
Einen zweiteiligen Konzertabend mit „Liedern für des Knaben Wunderhorn“ und Gustav Mahlers 4. Sinfonie erlebten die knapp 250 Gäste im Max-Littmann-Saal, der jedoch am Ende für seine musikalische Einheit mit begeistertem Beifall bedacht wurde. Verantwortlich hierfür waren Klaus Simon , der als gestenreicher Dirigent die Staatsbad Philharmonie Bad Kissingen zu Höchstleistungen anspornte, und Katharina Ruckgaber, die mit ihrer talentierten Sopranstimme Volkslieder aus den 19. Jahrhundert vortrug.
Mahlers Wunderhorn-Lieder
„Des Knaben Wunderhorn“, so Klaus Simon in der Anmoderation des Abends, ist eine umfangreiche Sammlung von Volksliedtexten und -gedichten, die Anfang des 19. Jahrhunderts von Achim von Arnim und Clemens Brentano veröffentlicht wurden. Gustav Mahler hat daraus mehrere Gedichte vertont, die als „Mahlers Wunderhorn-Lieder“ bekannt sind, und hat damit das Genre des balladenhaft-humoristischen „Orchesterliedes“ erschaffen – auch weil er die Gedichte nicht nur übernahm, sondern diese künstlerischen umgestaltete. Aus diesem Fundus bearbeitete Klaus Simon einige Lieder für kleinere Kammerensemble-Besetzungen – also passend für das Sonderkonzert „Himmlische Freuden“ der Staatsbad Philharmonie Bad Kissingen .
Mit Katharina Ruckgaber
Deren Grundzusammensetzung wurde um weitere Instrumentalisten ergänzt, so dass sich insgesamt 16 Musikerinnen und Musiker auf der großen Bühne des Regentenbaus präsentierten. Mit Katharina Ruckgaber konnte für dieses Sonderkonzert eine junge, bereits renommierte Sopranistin gewonnen werden, die mit ihrer aparten Bühnenpräsenz den Volksliedern die lyrische Note gab. Insgesamt fünf Stücke präsentierte sie dem aufmerksamen Publikum, wobei sie gelegentlich gegen das forsche Orchester ansingen musste.
Rheinlegendchen
„Rheinlegendchen“, „Verlorene Müh’“, „Wer hat das Liedlein erdacht“, „Des Antonius von Padua Fischpredigt“ und „Lob des hohen Verstandes“ erklangen im weiten Rund des Max-Littmann-Saals und erzählten auf ironische Weise über einen Wettstreit von Kuckuck und Nachtigall, von Liebe und Streit, von versunkenen Ringen im Rhein oder der Vergesslichkeit bei Predigten.
Intensive Dirigentschaft
Mal leicht und beschwingt, mal kräftig und dynamisch, mal mit humorvoller Note, mal mit überraschenden, durchaus modernen Klangeffekten – das Orchester präsentierte bei den fünf Stücken die ganze Bandbreite der Mahlerschen Klangkunst. Deutlich sichtbar war auch die intensive Dirigentschaft von Klaus Simon , der nicht nur das Orchester sehr engagiert führte, sondern stets auch Katharina Ruckgaber mit Blickkontakt und aufforderndes Kopfnicken zugewandt war .
Mit dem Verklingen des letzten Tons blieb es still im Saal, bevor sich die Begeisterung des Publikums im stürmischen Applaus zeigte. Umso überraschender kam nach den fünf Wunderhorn-Liedern die Pause – erkennbar daran, dass nicht nur Dirigent und Sopranistin die Bühne verließen, sondern auch die Musikerinnen und Musiker.
In G-Dur
Harmonische Melodien, bildhafte Musiksprache und ein sehr abwechslungsreiches Klangbild zauberte die Staatsbad Philharmonie mit Gustav Mahlers 4. Sinfonie in weihevoller G-Dur-Stimmung in den großen Saal. Über alle vier Sätze hinweg schwelgten die Instrumente in Harmonie und Rhythmik, unterbrochen von konträren, verzierenden Zwischentönen, die aber die musikalische Einheit nicht zerstörten, sondern vielmehr ihren Spannungsbogen erweiterten.
Jedes Instrument hatte dabei seine Berechtigung, seinen Anteil am Ganzen und trotzdem Raum für das eigene Klangbild. Mal waren die Streicher das beherrschende Instrumentarium, die dann wiederum den Bläsern die Bühne überließen, bevor die – in intensiver Probearbeit erzeugte Orchestergemeinschaft – Mahlers Werk mal beschwingt, mal melancholisch, mal dramatisch Unheil verkündend intonierte.
Wie Wellen am Strand
Im vierten Satz präsentierte Katharina Ruckgaber das vertonte Gedicht „Der Himmel hängt voll Geigen“ aus „Des Knaben Wunderhorn“ – thematisch passend zur Dramaturgie der 4. Sinfonie und auslaufend in einem jubilierenden Finale, in dem die Musik verklingt als würden Wellen am Strande auslaufen: Stille – stürmischer Applaus – Abgang – eine Zugabe hätte die weihevolle Stimmung zerstört.
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