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Zeitlofs
Spähtrupp auf dem Wasser
Reservisten und US-Soldaten übten im Landkreis Bad Kissingen und Main-Spessart. Warum das Basislager in Zeitlofs war und was Blue Guns sind.
Mit dem Schlauchboot ging es für die Teilnehmer der Übung über die Saale.       -  Mit dem Schlauchboot ging es für die Teilnehmer der Übung über die Saale.
Foto: Rolf Pauthner | Mit dem Schlauchboot ging es für die Teilnehmer der Übung über die Saale.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 16.08.2022 15:55 Uhr

Möglichst einsatznah trainieren - das war eines der Ziele der Übung der Reservistenkameradschaft Hosenfeld in der Kreisgruppe Osthessen. 25 Teilnehmer, darunter vier aktive US-Soldaten aus Wiesbaden, nahmen an der Übung "Südsprung" in Zeitlofs teil. Es war das erste Mal, dass Zeitlofs für eine solche Realitätsnahe Übung als Standort ausgewählt wurde. Björn Wawerzinek ( Stabsunteroffizier der Reserve) und Rolf Pauthner (Oberleutnant der Reserve (Ausbildung) stammen beide aus Zeitlofs , leben heute aber im Kreis Fulda. Ihren engen Kontakten zum Zeitlofser Sportverein und Bürgermeister Matthias Hauke war es zu verdanken, dass sie unkompliziert und gastfreundlich in Zeitlofs aufgenommen wurden.

Die Reservisten kamen aus Niedersachsen, Bayern, Nordrhein-Westfalen und im Schwerpunkt aus Hessen, in erster Linie aus dem Kreis Fulda. "Drei Tage lagen wir im Biwak im Feldlager in Zelten in Zeitlofs ", berichtete Rolf Pauthner, der im Zivilberuf als Oberstudienrat für Geschichte, Deutsch und Politik an einer Fuldaer Schule ist. Strom, Wasser , Sanitäranlage, Terrasse und Zeltwiese stellte der Sportverein zu Verfügung.

Anlanden und sichern

Zur militärischen Ausbildung "Überqueren von Gewässern und Einschnitten" ging es nach Gräfendorf, von wo es in drei Booten auf der Saale über Wolfsmünster und Schonderfeld bis zum Aufstiegsplatz an der Saalemündung in den Main in Gemünden ging. Auf dem Weg dorthin hat die Gruppe mehrere Ausbildungsinhalte in Stationen durchlaufen, darunter Erkunden und Anlage von Übergangsstellen, Anlanden und Sichern, Antriebsarten im Schlauchboot auf dem Wasser sowie Spähtrupp auf dem Wasser und militärische Symbole und Taktik.

Geübt hat die Gruppe zudem mit sogenannten "Blue Guns", dies sind originalgetreue Nachbauten der Standardhandwaffe der Bundeswehr , dem G36, allerdings vollständig aus Kunststoff, damit nicht funktionsfähig, und in blau. So konnte einsatznah ausgebildet und trainiert werden.

Die hinsichtlich ihrer lokalen, beruflichen und militärischen Herkunft - von Panzergrenadieren über Artilleristen, Sanitäter, Aufklärern und Jägern bis hin zu Cyberspezialisten - heterogene Truppe (vom Unteroffiziere bis hin zu Stabsoffizieren, darunter ein Oberst, vom Student über den Koch, den Techniker, Rechtsanwalt bis hin zum Hochschuldozenten sowie zu Lehrern) erlebte ein vielseitiges, anspruchsvolles, kräftezehrendes und herausforderndes Ausbildungswochenende im Sinn- und Saaletal, aber auch ein geselliges und vor allem kameradschaftliches Miteinander.

Rolf Pauthner berichtete von zahlreichen Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung. "Wir konnten uns austauschen und haben dabei durchweg sehr aufgeschlossene, interessierte und positiv gestimmte Reaktionen erhalten. Die angespannte internationale Lage und die aktuelle öffentliche Diskussion über die Rolle und um die Ausstattung unserer Bundeswehr sowie den Beitrag der Reservisten zur Auftragserfüllung im Falle der Landes- und Bündnisverteidigung haben inzwischen zu einer anderen Wahrnehmung der Bundeswehr im Bewusstsein der Bevölkerung geführt."

Positive Stimmung

Die einheimische Bevölkerung sei dabei dem Engagement der " Staatsbürger in Uniform" sehr positiv gewogen. "Besonders, weil wir als Reservisten allesamt unsere Freizeit für solche Ausbildungsvorhaben widmen, sonst aber zivilen Berufen nachgehen. Dort ein aufmunternder Zuspruch von Kanuten auf dem Wasser , dort die Daumen hoch von Campern auf dem Campingplatz in Gemünden oder die Einladung zum erneuten Besuch im kommenden Jahr von Sportverein und Bürgermeister in Zeitlofs - als Reservisten mit Wurzeln in der Region sind wir auf enormes Wohlwollen und Herzlichkeit gestoßen."

"Wir unterstützen das wichtige Engagement unserer Reservisten gerne aktiv und stellen das, was wir anbieten können - Zeltplatz, Strom, Wasser und Duschmöglichkeiten - immer wieder gerne zur Verfügung. Denn wie wichtig die freiwillige Arbeit von diesen Männern und Frauen ist, haben wir alle durch die Entwicklung der Lage in Europa erleben müssen", betonte Erwin Baum, vom Vorstand des SV Zeitlofs-Rupboden.

Erinnerungen an früher

"Viele der jüngeren Bürger unserer Gemeinde, darunter auch ich selbst, kennen die Zeiten gar nicht mehr aus persönlicher Erfahrung, als Bundeswehr und Amerikaner noch fast täglich über die Schiene nach Wildflecken verlegt haben und hier in unserer Heimat große Manöver gefahren sind. Mein Vater hat mir immer fasziniert davon erzählt, aber jetzt selbst zu erleben, dass Angehörige der Reserve der Bundeswehr und Soldaten der Nato in Zeitlofs zu Ausbildungszwecken zusammenkommen, hat schon etwas Aufregendes .... Für uns als Gemeinde steht fest, dass wir dies unterstützen - zumal, wenn gebürtige Zeitloser darunter sind", sagt Bürgermeister Matthias Hauke.

Pauthner pflichtet ihm bei: "Ältere wie ich erinnern sich noch lebhaft daran, als bis zum Ende des Kalten Krieges Ende der 1980er Jahre täglich die Hubschrauber und Düsenjäger über unsere Ortschaften geflogen sind und alljährlich im Herbst die großen Reforger-Großmanöver vor allem im Fulda-Gap stattfanden, als Zehntausende Soldaten der Nato in der Region übten. ....Wenn wir nun also den Menschen hier auf derart willkommene und nahbare Weise zeigen können, wofür wir als Reservisten der Bundeswehr stehen, nämlich vor allem für die Verteidigung unserer aller Freiheit, Sicherheit und Demokratie in Deutschland und Europa, freut uns das alle sehr.."

"Wir haben als Reservisten aus dem Kreis Fulda die Gastfreundschaft und herzliche Aufnahme in Zeitlofs sehr genossen und wissen dies zu schätzen", sagt Björn Wawerzinek.

 
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