„Sie wird immer selbstbewusster. Und das ist für ihre Entwicklung sehr förderlich.“ Das sagt der stolze Vater über die Tochter. Und das ist auch kein Wunder, weil Sophie Schaub eine der erfolgreichsten Sportlerinnen im Landkreis ist. Die seit Dezember gerade mal 16-Jährige hat in ihrem noch jungen Sportlerleben erstaunliche Erfolge vorzuweisen.
Anfang März gewann die Haarderin mit der Futsal-Nationalmannschaft im türkischen Erzurum die Bronzemedaille bei den Winter-Deaflympics, den alle vier Jahre stattfindenden Olympischen Spielen für Gehörlose. Im Spiel um Platz 3 gelang ein spektakulärer 4:3-Erfolg gegen Großbritannien mit dem Siegtreffer 40 Sekunden vor Spielende.
Im November 2023 war die Torhüterin die jüngste Spielerin bei der Futsal-Weltmeisterschaft der Gehörlosen in Brasilien, bei der das deutsche Team mit Spielerinnen aus dem gesamten Bundesgebiet den vierten Platz belegte nach einer 0:1-Niederlage im letzten Spiel gegen Europameister England.
"Brasilien war ein unglaubliches Erlebnis"
„Für Sophie war es der erste Flug, und das gleich über den Atlantik. Sie fand Brasilien total schön. Es war ein unglaubliches Erlebnis. Sie war ganz nervös, als sie dort in Gebärdensprache interviewt wurde nach dem Spiel gegen Brasilien als die Stammtorhüterin verletzungsbedingt ausgewechselt wurde und Sophie die letzten zwei Minuten spielen durfte“, sagt Timo Schaub, der seine Tochter in die Türkei und auch nach Südamerika begleitet hatte.
„Ich habe in Brasilien kurzfristig sogar das Trainerteam im Medienbereich mit Kameraaufnahmen unterstützt und habe auch Bilder gemacht, weil der Fotograf krankheitsbedingt abgesagt hat.“ Beim 7:1-Kantersieg im Gruppenspiel gegen Argentinien stand die Haarderin sogar die komplette Spielzeit zwischen den Pfosten.
Ihr sportliches Talent wurde früh erkannt und gefördert. Es begann mit Fußball und Handball in Nüdlingen. „Beim Handball hat man ihr Talent als Torhüterin entdeckt. Sie wollte aber am Anfang lieber Tore werfen, musste aber gegen starke Gegner ins Tor. Auch beim Fußball war sie am Anfang als Stürmerin unterwegs“, sagt Timo Schaub.
Der fixe Wechsel ins Fußballtor folgte bei einer Deutschen Kleinfeldmeisterschaft in München mit dem Gehörlosensportverein (GSV) Würzburg.
„Da ärgerte sie sich über die Keeperin und sagte dann zum Trainer, dass sie ins Tor möchte. Prompt wurde Sophie aufgrund spektakulärer Paraden zur besten Torhüterin der Meisterschaft gewählt und durfte dann beim TSV Nüdlingen auch bei den U13 Jungs mitspielen.“
Timo Schaub war selbst aktiver Fußballer bei der SpVgg Haard und beim GSV Würzburg. „Ich hatte mal einen Einsatz in der Bayernauswahl der Gehörlosen gegen die NRW-Auswahl. Aufgrund einer beruflicher Weiterbildung habe ich mit 24 Jahren aber aufgehört.“ Sportlich sind auch die Geschwister von Sophie, die Fußball und Leichtathletik betreiben.
Schul-Wechsel nach München und Spiele für Freiburg
Bis März 2023 besuchte Sophie Schaub das Jack-Steinberger-Gymnasium in Bad Kissingen, um dann auf die Samuel Heinicke Realschule in München zu wechseln. Schule und Sport bestimmen den Alltag an der Isar. Weil es in der Landeshauptstadt aktuell keinen passenden Verein gibt, spielt Sophie Schaub Fußball und Futsal für den GSV Freiburg und in der U17 des SV Untermenzing, mit zwei bis drei Trainingseinheiten in der Woche.
„Die Spielerinnen vom SV Untermenzing haben sogar beim letzten Lehrgang den Gebärdensprachen-Unterricht begeistert mitgemacht. Es soll die Kommunikation untereinander im Spiel verbessern“, sagt Timo Schaub. Zusätzlich ist die Haarderin Co-Trainerin bei der neu gegründeten Mädchenmannschaft des GSV Würzburg und nimmt an Lehrgängen der Nationalmannschaft teil.
Ihre Reaktionsfähigkeit und die Strafraumbeherrschung sind die prägnantesten Eigenschaften der jungen Torhüterin , die mit den U15-Jungs des GSV Würzburg die Bayerische Futsal-Meisterschaft gewann, diverse Auszeichnungen als beste Torhüterin einheimste und im vergangenen Jahr - dank einer Ausnahmeregelung - mit den Frauen des GSV Freiburg Deutsche Meisterin auf dem Kleinfeld wurde.
„Dadurch wurde man im Verband auf Sophie aufmerksam und hat sie zu einem Nationalmannschafts-Lehrgang eingeladen. Mittlerweile hat sie das Vertrauen der Trainer zurückzahlen können“, freut sich der Vater.
Das Ziel: Die Nummer Eins in der Nationalmannschaft
Ihr Karriere-Ziel hat die 16-Jährige fest vor Augen, die aktuell auf vier Länderspiel-Einsätze kommt. „Sophie will irgendwann im Gehörlosensport die Nummer Eins im Tor der Nationalmannschaft sein. Ihre derzeitige Konkurrentin ist aber auch erst 22 Jahre alt und die beste Torhüterin der Welt“, sagt Timo Schaub.
„Und sie wollte schon immer zum FC Bayern München . Daher war sie mächtig stolz, als sie im Januar bei einem Futsal-Turnier in Kaufbeuren auf den FC Bayern München traf und der Trainer sie sehr gelobt hat für ihre Leistung.“
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