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LKR Bad Kissingen
Sorgen auf den Rhöner Hütten
Viele Gäste zieht es zum Rodeln oder Wandern ins Gebirge. Aber: Einkehren ist nicht immer und überall möglich. Ein beliebtes Ausflugsziel hat bereits geschlossen. Mit diesen Problemen hadern die Rhöner Wirte.
Nicht nur Personalsorgen treiben derzeit Rhöner Hüttenwirte um.       -  Nicht nur Personalsorgen treiben derzeit Rhöner Hüttenwirte um.
Foto: Archiv: Wolfgang Dünnebier | Nicht nur Personalsorgen treiben derzeit Rhöner Hüttenwirte um.
Johannes Schlereth
 |  aktualisiert: 16.08.2022 21:45 Uhr

Die Schließung des Kloster Kreuzbergs hat Aufhorchen lassen. Bis Ende Februar hat das beliebte Ausflugsziel geschlossen. Bei anderen Touristenattraktionen in der Region ist die Lage noch nicht so dramatisch. Aber: Viele Betreiber haben Sorgen .

Oberbacher Hütte: Pandemie und Personal sorgen für Kopfzerbrechen

"Wir können die nötigen Auflagen nicht einhalten und es fehlt uns an Personal", sagt Roland Heublein, von der Oberbacher Sektion des Rhönklubs , die die Oberbacher Hütte betreut. Normalerweise hat das Wanderheim am Gebirgsstein in den Schwarzen Bergen an den Sonntagen von Januar bis März ab 13 Uhr geöffnet. Heuer ist das nicht möglich. "Wir hatten im vergangenen Jahr eigentlich noch damit geplant", sagt er. "Aber die Pandemielage ist ja zunehmend schlechter geworden."

Weiter südwestlich gestaltet sich die Situation bei Bernhard Oßner am Berghaus Rhön entspannter. Er kann den Betrieb im Moment noch problemlos aufrecht erhalten. Die Öffnungstage sind die für den Februar üblichen, also mittwochs bis sonntags, jeweils 10 bis 22 Uhr. Montags und dienstags bleibt das Berghaus geschlossen. Dennoch sagt der Betreiber: "Wir suchen immer Personal." Konkret geht es um Mitarbeiter im Service und an der Essensausgabe. Oßner sorgt sich, dass er ab dem Sommerhalbjahr seinen Betrieb mangels Personals nicht mehr stemmen kann. Derzeit müssten 140 Plätze im Innenbereich bedient werden; wenn es draußen wärmer wird, kommen 500 auf dem Freisitz hinzu.

Berghaus Rhön: Toiletten als Ärgernis

Im Januar blieb das Berghaus Rhön für eine Woche geschlossen und Oßner kündigt eine weitere Woche irgendwann zwischen den Faschingsferien und dem Beginn der Sommersaison an. Grund sei aber nicht Personalmangel, sondern der Wunsch nach Urlaub. Ansonsten sollen die Öffnungszeiten - vorausgesetzt, die Corona-Lage ändert sich nicht dramatisch - vorerst so bleiben. Eine wochenlange Schließung wie am Kreuzberg stehe nicht im Raum.

Ein unerfreuliches Thema stellt für ihn das der öffentlichen Toiletten dar. Die sanitären Anlagen drinnen bleiben eigentlich den Gästen des Berghauses vorbehalten. Wer hineinwill, muss mindestens seinen 2G-Status nachweisen.

Corona und die Sache mit den Toiletten

Und da liegt das Problem: Denn Oßner und sein Team dürfen keine Ungeimpften einlassen. Der Gastronom will das auch nicht, um nicht Corona einzuschleppen. Ein Schild am Eingang weist explizit darauf hin.

Am Januar-Wochenende, als das Berghaus geschlossen hatte, erfreute sich das Würzburger Haus starken Besuchs. Wanderer standen an, um in den Innenraum zu gelangen. An den hölzernen Tischen im Außenbereich hatten viele Menschen Platz genommen. Dass das - vor allem unter der Woche - nicht immer so ist, muss Pächter Frank Reuter derzeit wieder erfahren. Zwar liege auch am Würzburger Haus Schnee. Das allein nutze nichts. Oft sei die Hütte in Nebel und Nieselregen gehüllt. Es fehle die Sonne. Ohne die seien zu wenige potenzielle Gäste unterwegs.

Kommunen in der Pflicht

Deswegen verzichtet Reuter momentan auf den Montag als Öffnungstag; dienstags und mittwochs sei eh geschlossen. Bis März gelten folgende Öffnungszeiten: donnerstags 11 bis 18 Uhr, freitags 11 bis 20 Uhr, samstags 11 bis 20 Uhr und sonntags 10 bis 18 Uhr. Sollte es Richtung Sommersaison gehen, will der Pächter den Montag wieder "aktivieren". "Personell kommen wir momentan zurecht", ergänzt er. Aber grundsätzlich suche er Köche und Servicekräfte. "Einige sind wegen der Corona-Situation abgesprungen. Andere Branchen suchen ja auch Leute."

Rhön GmbH: Touristiker bieten Hilfe an

Toiletten fehlen seiner Meinung nach nicht am Würzburger Haus. Die Gästezahl sei überschaubar. Und: Im Außenbereich finden sich Toiletten . Aber: Auch dort verweist der Wirt auf die geltenden Regeln in Pandemiezeiten. Eine längere Schließung hat er erst für den kommenden November angedacht. Viele der Hütten sind privat betrieben. Alexander Martin von der Rhön GmbH sagt: " Ein winterlicher Andrang an Besuchern stellt zudem nicht zwangsläufig eine lukrative wirtschaftliche Situation dar." Die Pandemie und der Personalmangel tragen dazu ihren Teil bei - deutschlandweit. "Wir agieren in dieser Situation mittels monatlicher Netzwerktreffen mit den Gastronomen und Vereinen und stehen ihnen unterstützend zur Seite."

Die Toilettenproblematik obliegt den Kommunen, die öffentliche Toiletten zur Verfügung stellen können. "Die Rhön GmbH steht auch an dieser Stelle mit den Kommunen in Kontakt, um die Problematik zu lösen." Nathalie Bachmann, Pressesprecherin des Landratsamtes Bad Kissingen, teilt mit, dass mancherorts aus Sorge vor Vandalismus auf öffentliche Toiletten verzichtet wurde. "Dasselbe gilt für mobile Toiletten wie "Dixis", die zudem gepflegt und gereinigt werden müssten." Im Wald muss jedoch niemand seine Notdurft verrichten. "Sollte jemand eine dringende Notdurft zu verrichten haben, liegt es im Ermessen des jeweiligen Gastwirtes , dieser Person Zugang zu den Toiletten zu gewähren." Ein Bußgeld ziehe das nicht nach sich.

Wirte hoffen auf andere Witterung

Alexander Hartan Pächter des Neustädter Hauses - macht sich dagegen eher Gedanken ums Wetter. Er hofft auf mehr Schnee. Dann wäre, seiner Ansicht nach, der Zuspruch von Wanderern und Skilangläufern auch unter der Woche etwas besser. Mit dem vergangenen Wochenende war Hartan, der das Rhönklub-Haus am Südhang des Kreuzbergs seit gut fünf Jahren mit seiner Frau Maria betreibt, ganz zufrieden. Außer am Montag empfängt er Gäste täglich zwischen 12 und 16 Uhr. Falls sich die Wetterbedingungen verbessern, würde er die Öffnungszeiten aber durchaus auch verlängern. Keine Probleme gibt es laut dem Wirt mit der Anfahrt, zu dem zwischen Sandberg und Bischofsheim oben am Käuling gelegenen Wander- und Ausflugsziel. Die Zusammenarbeiter mit der Straßenmeisterei, die für das Räumen der Zufahrt zuständig ist, funktioniere hervorragend.

Kloster geschlossen

Der wohl prominenteste gastronomische Betrieb in der Bayerischen Rhön ist die Klosterschänke auf dem Kreuzberg . Hier haben die Verantwortlichen Konsequenzen aus der aktuellen Corona-Lage gezogen. Die Zapfhähne, aus denen sonst das Klosterbier fließt, blieben derzeit zu. Die Klosterwirtschaft ist bis einschließlich 24. Februar geschlossen. Mit mangelnder Wirtschaftlichkeit begründete der Geschäftsführer der Klostergastronomie, Christian Weghofer den drastischen Schritt. Infolge der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Auflagen kämen einfach zu wenige Gäste auf den Heiligen Berg der Franken. Die fehlende Nachfrage würde es nicht mehr rechtfertigen, den personalintensiven Betrieb aufrechtzuerhalten. Von Freitag bis Sonntag ist derzeit lediglich das neben der Klosterkirche gelegene Gasthaus Elisäus von 11 bis 17.30 Uhr geöffnet.

"Wir können uns überhaupt nicht beklagen", lautet die Bilanz von Jürgen Schmidt über den bisherigen Verlauf der Wintersaison. In der von ihm betriebenen Thüringer Hütte hat er kaum etwas von Corona bemerkt. Der Betrieb sei mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, bei großem Andrang auch bis 18 Uhr geöffnet und laufe derzeit zweigleisig. Sowohl im Lokal wie auch am Kiosk im Außenbereich sei die Nachfrage groß. Das führt der Gastronom gleich auf mehrere Faktoren zurück. Da sind zum einen gute Anbindung an Winterwanderwege und Loipen und die Rodelbahn, zum andern die gute Erreichbarkeit der auf 720 Metern Höhe gelegenen Hütte, dank von der "fixen Truppe" des Bauhofs Nordheim gut geräumten Straße. Was sich, laut Schmidt, zusätzlich recht positiv auswirke, sei die aktuelle Schließung der Klostergastronomie auf dem Kreuzberg. Manche seiner Gäste würden oben auf dem Kreuzberg den Gottesdienst besuchen und kämen im Anschluss zum Essen in die Thüringer Hütte.

Fluchen am Gangolfsberg

Anders gestaltet sich die Lage am Schweinfurter Haus . "Bei mir läuft nichts, außer der Nase", schimpft Franz Josef Dresch. Den Weg zum Schweinfurter Haus, das er seit einem guten Jahr betreibt, finden derzeit nicht sehr viele Gäste. In diesen Tagen sei das Wetter einfach zu schlecht und es liege zu wenig Schnee, dazu kämen noch die wegen Corona ausbleibenden Gäste. Eigentlich rentiere es sich kaum noch das Wanderheim des Rhönklubs Schweinfurt am Gangolfsberg aufzuhalten. Was ihm bleibt, ist die Hoffnung auf bessere Wetterbedingungen in den kommenden Wochen. "Wenn die Schneelage gut ist, ist auch die Bude voll."

Einkehrmöglichkeiten

Kissinger Hütte: Mittwoch und Donnerstag 11 bis 17 Uhr, Freitag und Samstag bis 20, Sonntag 11 bis 17 Uhr.

Jagdschloss Holzberghof: Freitag bis Sonntag geöffnet. Infos: (09772) 12 07.

Kiosk am Basaltsee: Über die Wintermonate geschlossen.

Haus am Roten Moor: Mittwoch bis Sonntag 11 bis 17 Uhr.

Wanderheim Rother Kuppe: Samstag und Sonntag 11.30 bis 16.30 Uhr.

Sennhütte: Dienstag bis Donnerstag 12 bis 16.30 Uhr, Freitag und Samstag 12 bis 21.30 Uhr, Sonntag 12 bis 21 Uhr.

Fuldaer Haus: Dienstag bis Samstag: 10.30 bis 23 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr.

Enzianhütte Rhön: Mittwoch bis Sonntag 11.30 bis 22 Uhr.

Gemündner Hütte: Die Betreiber der Gemündner Hütte verweisen im Internet auf ihrer Homepage auf die derzeitigen, unregelmäßigen Öffnungszeiten der Touristenattraktion. Am kommenden Sonntag, 6. Februar ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Freitags und samstags ist der Gastronomiebetrieb ganzjährig wegen der Hüttenvermietung geschlossen - es sei denn am Kreuzberg findet an den Liften Skibetrieb statt.top/josch

Ein Artikel von Johannes Schlereth, Steffen Standke und Thomas Pfeuffer

 
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