmen eines Projektes am Jack-Steinberger-Gymnasium zu Wort. Foto: Maren Schmitt
Redaktion
 |  aktualisiert: 17.08.2022 23:15 Uhr

Mit großem Aufwand wurde der 30. Jahrestag des Mauerfalls in Berlin gefeiert. Auch den Schülerinnen und Schülern des Projektseminars Geschichte am Jack-Steinberger-Gymnasium erschien dies als ein guter Zeitpunkt um sich zu erinnern. Im Rahmen ihres Projekt-Seminares "Oral History" planten sie daher einen Zeitzeugenabend rund um den Mauerfall und das Leben in der ehemaligen DDR .

Die Vorarbeiten zu dieser Veranstaltung haben bereits im Februar begonnen, als sich die jungen Leute per Zeitung und Internet auf die Suche nach Menschen machten, die bereit waren, ihre Erlebnisse öffentlich zu teilen. Die Reaktionen übertrafen alle Erwartungen. Dutzende von Anrufen und Mails hielten nicht nur Martina Manger im Sekretariat auf Trab, sondern auch die Teilnehmer des Seminars, die sich bemühten, möglichst alle Zuschriften zu beantworten.

Nach der Kontaktaufnahme gab es erste Treffen. Im Unterricht berichteten die Jugendlichen über die Gespräche, die sie sehr fasziniert und berührt hatten, und erarbeiteten ein Veranstaltungskonzept. Die Auswahl eines einzelnen Zeitzeugen fiel sehr schwer, so dass die Jugendlichen sich entschlossen, bei der Veranstaltung mehrere Personen gleichzeitig in verschiedenen Räumen berichten zu lassen. Nebenbei mussten die Schüler der 12. Jahrgangsstufe sich auch um die Werbung, Absprachen mit der Schulleitung und den Hausmeistern sowie um die Verpflegung in der Pause kümmern.

Dann war es soweit. Aufgeregt erwarteten die Schülerinnen und Schüler zusammen mit ihrer Lehrerin Maren Schmitt und ihren Zeitzeugen die Gäste.

In der gut besuchten Eingangshalle des Gymnasiums begrüßte eine Schülerin die Besucher und bedankte sich bei den Zeitzeugen für ihr Kommen und ihre Bereitschaft, ihre Geschichten und Erlebnisse mit einem Publikum zu teilen. Sie lud die Gäste dazu ein, sich in der Pause auch die Ausstellung "Von der friedlichen Revolution zur deutschen Einheit" der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur anzuschauen, die das Seminar extra zu diesem Anlass bestellt und aufgestellt hatte. Auf 20 Plakaten sind hier die wichtigsten Stationen von der Vorgeschichte des Mauerfalls bis zur Wiedervereinigung dargestellt. Mit Hilfe von QR-Codes kann sich der Betrachter Berichte von Zeitzeugen auf dem Smartphone ansehen und so ein sehr persönliches Bild der Ereignisse bekommen.

Nach einem kurzen Grußwort des Schulleiters Markus Arneth teilten sich die Besucher schließlich in drei Klassenzimmer auf, in denen jeweils verschiedene Zeitzeugen von ihren Erlebnissen berichteten. Sehr unterschiedlich waren die Geschichten der Menschen, die alle einen Teil ihres Lebens in der DDR verbracht hatten. Da war Gustav Albrecht Ortel, der sich noch sehr gut an die Ereignisse des 17. Juni 1953 erinnern kann und der seinem Publikum sehr anschaulich vom Schulalltag in seiner Jugend berichtete, als Handgranatenweitwurf Teil des Sportunterrichtes war. Mit der äußerst lebendigen Erzählung über seine riskante Flucht aus der DDR zog Andreas Traber die Zuhörer in seinen Bann. Viele seiner Anekdoten, wie zum Beispiel die Idee der jungen "Republikflüchtlinge" sich mit Schweinemist einzureiben, um von den Hunden der Patrouillen nicht erwischt zu werden, zogen die Lacher des Publikums auf sich. Damals, so fügte Traber ernst hinzu, sei das überhaupt nicht lustig gewesen, denn er sei sich stets der Lebensgefahr bewusst gewesen.

Viele Geschichten aus dem Alltag und ihrer Schulzeit in der DDR wussten Regina Steidle und Jutta Trube zu erzählen, die sich sehr gut ergänzten. Gemeinsam machten sie deutlich, dass die Leute damals auch mit ganz "normalen" Alltagsdingen beschäftigt waren und genauso ihren Spaß hatten wie in jedem anderen Land.

Sehr bedrückt hingegen war die Stimmung im Raum, als Birgit Heid nach der Pause von ihren Erlebnissen im Gefängnis berichtete. Beim Versuch, aus der DDR zu fliehen, war sie weniger erfolgreich gewesen und war als gerade 20-Jährige zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Am Ende des Abends zeigten sich die Zuhörer tief beeindruckt und sehr zufrieden damit, Teil dieses Projektes gewesen zu sein. Und auch das P-Seminar war sich einig, dass die Veranstaltung ein großer Erfolg gewesen ist.

Das P-Seminar bedankte sich für alle Zuschriften und Anrufe und entschuldigt sich, dass es nicht immer gelungen ist, auf alle zu antworten. Die Ausstellung rund um die Ereignisse der Jahre 1989/90 ist noch bis zum 26. November in der Aula des JSG aufgestellt und kann zu den Unterrichtszeiten kostenlos besucht werden.

 
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