Dichtes Schneetreiben herrschte vor zehn Jahren, als das Bruder-Franz-Haus auf dem Kreuzberg seiner Bestimmung übergeben wurde. Zum zehnjährigen Jubiläum kamen wiederum viele Gäste, doch war die Zufahrt problemlos zu meistern, erinnerte die Leiterin der Kulturagentur Rhön-Grabfeld Astrid Hedrich-Scherpf an die ersten Stunden im Bruder-Franz-Haus.
Das Jubiläum wird mit einer Sonderausstellung gefeiert, in der 30 Künstler der Region, die auch schon in den vergangenen Jahren im Bruder-Franz-Haus vertreten waren, aktuelle Werke und beliebte Stücke aus ihrem kreativen Schaffen zeigen.
Doch zunächst blickten der stellvertretende Landrat Peter Suckfüll und Astrid Hedrich-Scherpf auf die vergangenen zehn Jahre zurück. Der Landkreis Rhön-Grabfeld beschloss 2006, das historische und denkmalgeschützte Gebäude von 1687 zu sanieren und als Anlauf- und Informationsstelle für Besucher multifunktional zu nutzen. Bisher habe es am Kreuzberg nämlich keinerlei Informationen über das Kloster, den Orden, über Natur und Besonderheiten der Region und der touristischen Freizeitangebote gegeben, erinnerte Suckfüll an die Anfänge, die nicht ohne Kritik vonstatten gingen. "Es sollte auf dem Kreuzberg ein neuer Ort der Begegnung, der Besinnung und des Erlebens, angelehnt an das Leitbild des Heiligen Franziskus, entstehen." Viele verschiedene Interessengruppen und ihre Vorstellungen waren an der Idee und Konzeption des Hauses beteiligt. Rund 2,4 Millionen Euro kostete die Sanierung des ehemaligen Gasthofes letztendlich, die von unterschiedlichen Stellen gefördert wurde.
Steigende Attraktivität des Hauses
Neben der Dauerausstellung und den touristischen Informationen verfügt das Bruder-Franz-Haus im Untergeschoss über eine Werkstatt für Mountainbiker und Duschen für Wallfahrer und Sportler. Im Obergeschoss befindet sich ein Versammlungsraum und Meditationsräume. Was allerdings zu Beginn nicht geplant gewesen sei, waren die vielen Sonderausstellungen. Mit dem Rhöner Krippenweg im Jahr 2009 begann es, und die Begeisterung riss seither nicht mehr ab. Einen großen Dank stattete Hedrich-Scherpf an das Team des Bruder-Franz-Hauses ab, für diese Idee und die seitdem hervorragend unkomplizierte Kooperation und Kommunikation. "Die Dauerausstellung und Sonderausstellungen profitieren voneinander", zeigte sie die Vorteile auf. Das Bruder-Franz-Haus verfüge nämlich über keinen eigenen Sonderausstellungsraum, und so kam das Team auf die Idee, die Exponate der Wechselausstellungen in der Dauerausstellung aufzustellen. "Die Angebotserweiterung sorgt bis heute für die Attraktivität des Hauses. Gerade die Sonderausstellungen erhöhen die Besucherzahlen", so Hedrich-Scherpf. 50 Sonderausstellungen habe es seither im Bruder-Franz-Haus gegeben, und das, obwohl kein Budget und keine Ausstattung vorhanden seien: "Es ist dem Herzblut des Teams und der Künstler zu verdanken."
Mannigfaltige Ausstellungen
Unter den bisherigen Ausstellungen waren Fotografien, Malerei, Ikonen, Bildhauerei, aber auch thematische Sonderausstellung zur Fastnacht, Maria oder der Weihnachtszeit. Durch die Religiosität und Spiritualität der Sonderausstellungen passen die Exponate in den Rahmen des Hauses, fügen sich in die Dauerausstellung ein, betonte die Leiterin der Kulturagentur. Das Bruder-Franz-Haus biete vor allem Künstlern der Region eine Plattform, die in den zehn Jahren ihrerseits ein enge Bindung an das Haus knüpften.
Im Durchschnitt kommen pro Jahr cirka 55.000 Besucher in das Bruder-Franz-Haus, mit steigender Tendenz, denn im vergangenen und diesem Jahr waren es über 60.000. "Keine andere museale Einrichtung in unserem Landkreis vermag dies zu verzeichnen", verwies Suckfüll auf die Bedeutung der Einrichtung. Jennifer Rother, die stellvertretende Geschäftsführerin der Rhön GmbH sieht im Bruder-Franz-Haus ein Gebäude der "leisen Töne", das dem Kreuzberg sehr gut tue.
Probleme
Im Vergleich zu den Ausstellungen und der Begeisterung über die hohen Besucherzahlen sind die Meditationsräume im Obergeschoss des Bruder-Franz-Hauses ein Stiefkind. "Sie werden sporadisch von einzelnen Personen angenommen und dann auch gezielt nachgefragt", meinte Carmen Zinßler-Maul vom Bruder-Franz-Haus Team. Pater Stanislaus Wentowski kam mit der Eröffnung des Bruder-Franz-Hauses als Seelsorger für diese Einrichtung auf den Kreuzberg. In den Jahren bis 2014, da wurde er Guardian des Klosters und übernahm neue Aufgaben, bot er vielfältige geistliche und spirituelle Begegnungen an. Ein Nachfolger ist derzeit nicht im Bruder-Franz-Haus und Pater Stanislaus wurde 2016 nach Vierzehnheiligen versetzt.
Externe meditative Angebote habe es zwar auch gegeben, erinnerte Zinßler-Maul, doch diese wurden letztlich als zu esoterisch angesehen und nicht fortgesetzt.
Zum Kloster Kreuzberg gehören derzeit neben dem Küster Bruder Ludwig und dem Konditor Bruder Wolfgang noch Pater Martin Domogalla (78), der derzeitige Guardian und Pater Georg Andlinger (75). Beide sind schon seit über 70 und versehen am Kreuzberg die traditionelle Seelsorge mit regelmäßigen Gottesdiensten und der Betreuung der Wallfahrer. Eigene Angebote im Bruder-Franz-Haus seien für sie nicht möglich. Pater Georg Andlinger verweist allerdings auf das nächste Provinzkapitel, dass im Frühjahr 2019 stattfinden wird und auch wieder personelle Veränderungen ermögliche. "Wenn der Kreuzberg gehalten werden soll, und davon gehe ich aus, ist es sinnvoll, mehr als zwei Senioren hier zu haben." Er werde sich jedenfalls dafür stark machen, dass weitere Seelsorger auf den Kreuzberg kommen und idealerweise auch ein Seelsorger für das Bruder-Franz-Haus. Doch der Orden habe immer weniger Mitglieder, und die werden immer älter, ob sich jemand für das Kreuzberg und das Bruder-Franz-Haus finde und auch entsendet werden könne, das konnte er zum derzeitigen Zeitpunkt nicht abschätzen.